Serie Familienleben

Die Schwäbische Alb wimmelt

Familienleben Wer Kinder auf dem Schoß hat, nimmt Wimmelbilderbücher gerne zur Hand. Seien es die Klassiker von Ali Mitgutsch oder die „Die Schwäbische Alb wimmelt“. Von Judith Reischl

Der Sonntagsausflug auf die Teck kann im Wimmelbuch nachgewandert werden.Foto: Judith Reischl
Der Sonntagsausflug auf die Teck kann im Wimmelbuch nachgewandert werden. Foto: Judith Reischl

Der Büchermarkt ist voll von Wimmelbüchern. Die Auswahl ist nicht ganz leicht. Doch wir haben unsere Favoriten, die über Jahre nichts an Attraktivität verloren haben. Gemütlich auf dem Sofa sitzen und mit dem Finger den Sonntagsausflug zur Burg Teck nacherleben - mit dem Bilderbuch „Die Schwäbische Alb wimmelt“ können wir das immer wieder. Mama Nina, Papa Leo und Tom sind im Buch unterwegs, um im Jahreslauf die Schwäbische Alb zu erkunden: die Burg Hohenzollern, den Fürstlichen Park in Inzigkofen im Donautal und den Blautopf mit der Schönen Lau. Hier kommt dann oft die Bitte der Kinder, doch am Abend als Gute-Nacht-Geschichte die Geschichte von der schönen Lau zu erzählen. An der Kapfenburg kann man dann allerhand sportliche Winterfreuden erleben, und die Sehnsucht nach einem Winter mit Schnee kommt hoch. Was besonders Spaß macht: Wer genau hinsieht, findet auf jedem Bild den Hund Theo und Ausreißer-Papagei Rufus.

Das Besondere an einem Wimmelbuch ist, dass sie meist mindestens DIN-A4-groß sind, damit man die Bilder gut studieren kann. Es gibt keinen Text zum Lesen , sondern nur Bilder. Wimmelbücher sind voll mit bunten Bildern und etlichen Details, jeder kann hier seine ganz eigenen Geschichten zu erfinden. Viele Fragen tauchen auf und lassen sich auch in Ruhe beantworten. Wie war das mit den Steinzeitmenschen, beim Betrachten des Bildes mit der Bärenhöhle. Und warum sind so viele Segelflieger hier?, beim Betrachten der Doppelseite der Burg Teck. Können wir mal zum Wasserfall wandern?, kommt die Bitte bei der Doppelseite zu Urach und so weiter und so fort.

Eigentlich heißt es ja, dass Wimmelbücher eher was für die Kleinen sind, aber irgendwie sind sie doch zeitlos. Ali Mitgusch hat als einer der Ersten solche „Erzählenden Bilderbücher“ gestaltet. Sein „Rundherum in meiner Stadt“ erhielt 1969 den Deutschen Jugendbuchpreis. Weitere bekannte deutsche Autoren von Wimmelbilderbücher sind zum Beispiel Eva Scherbarth, Hans Jürgen Press oder Rot­raut Susanne Berner. Ihr Bücher sind neben denen aus der Region unsere Favoriten: Es gibt ein Frühlings-, ein Sommer-, ein Herst-, ein Winter- und ein Nacht-Wimmelbuch. Und die Figuren wandern von Seite zu Seite und erleben eine eigene Gesichte. Und in allen Büchern findet sich dieselbe Stadt, aber eben in den unterschiedlichen Jahreszeiten. Das macht diese Reihe besonders interessant anzusehen - und es wird dabei nie langweilig. Wimmelbücher für größere Kinder stammen von dem britischen Illustrator Martin Handfort. Seine Bücher mit dem Thema „Wo ist Walter?“ gehören zu den weltweit am meisten verkauften Wimmelbüchern: über 43 Millionen Mal in mehr als 33 Ländern. Doch eigentlich sind Wimmelbücher keine Erfindung der Neuzeit: Schon Hieronymus Bosch und Pieter Bruegel der Ältere, beide niederländische Maler der Renaissance, malten Bilder mit vielen Details. Und in Kirchen finden sich mittelalterliche Malereien, die dem einfachen Volk biblische Geschichten ohne Worte illustrierten.

Doch zurück aus dem Mittelalter ins Jahr 2017. Der Silberburg-Verlag in Stuttgart ist bekannt für seine Bücher aus der Region, und deshalb hat er neben „Die Schwäbische Alb wimmelt“ nun auch „Stuttgart wimmelt“, „Die Wilhelma wimmelt“ und, ganz neu, „Der Bodensee wimmelt“ herausgebracht. Sicherlich werden wir diese Bücher spätestens im Herbst zur Hand nehmen und unsere Ausflüge immer wieder aufleben lassen, indem wir die Seiten betrachten und unsere eigenen Erlebnisse dort Revue passieren lassen.

Wimmelnde Alternativen

Mit Wimmelbüchern Sprache lernen. Der Gerstenberg-Verlag bietet für Rotraut Susanne Berners „Sommer-Wörter-Wimmelbuch“ kostenloses Begleitmaterial an: Wortlisten auf Arabisch/Deutsch und Farsi/Deutsch sollen Kindern aus diesen Sprachräumen das Buch zugänglich machen.

Für die Hosentasche. Zwar sind die meisten Wimmelbilderbücher recht groß, damit man die Bilder gut betrachten kann. Doch es gibt auch Miniausgaben, die so manche Warterei verkürzen: Ali Mitgutschs Bücher oder die Wimmlinger Abenteuer von Rotraut Susanne Berners. Ganz ohne Smartphone und Akku-Laufzeit. jr