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Keine frohen Ostern im Containerdorf

Asylbewerber mussten die ersten Tage teils ohne Geld und Essen auskommen – AK Asyl spät informiert

Im Kirchheimer Containerdorf zwischen Dettinger Straße und Bahnlinie ist der Start gründlich danebengegangen. Über die Osterfeiertage mussten einige der 102 Asylbewerber ohne Geld und Essen auskommen. Betreuung durch Ehrenamtliche fehlt bislang völlig, weil der Arbeitskreis Asyl zu spät ­informiert worden ist.

Die Asylbewerber bei ihrer Ankunft im Containerdorf.Archivfoto: Jean-Luc Jacques
Die Asylbewerber bei ihrer Ankunft im Containerdorf.Archivfoto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. „Es tut mir leid, dass in Kirchheim der ,worst case‘ eingetreten ist“, sagt Renate Hirsch vom Arbeitskreis Asyl. Der schlimmste Fall, damit meint die sonst eher zurückhaltende Ehrenamtliche das Kirchheimer Containerdorf und wie es geplant worden ist. Oder besser: nicht geplant. „Kirchheim ist eine Kommune, die sich gut auf diese Unterkunft hätte vorbereiten können. Es gibt Ehrenamtliche, die sich um die Menschen kümmern können. Aber wir wurden viel zu spät informiert“, sagt Renate Hirsch. Auch eine Informationsveranstaltung für die Anwohner habe es nicht gegeben.

Besonders schlimm findet Renate Hirsch, dass die Flüchtlinge, die am Gründonnerstag nachmittags in Kirchheim angekommen sind, die Osterfeiertage teils ohne Geld und Essen überstehen mussten. Einige erreichten rechtzeitig die Kreissparkasse, die den Flüchtlingen freundlicherweise noch eine halbe Stunde Geld auszahlte – und das, obwohl die Filiale eigentlich schon geschlossen hatte. „Wer es nicht geschafft hat, hatte das Wochenende über nichts“, sagt Renate Hirsch. Nur Jutta Woditsch von der AWO ist es zu verdanken, dass die Männer über die Feiertage nicht völlig auf dem Trockenen saßen: Die Sozialarbeiterin war am Samstag und am Ostermontag einige Stunden vor Ort und konnte einige Flüchtlinge dazu bewegen, sich gegenseitig Geld zu leihen. Einen anderen Notfallplan gab es offenbar nicht.

Auch sonst liegt im Containerdorf einiges im Argen. „Es fehlen Freiflächen, wo die Flüchtlinge sich aufhalten können. Das sind alles junge, bewegungsfreudige Männer, aber es gibt nicht einmal Platz, um einen Basketballkorb aufzuhängen“, sagt Marianne Gmelin vom AK Asyl. Freiflächen seien zwar versprochen, „aber es muss schnell passieren“. Außerdem gibt es bisher keine Überdachung der Container – bei Regen ein Problem. Und natürlich fehlen Angebote des Arbeitskreises Asyl, die es in der Flüchtlingsunterkunft in der Charlottenstraße längst gibt und die den Bewohnern das langweilige Leben dort halbwegs erträglich machen: ein Asylcafé, bei dem Flüchtlinge und Kirchheimer sich begegnen können, oder Deutschkurse. Immerhin Letzteres steht ganz oben auf der Agenda der AWO: Im Mai beginnt der Unterricht.

Die AWO, die die Flüchtlinge im gesamten Landkreis psychosozial betreut, ist mit einem neuen Mitarbeiter – Jens Schlagenhauf – vor Ort, der montags bis donnerstags im Containerdorf präsent ist. Dass seine Sprechstunde nachmittags stattfindet, scheint sich allerdings noch nicht recht herumgesprochen zu haben: Während des Pressegesprächs wird Jutta Woditsch, die verantwortlich für den Bereich Kirchheim und Umgebung ist, ständig von Asylbewerbern mit Fragen bestürmt. 102 Männer aus Gambia, Syrien, Albanien, Nigeria, Tunesien und Somalia auf einem Haufen – geht das gut? „Der Tag, an dem sie ankamen, war recht ruhig", sagt Jutta Woditsch, „man konnte alles gut erklären". Mittlerweile gebe es die üblichen Probleme: „Die Leute haben ganz unterschiedliche Vorstellungen von Sauberkeit und Ordnung in den Gemeinschaftsküchen und -bädern. Manche behandeln auch die Möbel nicht ganz so pfleglich", sagt sie. Woditsch und ihre Mitarbeiter versuchen, die Konflikte durch Gespräche zu lösen. Sanktionen aussprechen können sie nicht. Einige Asylbewerber scheinen sich auch einen Spaß daraus zu machen, die Brandmeldeanlage auszulösen. „Gottseidank gibt es hier nur wenige Nachbarn. Denn oft ist es schon sehr laut", sagt Jutta Woditsch.