Kirchheim

Musikalisches Feuerwerk entfacht

Konzert Das Landespolizeiorchester Baden-Württemberg und die Stadtkapelle locken rund 450 Besucher in die Kirchheimer Stadthalle. Von Daniela Haußmann

Das Benefizkonzert von Landespolizeiorchester Baden-Württemberg und der Stadtkapelle Kirchheim war ein Höhepunkt im Kulturprogra
Das Benefizkonzert von Landespolizeiorchester Baden-Württemberg und der Stadtkapelle Kirchheim war ein Höhepunkt im Kulturprogramm der Teckstadt. Foto: Daniela Haußmann

Jubelrufe und tosender Applaus - die Kirchheimer Stadthalle bebt von der ersten Konzertminute an. Mit Kompositionen von Antón Alcalde Rodriguez, James Barnes oder Harry Owen Reed rissen die Musiker der Kirchheimer Stadtkapelle und des Landespolizeiorchesters (LPO) Baden-Württemberg am Samstag das Publikum mit. Schon beim ersten Stück „La Corona d’Italia“ deutete sich an, dass dieser Abend etwas ganz Besonderes werden sollte. Als Dank für seine Ernennung zum Großritter der italienischen Krone durch König Vittorio Emanuele II. brachte Gioacchino Rossini 1868 diesen Marsch zu Papier. Bei der Darbietung des Stücks zauberte die Stadtkapelle mit Spielfreude, Witz und Temperament eine Spur der eingängigen Melodik und Zierfreude rossinischer Buffa-Opern in den Konzertsaal.

Mit der „Sinfonia No. 1 Marea Negra“ von Antón Alcalde Rodriguez stellten die Kirchheimer Musiker die Vielseitigkeit ihres Klangkörpers unter Beweis. Rodriguez war gerade zehn Jahre alt, als im November 2002 der Öltanker „Prestige“ havarierte. Bei dem Unfall liefen Tausende Tonnen Öl aus. Hunderte Kilometer spanischer, portugiesischer und französischer Küstenabschnitte wurden bei der Umweltkatastrophe verseucht. Dieses Ereignis lieferte dem Komponisten die Grundlage für ein Werk, das seinesgleichen sucht. Mit Effektin­strumenten gelang es der Stadtkapelle mit schwermütigen, dramatischen Klängen ein aktuelles Thema musikalisch so aufzuführen, dass es unter die Haut ging. Das anspruchsvolle Intermezzo, mit dem die Musiker im Verlauf von 45 Minuten aufwarteten, sorgte beim Publikum für Begeisterung.

Die Erwartungen an den Abend wurden auch nach der Pause nicht enttäuscht. Unter der Leitung von Stefan R. Halder stellten die 30 Berufsmusiker des LPO routiniert unter Beweis, dass sie in den Reihen der Berufsblasorchester in Deutschland ganz weit vorne mitspielen. Mit „La Fiesta Mexicana“ entführten die Musiker ihre Zuschauer ins ferne Mexiko. Komponist Harry Owen Reed hat in der anspruchsvollen Volkslied-Sinfonie seine Erfahrungen zusammengefasst, die er bei einem sechsmonatigen Aufenthalt in dem mittelamerikanischen Land gesammelt hatte. Das im Jahr 1949 entstandene Werk besticht durch temperamentvolle, fröhliche und spannungsgeladene Klangbilder, in denen sich Reeds Erinnerungen an Stierkämpfe, Tänze, Markt- und Tavernenszenen widerspiegeln. Die Profimusiker des LPO entfachten mit ihrem Spiel ein musikalisches Feuerwerk mexikanischer Lebenslust und Leidenschaft. Bei diesem agilen und dynamischen Stück sprang der Funke vom Orchester aufs Publikum über. Ein Beweis dafür war der lang anhaltende Applaus der überwältigten Konzertbesucher.

Einen weiteren Höhepunkt im Programm bildete die von James Barnes komponierte „Symphonic Overture“, die von der „U.S. Air Force Band“ anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens in Auftrag gegeben worden war. Das Werk enthält alles, was Blasmusik leisten kann: Von der Fanfare über Rhythmus bis hin zu großen Melodien. So sorgte das LPO für wippende Füße und im Takt nickende Köpfe. Sein furioses Finale fand der Konzertabend im gemeinsamen Spiel der beiden Orchester. Mit der energiegeladenen Volksmelodik der Komposition „Conga del Fuego Nuevo“ von Arturo Márquez endete ein äußerst kurzweiliges Musikerlebnis auf höchstem Niveau.

Organisiert hatte das großartige Konzert der „Häusliche Kinder- und Jugendhospizdienst“ mit Sitz in Kirchheim. Die Einrichtung begleitet Säuglinge, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die an einer lebensbedrohlichen oder -verkürzenden Erkrankung leiden. Sie stehen deren Geschwistern und Eltern unterstützend zur Seite. „Wir helfen aber auch Kindern und Jugendlichen, deren Angehörige schwer erkrankt sind, beim Abschied nehmen und begleiten sie beim Verarbeiten ihres Verlustes“, erklärte Georg Hug, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Kinderhospizdienst. Um diese wertvolle Arbeit fortführen zu können, ist die Einrichtung auf Spenden angewiesen. Der Konzerterlös fließt deshalb vorrangig in die Fort- und Weiterbildung der 25 Ehrenamtlichen, die sich mit viel Hingabe der Sterbe- und Trauerbegleitung von jungen Menschen widmen. Das LPO unterstützt seit vielen Jahrzehnten Vereine und Projekte, die einen sozialen Zweck verfolgen, mit Benefizkonzerten. Die Profis sind gefragt. Deshalb freute sich Georg Hug umso mehr, dass die Künstler den „Häuslichen Kinder- und Jugendhospizdienst“ ausgewählt haben.