Ebersbach. Die Belegschaft des Ebersbacher Automobilzulieferers Accuride, vormals Südrad, will kämpfen, um die für Mitte 2020 angekündigte Werksschließung doch noch abzuwenden. Ende des Monats ist eine große Demonstration geplant. Der Betriebsrat ist derzeit dabei, detaillierte Informationen von der Geschäftsleitung anzufordern, auf deren Basis er dann Alternativvorschläge zur Schließung erarbeiten will. „Wir sind total überrumpelt worden von der Ankündigung, das Werk zu schließen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Jens Zemihn. „Der Paragraf 111 des Betriebsverfassungsgesetzes gibt uns das Recht, erst nach Alternativen zu suchen, bevor man das Wort Werksschließung überhaupt in den Mund nimmt“, sagt Zemihn.
Die bisher von der Geschäftsleitung vorgelegten Informationen seien noch lückenhaft, beklagt er. Vergangene Woche saßen die Betriebsräte fünf Stunden lang zusammen, um zu beraten, wie es weitergeht. Auch ein Gespräch mit dem Ebersbacher Bürgermeister Eberhard Keller war angesetzt. Für den Betriebsrat des einstigen Ebersbacher Traditionsunternehmens ist die Marschrichtung klar: „Unser vorrangiges Ziel ist es, den Standort zu erhalten. Deshalb wollen wir auch nicht über Interessenausgleich oder Sozialplan verhandeln“, unterstreicht er.
Man habe die Hoffnung, zumindest am Zeitplan noch etwas zu ändern: „Wir haben eine Menge älterer Beschäftigter, da sind wir über jeden Monat froh.“ Ende Januar, hofft er, werde man in Verhandlungen mit der Geschäftsführung über Alternativen einsteigen können, sofern alle nötigen Unterlagen vorliegen. Die Stadt Ebersbach werde den von der Schließung bedrohten 300 Mitarbeitern und ihren Familien helfen wo sie kann, unterstreicht Bürgermeister Eberhard Keller.
Die Möglichkeiten der Stadt seien jedoch begrenzt, in erster Linie seien nun Firmenleitung und Arbeitnehmervertreter am Zug. Er werde im Gespräch mit dem Betriebsrat ermitteln, wo die Stadt unterstützen könne. Er denke zum Beispiel an ein spezielles Beratungsangebot der Rentenberatungsstelle, die bei der Stadt angesiedelt ist.
„Südrad war und ist ein Identifikationspunkt in der Stadt, deshalb ist es traurig, was geschieht“, sagt er. Es mache deutlich, welche Herausforderungen der Strukturwandel in der Industrie mit sich bringe. Ingrid Zeeb