Weilheim · Lenningen · Umland

„Die ganze Welt in einem Topf“

International kochen, fair einkaufen: Kulinarischer Abend macht den Auftakt zu den elften Frauenkulturtagen

Gemeinsam kochen macht Spaß und verbindet.Foto: Markus Brändli

Gemeinsam kochen macht Spaß und verbindet.   Foto: Markus Brändli

Kirchheim. Gelächter und das Klirren von Sektgläsern dringen aus dem zweiten Stock des Vogthauses. Wer sich vorsichtig nähert und durch die Türe lugt, erhascht den Blick auf eine bunte Gruppe von Frauen, die miteinander anstoßen, sich rege unterhalten und auf den Kochabend freuen, der den Auftakt zu den elften Frauenkulturtagen darstellt. „Dieser kulinarische Abend findet zum ersten Mal statt und ist auch für uns ein Experiment“, erzählt Organisatorin Sabine Bur am Orde-Käß von den Grünen. „Es soll einfach ein Abend zum Essen und Genießen werden.“

Immer mehr Frauen trudeln ein, um einen geselligen Abend zu verbringen. Diesen eröffnet die Sängerin Lynette Haynes, die den Raum mit ihrer Gitarre in sanfte Klänge hüllt. Die Stimmen der Gäste verstummen, als die Stuttgarterin ihre selbst komponierten Lieder anstimmt. Die Titel „Wonder“, „Moonlight love“ und „Like a river“ habe sie spontan ausgewählt, verrät die Sängerin, die schon seit fünfzehn Jahren mit ihrer Musik in der Öffentlichkeit auftritt.

Jetzt aber ran an die Kochtöpfe! Die meisten wissen bisher nur, dass unter dem Motto „International kochen, regional und fair einkaufen“ gekocht wird. Wohin die kulinarische Reise geht, gibt die Köchin Annemarie Strugalla-Engert preis: Auf den Teller kommt das marokkanische Gericht Kichererbseneintopf mit Couscous und zum Nachtisch Apfel-Crumble. „Marokkanische Gerichte sind einfach toll mit ihren vielen Gewürzen“, schwärmt Strugalla-Engert. „Außerdem ist das Gericht ganz leicht nachzukochen.“

Die Ersten rufen schon entschlossen „Jetzt fangen wir einfach mal an!“ und suchen sich ihren Platz in der Küche, die auf einmal ziemlich klein wirkt. Aber die Kochlustigen wissen sich zu organisieren, Rufe und Anweisungen fliegen hin und her: „Ich schneide die Zwiebeln!“ und „Erst wird Hände gewaschen!“ tönt es aus dem allgemeinen Tumult. Schon bald haben sich Grüppchen formiert, die sich den unterschiedlichen Aufgaben stellen.

Zwischen Schnippeln, Schälen, Würzen und Probieren fällt es leicht, ins Gespräch zu kommen. „Es ist gesellig und man lernt noch was dabei“, schwärmt eine Teilnehmerin, während sie Zwiebeln in kleine Stückchen schneidet. Sie ist immer wieder erfreut, wie viele verschiedene Frauen es in Kirchheim gibt. „Ich wohne schon seit knapp vierzig Jahren hier und habe das Gefühl, erst ein Drittel der Frauen zu kennen“, schmunzelt die Alteingesessene, die gerne neue Bekanntschaften knüpft. Auch der Grünen-Landtagsabgeordnete Andreas Schwarz als einziger Mann in der Runde gibt sich nicht zimperlich und schlägt sich wacker beim Schälen. Daneben wird emsig am Koriander gerupft. „Das riecht sehr gut“, schwärmt eine Köchin. „Aber nicht jeder mag die Pflanze“, weiß eine andere. Auch hier sind sich die Frauen einig: „Es ist eine schöne Atmosphäre mit der Musik und den vielen Frauen!“

Gekocht wird mit regionalen Zutaten aus dem Weltladen. Songard Dohrn vom Eine-Welt-Verein Kirchheim liegen benachteiligte Produzenten am Herzen. „Es muss aber nicht nur den Bauern in Afrika geholfen werden, sondern auch vor Ort. Fair beginnt vor unserer Haustür!“, betont sie überzeugt. Deshalb ist sie erklärter Fan sogenannter „Regio-Fair-Produkte“ wie dem Apfel-Mango-Saft, der auch an diesem Abend gerne getrunken wird. „Die Äpfel kommen von heimischen Streuobstwiesen und die Mangos fair gehandelt von den Philippinen. So muss gerechte Globalisierung aussehen: Jeder gibt etwas dazu.“ Auch die heutige Mischung hat es ihr angetan: Es wird mit regionalen Produkten exotisch und international gekocht. „Da kommt die ganze Welt in einem Topf zusammen“, lächelt sie.

In besagtem Topf ist das Essen inzwischen mit vereinten Kräften fertig geworden. Hungrig zieht die Gesellschaft in den Essenssaal, wo sich jeder reichlich aus dem Kessel schöpfen darf. Miteinander schmeckt es gleich doppelt so gut. „Etwas in Gemeinschaft zu machen – das ist hier das Wichtigste!“, fasst Songard Dohrn zusammen.

INFO

Bis zum 13. März laden die Frauenkulturtage zu einem abwechslungsreichen Programm ein. Als nächstes steht am 4. März um 19.30 Uhr im Spitalkeller eine Podiumsdiskussion zur Landtagswahl an.