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Gute-Laune gegen November-Blues

Musik Die amüsante wie kurzweilige Urlaubsreise „Ab in den Süden“ in der Stadthalle Kirchheim glänzte mit tollen Hits, beeindruckenden Stimmen und launigen Szenen. Von Sabine Ackermann

Urlaubssehnsucht in Schlagerform begeistert das Publikum in der Stadthalle.Foto: Markus Brändli
Urlaubssehnsucht in Schlagerform begeistert das Publikum in der Stadthalle.Foto: Markus Brändli

Die Idee, „aussagekräftige“ Schlagertexte mit einer flotten, schnurrigen und andererseits einfach gestrickten Liebesgeschichte zu verknüpfen, erinnert in ihrer Harmlosigkeit an die guten alten Unterhaltungsfilme aus den Fünfzigern. Was freilich nichts Schlechtes bedeuten soll, ganz im Gegenteil. Die rasante Urlaubs-Revue mit sämtlichen Befindlichkeiten der Liebe, macht so richtig Lust auf mehr. Passendes Liedgut für weitere Episoden gäbe es ja zu Genüge.

Ausgerechnet ein Norweger hat´s erfunden. Espen Nowacki heißt der ausgebildete Musical-Darsteller, der fortan als Chefpilot regelmäßig „Ab in den Süden“ startet. Knapp 300 Zuschauer hatten Flugtickets, schnallten sich an, schalteten ihr Smartphone aus und freuten sich nach der näselnden Pilotenstimme aus dem Off auf Sommer, Sonne, Strandvergnügen. Nach und nach trudelten drei ungleiche Pärchen ein und fieberten gemeinsam ihrer verdienten „Entspannung“ vor dem clever gemachten Bühnenbild entgegen. Im Hintergrund auf der Leinwand ein überdimensionales Foto eines typischen Ferienhotels mit Swimmingpool, jeder Menge Palmen, einer kleinen Bar sowie einem Holzliegestuhl mit mehreren Handtüchern. Mit den tollen Lichteffekten, einmal wurde sogar eine Abendstimmung simuliert, sah das richtig realistisch aus. Von Anfang an hatte Jeanne-Marie Nigl als resolute und schlagfertige Resi die meisten Lacher auf ihrer Seite. Stets im kernigen Dialog mit ihrem leicht verpeilten Mann Michael (Sven Prüwer), der ihr leider so gar nichts recht machen konnte. Zufällig war sein Schüler Torben (Dominic Niedenzu) mit seiner Freundin im gleichen Hotel abgestiegen und es dauerte nicht lange, da entdeckte der Pädagoge nicht nur das wahre Gesicht seiner Frau, sondern auch die weiblichen Reize der niedlich-naiven Marina (Johanna Wypich). Und dann war noch die „Münchner Schickeria“ in Gestalt des androgynen Johnny (Tim Reichwein) und dessen hübscher Begleitung Anita (Dalma Viczina) vor Ort. Letztere konnte einem allerdings im Hinblick auf des Partners Überheblichkeit richtig leidtun.

Fortan erzählen rund 50 passende Schlager die Irrungen und Wirrungen der Liebe. Und man glaubt es kaum: viele Texte sind auf dem Punkt und treffen jeden Geschmack. Anfangs noch „Schön auf der Welt zu sein“ stellt sich schnell heraus: „Männer sind Schweine“ und auch „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Und weil die Liebe ein seltsames Spiel ist und ein bisschen Spaß sein muss, heißt es später fröhlich: „Tanze Samba mit mir“. Ob der Bossa-Nova schuld daran war, dass in dieser turbulenten Schlagerkomödie einige Beziehungen gewaltig durcheinander wirbelten? Schnell holt das von Anfang bis Ende mit unverhohlener Spielfreude agierende halbe Dutzend das Publikum auf ihre Seite, versteht es auch die letzten Zauderer zu begeistern. Mit Liebe zum Detail und packender Energie spielen und tanzen sie sich durch das Programm und in Anbetracht ihrer durchweg grandiosen Sangeskunst, ist es müßig darüber nachzudenken, wer von den jeweils drei Frauen und Männern die beste Stimme hatte. Das ganze Komplettpaket war einfach stimmig. Kleine Besonderheiten waren unter anderem das „Battle“ zwischen „Atemlos“ und „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ und als die Darsteller zwischen den Stuhlreihen einige der Zuschauer mit ins Boot holten.

Zeigte sich das Publikum anfangs etwas verhalten, dauerte es nicht lange und alle „Reisegäste“ waren dank der mitreißenden Art der sympathischen Urlauber vom Schlagervirus infiziert, klatschten und sangen mit. Am Schluss hielt es keinen mehr auf den Sitzen und die Stimmung war grandios. Mehrere Zugaben und Autogrammwünsche zierten den Schluss einer rundum gelungenen Veranstaltung.