Kirchheim

Was braucht man für Erfolg? Leidenschaft und langen Atem

BDS-Herbstempfang Die Kirchheimer Firma Leki ist Weltmarktführer in Skistöcken. Wie man es so weit bringt, erzählt die Chefin anderen Kirchheimer Unternehmern. Von Peter Dietrich

Der Herbstempfang des Bunds der Selbstständigen zieht viele Unternehmer und Politiker aus dem Raum Kirchheim an. Fotos: Peter Di
Der Herbstempfang des Bunds der Selbständigen zieht viele Unternehmer und Politiker aus dem Raum Kirchheim an. Foto: Peter Dietrich
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Waltraud Lenhardt. Foto: Peter Dietrich

Zum Herbstempfang des Bunds der Selbstständigen Kirchheim (BDS) gehört er einfach dazu - der Bericht eines Unternehmers. Im Henninger-Saal der Kreissparkasse kam er diesmal von Waltraud Lenhart, Geschäftsführerin von Leki. „Lenhart Kirchheim“ - wie sich der Name übersetzen lässt -trägt zwar den Ort schon im Namen, doch die Firmengeschichte begann eigentlich in Dettingen.

Die Holzdrechslerei des Schwiegervaters von Waltraud Lenhardt fertigte ab 1948 Buchstaben für den Plakatdruck. Dann wurde in eine Metallformerei umfirmiert und eine Spritzgussmaschine gekauft. Der erste Kontakt mit Stöcken kam durch Zulieferteile. Die Gebäude wurden zu klein, das passierte später noch häufiger, so kamen die Umzüge nach Kirchheim in die Waldstraße und in die Jesinger Straße zustande. Ganz zum Schluss hatte die Firma dort Zelte aufgebaut. „Der Versand wurde draußen auf der Rampe gelagert, wir haben stets gehofft, dass es nicht regnet“, erzählt die Unternehmerin. Weil es kein passendes Grundstück gab, stand der Wegzug aus Kirchheim zur Diskussion - doch dann wurde im hintersten Eck der Bohnau gebaut.

60 Mitarbeiter in Kirchheim, 200 in Tschechien

Heute arbeiten beim Weltmarktführer Leki gut 60 Mitarbeiter am Standort Kirchheim. Die Produktion mit über 200 Mitarbeitern ist seit 2000 komplett in Tschechien. Rund 1,3 Millionen Ski-Stöcke werden dort jährlich hergestellt. Glaubt man Waltraud Lenhardt, liegt die Verlagerung ins Nachbarland nicht am Lohn. In Kirchheim fehle das Personal.

Ihr Schwiegervater und ihr Ehemann, der 1984 alleiniger Geschäftsführer wurde, waren Tüftler. Für sie mussten Dinge ordentlich funktionieren. Verstellbare Stöcke gab es schon von anderen, aber diese fand der Schwiegervater gar nicht gut und machte es 1974 besser. Zehn Jahre später erfand Waltraud Lenharts Mann einen neuen Markt, der saisonunabhängig machte: Wanderstöcke. Er zwang seine damals 15 Mitarbeiter nach Garmisch zum Stöcke testen. „Das war voll peinlich, aber der Erfolg gibt uns Recht.“ Das 2006 eingeführte Trigger-System für Biathlon-Sportler konnte bis jetzt keiner kopieren. Heute werden Stöcke gefaltet, ihr Wissen nutzt die Firma seit zwei Jahren auch für faltbare Möbel. Auf einem Werbefoto sitzt einer mit dem Faltstuhl auf der Felsspitze. „Das Bild ist kein Fake, der saß wirklich da.“

Erstaunlich bodenständig

Was braucht man für den Erfolg? Leidenschaft für die Sache und einen ganz langen Atem, sagt Waltraud Lenhart - und eine große Vorstellungskraft, wie ein Produkt einmal aussehen solle. Man könnte Mut ergänzen: Diesen bewies die Unternehmerin, als sie nach einem Unglück ihres Mannes die Firma fortgeführt hat. Mit ihrem Team, wie sie betont. Die Wertschätzung für ihre Mitarbeiter ist immer wieder herauszuhören. Bei allen Kontakten in den Spitzensport, bei aller internationalen Tätigkeit ist die Unternehmerin erfrischend bodenständig geblieben.

Sie erzählte auch von Umwegen: Bei der ersten Werbeanfrage war die Firma bei den deutschen Skiläufern rausgeflogen. „Als dann Schweizer Sportler mit unseren Stöcken erfolgreich waren, wurde auch der Deutsche Skiverband gnädiger.“ Heute sind 500 Rennläufer unter Vertrag. Wer die Stimme von Felix Neureuther hören will, muss nur außerhalb der Bürozeiten bei Leki anrufen.

Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker sagte, die Stöcke von Leki seien zur Währung geworden, ein Referent habe sie ihr als Bezahlung vorgeschlagen. Sie sorgte auch mit einer Untersuchung der Nürtinger Hochschule für Schmunzeln: 96 Prozent der Nürtinger kauften mehrfach im Jahr in Kirchheim ein, aber nur 48 Prozent der Kirchheimer in Nürtingen. Die Pro-Kopf-Kaufkraft der Kirchheimer liege mit 7 175 Euro deutlich über dem Bundesdurchschnitt, das Geld müsse nur in Kirchheim bleiben. Matt-Heidecker kündigte beim BDS-Herbstempfang ein regionales Gewerbegebiet und einen Wettbewerb fürs Bahnhofsgelände an, mit einem modernen Busbahnhof und eventuell einem Hotel.