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Feinsinnige Chansons gegen Trivial-TV

Fabian Schläper gastierte mit neuem Programm in der Zehntscheuer

Kirchheim. Zur ersten Vorpremiere mit seinem neuen Programm „Das große Glotzen“ zog es den Musikkabarettisten Fabian Schläper in heimatliche Gefilde, in die Naberner Zehntscheuer. Sicheres Terrain also

für einen, der in Lindorf aufgewachsen ist und im Kirchheimer Schlossgymnasium die Schulbank drückte. Trotz all dem Wohlwollen, das einem Künstler im heimischen Umfeld entgegengebracht wird, ein Garant dafür, dass ein neues Programm auch beim Publikum ankommt, ist dies nicht. Und so wuchs am Freitagabend die Spannung nicht nur im Publikum, sondern auch das Lampenfieber bei den Künstlern. Begleitet wurde der Chansonnier, Songwriter und mit dem Kleinkunstpreis ausgezeichneten Schläper, der mit betörenden zartbitteren Liedern es immer wieder schafft, seinen Zuhörern ein kollektives Vergnügen zu bereiten, von der Pianistin Iris Kuhn, die rundum eine überzeugende Mitspielerin ist.

„Schön, dass sie da sind und nicht vor der Glotze, welch ein Wahnsinn, ganz Nabern ist hier“. Zum Warming­up gleich eine freundliche Übertreibung, die im betrüblich geringen Rentenbescheid eines Kleinkunst- Komödianten endet. Also auf ins Quoten-Fernsehen, quasi unter dem Motto „Ich bin ein Star, holt mich hier rein.“ Feinsinnig und bilderreich spinnt Schläper sein Liedgut um „lafernde“ Kochshows und idiotische Bauernsendungen. Bei denen „Bauer Sebastian und Heilerziehungspflegerin Ines“ das Liebesglück zwischen Kuhstall und Misthaufen suchen. Die Liebe ist doch kein Ponyhof, oder so. Gekonnt rührt Schläper in der TV-Verblödungsbrühe herum, in Serien, die zwar keiner sieht, doch jeder kennt. Ein genialer Koch des Gemetzels mit umfangreicher Stimme. Zwischendurch wird das gute alte Fernsehen von einst heraufbeschworen, drei Programme und das war es dann. Als die Eltern noch vor dem Testbild einschliefen, „da war einfach Ruhe im Karton und heute nichts mehr, als hätte die Menschheit Angst vor dem Ende“. Authentische Moderationen mit vortrefflichen Texten und hervorragender musikalischer Begleitung. Iris Kuhn ist nicht nur eine brillante Pianistin mit handfesten Rhythmen, sondern verblüfft auch als wortgewandte TV-Leiche, die beim Fernsehen einen „todsicheren Job“ macht, ganz zum Ärgernis eines sendebewussten Kabarettisten ohne Sendung.

Nach der Pause singt sich Schläper mit schnurrendem Sexappeal durch die Werbung, vornehmlich haben es ihm die süßesten Verlockungen angetan, von der Yogurette bis zur lila Kuh wird zartfühlend und romantisch – die längste Praline im erotischen Palaver darf freilich nicht fehlen – über Schokolade sinniert, „denn Schokolade ist besser als Sex“. Bei soviel erotischer Strahlkraft und räkelnder Lüsternheit auf der Bühne passiert schon mal ein sogenannter Texthänger, der vom Publikum sofort frenetisch beklatscht wurde. Somit stand einer Bewerbung beim bundesrepublikanischen Supertalent nichts mehr im Wege, wenngleich für solch ein Ansinnen meditativer Beistand in Form von Yoga von Nöten schien.

Nach einem musikalisch famosen Performanceritt durch eine drittklassige Fernsehlandschaft resümierte Schläper, dass er dann doch lieber bei der Kleinkunst bliebe. Und das ist auch gut so, denn das Naberner Publikum war begeistert von Fabian Schläpers neuem Programm, das nach drei Zugaben und einer grandiosen Helene Fischer-Parodie endete.