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Baustart lässt nur drei Klassen zu

Kirchheimer Gemeinschaftsschule im Rauner kann vielleicht nicht alle Anmeldewünsche erfüllen

Noch keine fünf Monate ist es her, dass an der Raunerschule die erste Kirchheimer Gemeinschaftsschule an den Start gegangen ist. Schulleiter Gerhard Klinger zieht eine erste Zwischenbilanz und blickt verhalten optimistisch in die Zukunft.

Hoch konzentriert arbeiten Fünftklässler an der Kirchheimer Raunerschule an ihren Aufgaben. Dieses Arbeiten bei freier Einteilun
Hoch konzentriert arbeiten Fünftklässler an der Kirchheimer Raunerschule an ihren Aufgaben. Dieses Arbeiten bei freier Einteilung und auf jeweils eigenem Niveau ist ein wesentlicher Bestandteil des Gemeinschaftsschulkonzepts.Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Überwältigend war vor einem Jahr der „Erfolg“ der Kirchheimer Gemeinschaftsschule, wie er sich in den Anmeldezahlen niederschlug. 90 Schüler und deren Eltern hatten sich für die neue Schulform entschieden, sodass im September insgesamt vier 5. Klassen gebildet wurden, Bislang ist nur ein Abgang zu verzeichnen, wobei es sich eigentlich gar nicht um einen Abgang handelt, sondern um einen Nicht-Antritt. „Unsere vier Klassen haben sich als sehr stabil erwiesen“, sagt Rektor Gerhard Klinger.

Wie es im kommenden Schuljahr weitergehen soll, lasse sich derzeit aber nicht sagen. Die Anmeldetermine sind am Mittwoch, 16. März, und am Donnerstag, 17. März. Zwei Wochen zuvor, am Donnerstag, 3. März, präsentiert sich die Raunerschule an einem Tag der offenen Tür. Und wenn sich danach wieder 90 Schüler oder gar mehr anmelden? Dieses Mal ist es anders: Es wird ganz bestimmt keine zusätzliche Klasse mehr eingerichtet. Es muss bei drei neuen Eingangsklassen bleiben. Das heißt, die Raunerschule kann für ihre Gemeinschaftsschule im Schuljahr 2016/17 maximal 84 neue Fünftklässler aufnehmen.

Der Grund für diese Beschränkung ist der beginnende Umbau auf dem künftigen Rauner-Campus. „Wir verlieren erst einmal unseren kompletten Bau D für den Ganztagsbereich“, gibt Gerhard Klinger Einblick in die Planungen. Der Baubeginn sei für August oder September vorgesehen.

Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker bestätigt die besondere Klemme, in der sich die Kirchheimer Gemeinschaftsschule befindet: „Die jetzige Vierzügigkeit zeigt zwar, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aber eine weitere Vierzügigkeit ist derzeit leider nicht möglich.“ Sollten also mehr als 84 Kinder angemeldet werden, seien Schüler von auswärts „umzuleiten“, in Absprache mit dem Schulamt. Kirchheimer Kinder dagegen könnten sicher davon ausgehen, einen Platz in der Raunerschule zu erhalten.

Nach den aktuellen Zahlen lässt sich dieses Versprechen durchaus einhalten: „Grob zwei Drittel“ der jetzigen Fünftklässler seien Kirchheimer, schätzt der Rektor. Sollten sich also wieder rund 60 Kirchheimer Kinder anmelden, blieben noch über 20 freie Plätze für Schüler von außerhalb.

Der Erfolg der Schulart hängt aber nicht nur von den Anmeldezahlen ab, sondern auch von der Bildungsempfehlung der Kinder. Ein Problem: Die Schule bekommt diese Empfehlung gar nicht zu sehen. Sie kann deshalb auch keine „gemischten“ Klassen bilden. Die richtige Mischung ist ohnehin schwer zu treffen. Wichtig wäre eigentlich, dass je ein Drittel der Schüler eine Gymnasial- und eine Realschulempfehlung mitbringt. Die Realität sieht aber anders aus: „Zwei Drittel unserer Fünftklässler sind Werkrealschüler“, sagt Gerhard Klinger. Ein Viertel seien Realschüler. Bleibt rein rechnerisch noch ein Zwölftel übrig. Je nach Fach seien es maximal zehn Schüler, deren Übungen das Gymnasialniveau erreichen.

Was das freie Lernen betrifft, eine der wesentlichen Neuerungen der Gemeinschaftsschule, habe es eine Zeit lang gedauert, bis sich die Schüler an die Freiheiten gewöhnt hatten – zumal es ja nicht darum geht, Freiheiten zu genießen. Vielmehr sind die Schüler gefordert, sich selbst in die Pflicht zu nehmen. Das habe sich aber überwiegend eingespielt, so wie sich auch die Klassen untereinander gut zusammengefunden haben.

Was für Gerhard Klinger noch völlig unwägbar ist, sind die politischen Weichenstellungen nach der Landtagswahl am 13. März: „Die Frage ist, wie es nach der Wahl mit der Personalausstattung der Gemeinschaftsschulen weitergeht. Wenn man uns bei der individuellen Betreuung nicht weiterhin besonders fördert, dann ist es nicht mehr das, was man sich von dieser Schulart eigentlich verspricht.“