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Die Kirche ist wieder im Dorf

Zum Erntedankfest wurde die Matthäuskirche in Lindorf wieder eingeweiht

Ein halbes Jahr musste improvisiert werden, jetzt ist die Lindorfer Matthäuskirche samt zugehörigem Gemeindesaal wieder am Start.

Auch die Kleinsten aus dem Kindergarten zeigen sich bei der Wiedereinweihung der Lindorfer Matthäuskirche in einem neuen Licht.F
Auch die Kleinsten aus dem Kindergarten zeigen sich bei der Wiedereinweihung der Lindorfer Matthäuskirche in einem neuen Licht.Foto: Günter Kahlert

Kirchheim. Rosemarie Fröhlich-Haug freute sich und wirkte sichtlich erleichtert. Die Pfarrerin der Lindorfer Matthäuskirche konnte wie geplant zum Erntedankfest „ihr“ Gotteshaus wieder einweihen. Auch Renate Kath, die Dekanin der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Kirchheim, war zufrieden. „Jetzt haben wir nach der Christuskirche auch unsere Lindorfer Baustelle erledigt.“ Damit seien bis auf die Kirchheimer Martinskirche alle Gotteshäuser in einem sehr guten Zustand. „Und auch die schaffen wir noch“, gibt sich die Dekanin zuversichtlich.

Die Mängel in Lindorf wurden im Lauf der Jahre immer offensichtlicher, schon bevor 2013 Rosemarie Fröhlich-Haug das Amt übernahm. Marode Leitungen, vergraute Wände, kaputte Heizungen, fehlende Dämmung – die Liste war lang. „Als dann die ersten Defekte im Sicherungskasten auftauchten, habe ich Hilfe geschrieen“, erzählt die Pfarrerin. Jetzt jedenfalls ist alles wieder tipptopp, und mit den hellen Decken statt der dunklen Holzvertäfelung wirkt der kleine Kirchenraum größer und einladender. Und man hat sogar mit den neuen Leuchten ein raffiniertes Lichtkonzept realisiert. Es lassen sich über ein spezielles Steuerpult die Lichtstimmungen in der Kirche je nach Anlass ändern. Der Dekanin Renate Kath passt das gut ins Konzept, Kirchen sollten ihrer Meinung nach noch viel mehr ihren eigenen Stil bekommen. Eine Vortragssituation sei halt etwas anderes als Weihnachten. Aber das soll keine Show sein, sondern jeder sollte in der Kirche einen Ort finden, wo er auch in Stille einkehren kann. „Nur wegen der Beleuchtung wird keiner fromm“, stellt sie klar.

Die eigentliche Wiedereinweihung wurde mit einem Festgottesdienst begangen, in einer fast aus den Nähten platzenden Matthäuskirche. Im gesamten Lindorfer Gemeindezentrum gab es keinen freien Stuhl mehr, und selbst der Gemeindesaal war komplett belegt und zum Kirchenraum hin geöffnet. Die Pfarrerin hatte ein dick gepacktes Programm zusammengestellt inklusive Choreinlagen des Kindergartens und des Kinderchors Pusteblume vom Lindorfer Gesangverein Liederkranz. Darüber hinaus trugen neben der Jungschar auch die 29 Konfirmanden ihren Teil dazu bei. Sie bildeten eine Kette durch die Kirche und äußerten nacheinander per weitergereichtem Funk-Mikrofon ihre persönlichen und sehr nachdenkenswerten „Assoziationen zur Kirche“. Unterstützt wurde Rosemarie Fröhlich-Haug von ihrem Ötlinger Pfarrer-Kollegen Christian Lorösch, der damit einmal mehr den engen Schulterschluss der beiden seit Jahresbeginn zusammengelegten Teilgemeinden demonstrierte.

Nach dem Festgottesdienst war in und um das Gemeindehaus Feiern angesagt. Start mit einem Sektempfang und dann eine gemütliche Hocketse mit Mittagessen sowie zahlreichen Aktivitäten für Erwachsene und Kinder. Ehrensache, dass da auch selbst gemachter Kartoffelsalat serviert wurde. Frauen aus der Gemeinde hatten schon seit dem frühen Morgen Kartoffeln dafür geschält. Auf besonders großes Interesse stießen naturgemäß die Schlepperfreunde Ötlingen-Lindorf, die nicht nur einige ihrer Preziosen mitgebracht hatten, sondern auch Rundfahrten mit dem Traktor anboten und mit einer urigen Apfelpresse direkt vor Ort Apfelsaft herstellten. Zum direkt Trinken natürlich – und nur von Äpfeln, die auf Lindorfer und Ötlinger Wiesen gewachsen sind.

Wären da noch die Kosten der Renovierungsmaßnahmen. Sie stehen noch nicht endgültig fest, werden aber um die 400 000 Euro liegen. Fest steht jedoch der Anteil der Lindorfer Teilgemeinde: 100 000 Euro. „Das ist natürlich eine Menge Geld für so eine kleine Gemeinde“, meint Rosemarie Fröhlich-Haug. Aber immerhin, man sei „nur“ noch mit 45 000 Euro im Soll. Logisch, dass da weiterhin Spenden gefragt sind.