Kirchheim

Von allem ebbes mit den Gscheidles

Humor Echte Schwaben aber auch „Rei-gschmeckte“ konnten ihre Schwäbischkenntnisse beim Kabarett in der Kirchheimer Stadthalle verfeinern. Von Stefanie Klink

Alois und Elsbeth Gscheidle sorgten mit ihrem schwäbischen Kabarett für einen Abend voller Gelächter.Foto: Markus Brändli
Alois und Elsbeth Gscheidle sorgten mit ihrem schwäbischen Kabarett für einen Abend voller Gelächter.Foto: Markus Brändli

Auch für Menschen mit anderer dialektaler Färbung sei das Programm geeignet, meint „Alois“-Darsteller Marcus Neuweiler. Im schlimmsten Fall ist er immer bereit, die schwäbischen Vokabeln simultan zu übersetzen, so werden „Dubbl“ und „greane Härla“ („grüne Härchen“) auch für Nicht-Schwaben schnell verständlich.

Im Herbst jährt sich die gemeinsame Arbeit von Birgit Pfeiffer, die Elsbeth Gscheidle spielt, und Marcus Neuweiler bereits zum 28. Mal. Auch im Fernsehen hatte das Duo schon Auftritte, so bei Frank Elstner.

Beide haben mit dem Theaterspielen begonnen, bevor sie sich auf das Kabarett, oder wie sie sich auch ausdrücken, einer Mischung aus Klamauk und Comedy, konzentriert haben. Mit den von ihnen gespielten Szenen greifen sie Alltagssituationen auf und nehmen sie mit einem Augenzwinkern und ganz viel schwäbischem Lokalkolorit auf die Schippe. Ihr Ziel ist es, eine Geschichte zu erzählen, aber eben auch durch Beobachtung den Leuten einen Spiegel vorzuhalten.

Ob es die schwäbische Kehrwoche ist, bei denen sich zwei befreundete und/oder befeindete Nachbarinnen streiten und nach einigen überraschenden Wendungen nicht mehr klar ist, worum es eigentlich ging. Oder absurde Unterhaltungen im Wartezimmer eines Arztes - die Gscheidles karikieren den schwäbischen Alltag.

Wenn Elsbeth ihren Gatten lautstark ankeift „I ko au mei Gosch halta!“ fühlt man sich an mit Kittelschürzen bewaffnete Hausfrauen, die sich konspirativ am Straßenrand versammeln, erinnert: „Was et alles romsprengt em Flecka!“

Souverän wird das Publikum ins Programm mit einbezogen und spontane Aktionen spielerisch eingebaut: Eigentlich machen die Gscheidles nämlich ­„Dianscht“ für das Deutsche Rote Kreuz und wollen nur die Veranstaltung sichern, wie sie den Zuschauern gleich zu Beginn erklären. Und so findet sich einer der Zuschauer plötzlich - von Elsbeth buchstäblich abgeschleppt - auf der Bühne wieder. Alois: „Der hot gmoint, er ko sich henta neihocka ond isch do sicher!“ und Elsbeth: „Der hot mr glei gfalla!“

Elsbeth muss den bemitleidenswerten Zuschauer nach Anweisungen aus dem „DRK-Handbuch“ in die stabile Seitenlage bringen, was sich als echte Herausforderung erweist - vor allem, wenn das Bein durch den angewinkelten Arm geführt werden soll. Als es, wie zu erwarten, nicht klappt, wird der Proband von einer enttäuschten Elsbeth zurück an den Platz verfrachtet: „I hoff, mir hen nix verboga!“

Während Elsbeth in ohrenbetäubendem Tonfall über die übergewichtige Nachbarin lästert, die 30 Kilo Übergewicht am „Hentra“ trägt und trotzdem immer Leggings mit Gänseblümchen anzieht, präsentiert sie selbst sich in einem extrem unvorteilhaften Ensemble aus gestreiftem Body, Leggings im Tigerlook und rosafarbenen Stulpen: „I dät mi et traua, so was zu traga!“ resümiert Elsbeth.

Derart reflektiert geht es weiter: Was macht man, wenn man einen Fünfjahresvertrag mit dem Fitnessstudio abgeschlossen hat, aber nur noch sechs Kilo abnehmen will? Interessant auch die Anglizismen - von Alois als „Britannisch“ bezeichnet -, die unbeschwert in eine schwäbische Form gepresst werden: Elsbeth beschwert sich über den „Body-Mess-Index“, oder „Sing-Le-Frauen“ und empfiehlt im nächsten Atemzug die Zubereitung von Smoothies, den sogenannten „Smusis“.

Nicht nur die Sprache, auch die Rollen, in die die beiden fortwährend schlüpfen, sind mannigfaltig: ob DRK-Repräsentanten, Bauarbeiter oder Hausmeister. Und das machen die beiden so überzeugend, dass sie einmal sogar für echte DRK-Einsatzhelfer gehalten wurden, erzählen sie.

In ihrem Programm bringen Birgit Pfeiffer und Marcus Neuweiler vollen Körpereinsatz. Ob es darum geht, dass Elsbeth ein Glas Bier auf der Bühne in einem Zug leer trinkt oder, wie auch schon passiert, die beiden unter erschwerten Bedingungen auftreten - Birgit Pfeiffer in hochschwangerem Zustand, Marcus Neuweiler verletzt - die beiden lassen sich nicht aufhalten. In diesem Sinne bedanken sie sich am Schluss beim Publikum, dass dieses gekommen und stattdessen nicht auf dem Sofa „rom­pflatscht“ sei.