Kirchheim

Vokalpercussion und Gitarrenriffs

Musik „Chris Kramer & Beatbox ‘n‘ Blues“ brachten die Kirchheimer Bastion zum Beben. Drei Meister ihres Fachs standen auf der Bühne – zusammen ein virtuoser Wahnsinn. Von Sabine Ackermann

Von rechts: Chris Kramer mit Gitarre und Blues Harp, Gitarrist und Rampensau Sean Athene und Beatboxer Kevin O Neal sorgten in d
Von rechts: Chris Kramer mit Gitarre und Blues Harp, Gitarrist und Rampensau Sean Athene und Beatboxer Kevin O Neal sorgten in der Bastion für einen innovativen Musik-Mix. Foto: Sabine Ackermann

Aber hallo! Drei versierte und innovative Musiker, ein Blues-Barde und zwei junge Wilde, die sich am Ende ihrer mit Leidenschaft präsentierten Spielkunst von jedem Einzelnen persönlich per Handschlag verabschiedeten. Ein Zeichen von Bodenständigkeit und dass sie sich im Gewölbekeller wohlgefühlt haben.

Mit der Frage „Was macht der alte Sack zwischen den beiden gut aussehenden Männern“ stellt Bandleader Chris Kramer gleich zu Beginn seinen Humor unter Beweis. So steckt in dem 50-Jährigen, der europaweit als Koryphäe für die Mundharmonika gilt, durchaus auch ein launiger Geschichtenerzähler. Das Trio komplett machen Beatboxer Kevin O Neal sowie Gitarrist Sean Athene. Alle drei Vollblutmusiker stammen aus Nord­rhein-Westfalen.

„Eine außergewöhnliche Band an einem außergewöhnlichen Ort“, so Chris Kramer und legt mit dem „Harpe-Boogie“ los. Traditioneller Blues in Perfektion trifft auf atemberaubenden Beatboxsound und jaulende Gitarrenriffs in allen Höhen und Tiefen. Raffiniert, die mitunter per Fuß genutzte Klangregelung an zwei Effektgeräten, die beispielsweise mit einem Nachhall für spannende Soundfacetten sorgen. Als harmonisch agierendes Team beweist das Trio, dass sein innovativer Musik-Mix aus unterschiedlichen Genres und Epochen ein durchaus rhythmisches Klang­erlebnis ist. Die waghalsige Idee, rauchig gesungenen Blues, den unnachahmliche Sound einer Harp, begleitet von zuweilen zwei Gitarren, mit einer artfremden Beatbox und Hip-Hop-Elementen zu kreuzen, funktioniert auch in der Bas­tion bombastisch. Egal, ob melodisch mit viel Gefühl oder als heftig zur Sache gehender Liveact, jedes Stück wird vom groovenden Publikum honoriert.

Selbst wenn Bandleader Chris Kramer ein „alter Hase“ ist, fungiert er zwischendurch als singender „Froschkönig“ mit der Gitarre in der Hand und Blues in der Stimme - „Ich seh‘ aus wie ein Frosch aus der tiefsten Provinz, musst mich nur küssen - und schon bin ich dein Prinz.“

Schlagzeug vermisst niemand

Das hat was, Blues mit deutschem Text und Reibeisenstimme. Gleichfalls ein Ohrenschmaus - das melodische „Benedicita“ und „Go with the flow“ - Gänsehaut pur. Chris Kramer ist ein Allroundtalent und hat neben seiner Musik außerdem mehrere Mundharmonika-Bücher geschrieben, um Kinder für diese Musik zu begeistern.

Das fehlende Schlagzeug wird von keinem vermisst. Schließlich gibt es ja Kevin O Neal, der vormals bei der Sparkasse seine Brötchen verdiente. Angenehm bescheiden, wie der zweifache Beatboxmeister dem Publikum erklärt, wie er die abgefahrenen Beats ausschließlich mit seiner Stimme erzeugt und wie aus seinen Worten „Böse Katze“ durch das Weglassen der Vokale Michael Jacksons „Beat it“ wird. Bei seinem anschließenden Solo-Spot haut der sympathische „Kehlkopf-Akrobat“ so richtig einen raus. Er legt sechs verschiedene Beats über- und nebeneinander und schafft es scheinbar mühelos, mit seinen überlappenden Lauten durch Lippen, Zunge und wanderndem Mikro um den Hals variationsreiche Rhythmen erklingen zu lassen. Einfach nur unfassbar, wie das geht.

Dann ist da noch Sean Athene. Er fasziniert musikalisch als energiegeladene „Rampensau“ nicht nur mit seinem rasiermesserscharfen Gitarrenspiel, das bisweilen an die ganz Großen erinnert, sondern aufgrund seiner sekündlich wechselnden Mimik auch visuell. Ganz offensichtlich - dieser Mann lebt für jeden einzelnen Ton und scheint mit seinem Instrument zu verschmelzen. Und das so präg­nant, dass man immer wieder gewillt ist, eher auf sein Gesicht als auf seine genialen E-Gitarren-Akrobatik zu achten. Fazit: Bei keinem der Musiker muss man mit Superlativen geizen und Respekt an das Bastions-Team, dieses Trio nach Kirchheim zu holen.