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Die tägliche Schulbus-Tortur

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Täglich um 13 Uhr wird die Fahrt mit dem Bus zur Zerreißprobe. Foto: Carsten Riedl

In den weichen Sessel gesunken, Kopfhörer auf und Augen zu, eingelullt vom leisen Brummen des Motors – so lässt es sich gemütlich Bus fahren. Zur Mittagszeit aber unmöglich: Denn täglich um 13 Uhr wird die Fahrt mit dem Bus zur Zerreißprobe. Meist um 12.40 setzt sich nämlich eine kleine Völkerwanderung in Richtung Bushaltestelle in Bewegung. Die Schüler pilgern zurück nach Hause.

Bis sie dort angelangt sind, steht vielen von ihnen noch eine Herausforderung bevor: Die Busfahrt. Was für die meisten Schüler längst zum Alltag gehört, entpuppt sich für Unroutinierte schnell als Horrortrip. Denn, wenn die Schüler nach Hause möchten, sind die guten Manieren vergessen. Jeder kämpft für sich alleine und um das eigene Wohl.

Schon in den Bus zu gelangen, stellt für Ungeübte eine Herausforderung dar. Es gilt: Die Drängler werden die Ersten sein. Deshalb wird mit vollem Körpereinsatz darum gekämpft, einen der begehrten und raren Sitzplätze zu ergattern. Während die Kleinen ihre geringe Körpergröße ausnutzen, um zwischen Beinen hindurchzutauchen und wie kleines Getier mit Ellenbogeneinsatz aus den engsten Lücken hervorzuquellen, schaufeln sich die Großen scheinbar gelassen ihren Weg durch das Getümmel und rücken wie Bollwerke rücksichtlos nach vorne. Aussteigen wird dann an einer Haltestelle wie am "Stadion" in Kirchheim quasi unmöglich. Denn kaum öffnen sich die Türen, rollen die Massen unbarmherzig nach vorne. Einfache Regeln zu beachten wie "erst aussteigen lassen, dann einsteigen" ist augenscheinlich für Gymnasiasten zu viel verlangt, wenn das Mittagessen und die Freizeit locken.

Nach mehr oder weniger zahlreichen Versuchen, die Türen hinter dem Haufen zu schließen, kann die Fahrt losgehen. Eingequetscht zwischen den Leibern wird man schnell von Platzangst ergriffen. Dazu kommen Tapper auf die Füße, sperrige 4You-Ranzen, die bei jeder Bewegung gegen den Nebenmann klatschen, und im Sommer Schweißdünste, die durch den Bus wabern. Bremst der Busfahrer, kann die Gleichgewichtsstörung eines Einzelnen dank Domino-Effekt eine ganze Kette umfallender Schüler auslösen. Wird es noch enger, bleibt oft gar kein Platz mehr zum Umfallen. Dann klammert man sich eben aneinander.

Einmal im Bus angelangt, ertragen die meisten Schüler die Fahrt stoisch. Bewundernswert, aber eigentlich auch nicht weiter verwunderlich. Immerhin markiert die Busfahrt das Ende des Schultages und bildet damit trotz Chaos und Tumult den Beginn der schönsten Zeit des Tages. Für alle anderen Passagiere bleibt meist nur eine Erinnerung: Nie wieder Schulbus fahren!