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Bald Flüchtlinge in der Herberge

Gemeinde Notzingen will Asylbewerber im Gasthaus „Lamm“ in Wellingen unterbringen

Seit 1852 ist das Gasthaus „Lamm“ in Wellingen in der Hand der Familie Deuschle. Diese Ära geht nun offenbar zu Ende: Die Besitzer haben den Gasthof an die Gemeinde Notzingen verkauft. Künftig sollen dort Asylbewerber leben.

Beim Gasthaus „Lamm“ steht offenbar ein Besitzerwechsel an. Zum Grundstück gehört der Hof, auf dem aktuell Wohnwägen stehen.Foto
Beim Gasthaus „Lamm“ steht offenbar ein Besitzerwechsel an. Zum Grundstück gehört der Hof, auf dem aktuell Wohnwägen stehen.Fotos: Ralf Just

Notzingen. Noch fehlt die Unterschrift unter dem Kaufvertrag, doch die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Der Gasthof „Lamm“ in Wellingen wechselt nach 164 Jahren den Besitzer. Die Gemeinde Notzingen kauft der Familie Deuschle ihr Areal ab, um dort Asylbewerber unterzubringen. Die Zeit drängt. Schließlich muss Notzingen in diesem Jahr 100 Plätze für Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge schaffen.

Aktuell ist der Gasthof mit Pension noch in Betrieb. Er ist Anlaufpunkt für Wandergruppen und Schauplatz von Familienfeiern. Die 16 Zimmer werden überwiegend an Monteure vermietet.

Dass Familie Deuschle das traditionsreiche Gasthaus verkaufen wollte, war kein Geheimnis. Als die Flüchtlingszahlen stiegen, hatte Lammwirt Wilfried Deuschle das Gasthaus zunächst dem Landkreis Esslingen zum Kauf angeboten. Der Deal scheiterte am Preis. Auch der Aufwand, das in die Jahre gekommene Gebäude beim Brandschutz auf den neuesten Stand zu bringen, war dem Landratsamt offenbar zu groß.

Der anstehende Besitzerwechsel sorgt im Dorf für wilde Spekulationen. Mutmaßlich hat es schon ein Treffen besorgter Bürger gegeben. Details sind momentan noch nicht bekannt. „So lange der Kaufvertrag nicht unter Dach und Fach ist und wir das Gebäude noch nicht mit Experten begutachten konnten, können wir nichts Genaues sagen“, bittet Bürgermeister Sven Haumacher um Verständnis. Noch gehöre der Gemeinde das Gasthaus nicht. Der Kauf könne auch noch scheitern, wenn sich der Lammwirt im letzten Moment gegen den Verkauf entscheide. Sobald Fakten geschaffen sind, wird es eine Bürgerinformationsveranstaltung für alle Notzinger und Wellinger geben.

Bis dahin bleiben die allermeisten Fragen offen. Unklar ist sowohl, wie viele Menschen in der Unterkunft wohnen sollen, als auch, welche Pläne die Gemeinde über das bestehende Gebäude hinaus mit dem Areal verfolgt. Hinter dem Gebäude mit den 16 Zimmern und dem Gaststättenteil liegt ein großer Hof, auf dem Reiselustige gegen Gebühr ihre Wohnwägen abstellen können. Nicht geklärt ist außerdem, ob im einstigen „Lamm“ Asylbewerber wohnen werden, für die der Landkreis zuständig ist. In diesem Fall würde die Gemeinde als Eigentümerin des Gebäudes Zimmer an den Landkreis vermieten. Die andere Möglichkeit ist, dass dort anerkannte Flüchtlinge leben, für deren Unterbringung die Gemeinde selbst zuständig ist.

Sicher ist eigentlich nur eines: Von heute auf morgen passiert gar nichts. „Es ist einiges zu sanieren. Auch der Brandschutz muss auf den neuesten Stand gebracht werden“, sagt Haumacher. Die nächste Gemeinderatssitzung findet am Montag, 18. Januar, statt. Bisher steht das Thema nicht auf der öffentlichen Tagesordnung.

Restaurant Lamm in Notzingen -Wellingen, Abstellplatz für Wohnwägen hinter dem Gebäude
Restaurant Lamm in Notzingen -Wellingen, Abstellplatz für Wohnwägen hinter dem Gebäude