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Honig und Apfelsaft vom Golfplatz

Natur Der Golfclub Kirchheim-Wendlingen-Wernau setzt sich für Artenvielfalt ein. Neue Infotafeln geben Auskunft über die Naturprojekte. Von Thomas Krytzner

Auf den blühenden Wiesen vor dem Clubhaus finden Insekten Heimat und reichlich Nahrung. Dagmar Mack erklärt anhand der neuen Taf
Auf den blühenden Wiesen vor dem Clubhaus finden Insekten Heimat und reichlich Nahrung. Dagmar Mack erklärt anhand der neuen Tafel die Voraussetzungen, damit Golf und Natur zusammenpassen (Foto unten). Fotos: Thomas Krytzner

Naturschützern und Tierliebhabern sind Golfplätze mit ihren Greens ein Dorn im Auge. Kurz geschorene Rasenflächen, so weit das Auge reicht, nehmen vielen Tieren die Lebensgrundlage.

Dass es auch anders geht, zeigen die Betreiber des Golfclubs Kirchheim-Wendlingen-Wernau auf dem Schulerberg bei Ötlingen. Vor über 30 Jahren war das Gelände Ackerland mit Monokultur. Auf rund 70 Hektar wurden Zuckerrüben angebaut. Auf der gesamten Fläche gab es einen einzigen Baum - die historische Linde. Jutta Mack, Gründungsgesellschafterin der Golfanlage, hat es sich vor Jahren zur Aufgabe gemacht, das Image der Golfer aufzupolieren und vor allem das Gelände mit der Natur in Einklang zu bringen. „Es war ein Kampf, der sich gelohnt hat“, sagte sie bei der Einweihung der Infotafeln zum Thema Golf & Natur.

In den letzten 25 Jahren - solange besteht das Gelände - wurden über 1 000 Bäume gepflanzt. Dazu kamen rund zwölf Hektar Strauchhecken und vier Teiche, die mittlerweile als Biotop gelten. Damit wurden auf den Greens mehrere Rückzugs- und Entwicklungsräume für die heimische Tier- und Pflanzenwelt geschaffen. Jutta Mack stellte sich mit ihrem Team den Anforderungen für die Zertifizierung Golf & Natur des Deutschen Golfverbands (DGV). Als Alleinstellungsmerkmal der Golfanlage wurde der Jakobsweg festgestellt. Die Zertifizierung verlangt aber auch, dass ein Baumkataster angelegt wird und damit die jährlichen Pflegemaßnahmen überwacht werden. Zudem misst das Projekt Golf & Natur dem Vogelschutz eine große Bedeutung bei. Bruterfolge müssen dokumentiert und der Zustand der Niströhren und Vogelkästen überprüft werden.

Honig vom Golfplatz

Gunther Hardt ist im Auftrag des DGV als Auditor unterwegs und zertifiziert die Golfanlagen. Vom Gelände zwischen Ötlingen und Wernau ist er begeistert. „Kirchheim gehört zu den führenden der 180 Golfanlagen, die bei Golf & Natur mitmachen.“ Für die Initiatorin hatte er viele lobende Worte. „Jutta Mack ist eine Grande Dame des Golfsports. Sie hat sich für die Natur eingesetzt und damit das Image der Golfanlage deutlich verbessert.“ Mittlerweile gibt es zwischen dem Golfplatz und verschiedenen Naturschutzvereinen Kooperationen. So kontrolliert die Artenschutzgruppe Steinkauz vom Naturschutzbund Köngen/Wendlingen regelmäßig die Nistkästen. Seit einiger Zeit sind auch einige Bienenvölker des Kirchheimer Imkers Uwe Hirsch auf dem Gelände eingezogen. Jetzt summen sie auf dem Green umher und finden auf der großflächig angelegten Blumenwiese genügend Nahrung. „Wir können sogar eigenen Golfer-Honig herstellen“, freut sich Jutta Mack. Von den vielen Bäumen gibt es eigenen Apfelsaft, und das Gelände ist mittlerweile ein Ausflugsziel mit hohem Freizeitwert. Spaziergänger, Jogger und Radfahrer nutzen nicht nur das weitläufige Gelände, sondern besuchen auch die öffentliche Gastronomie auf der Golfanlage. Wer sich den neun oder 18 Löchern auf dem Golfplatz stellt, ist entweder rund zwei oder vier Stunden in der Natur unterwegs. „Ein Tag lang auf dem Golfplatz ist wie drei Tage Urlaub“, schwärmt Dagmar Katrin Mack. Heiko Freiherr von und zu Massenbach, ebenfalls Gründungsgesellschafter, stellte vor 25 Jahre große Flächen seines Hofguts Bodelshofen zur Verfügung. Er ist zufrieden: „Was Jutta Mack für die Natur und damit auch für den Golfsport geleistet hat, ist großartig. Jetzt zeigt es sich, dass sich das damalige Risiko und der Mut, einen Golfplatz zu erstellen, gelohnt haben.“

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