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Lucke ohne Glück

Die AfD-Abspaltung ALFA hat prominenten Besuch in Kirchheim

Menschen kommen, Menschen gehen: Beim ALFA-Stand anhalten wollte gestern in der Kirchheimer Fußgängerzone niemand so richtig. Tr

Menschen kommen, Menschen gehen: Beim ALFA-Stand anhalten wollte gestern in der Kirchheimer Fußgängerzone niemand so richtig. Trotz prominenter Unterstützung aus Straßburg. Foto: Mona Beyer

Kirchheim. Montag ist Markttag. Der Kirchheimer Marktplatz ist gegen 12.30 Uhr gut gefüllt. Die Menschen schlendern bei strahlendem Sonnenschein durch die Fußgängerzone, quatschen mit Bekannten und füllen langsam ihren Einkaufskorb – alles wie immer. Außer eins: Mitten im geschäftigen Getümmel steht Bernd Lucke, Gründer der Alternative für Deutschland, der aus Ärger über den radikalen Rechtsruck vor seinem eigenen Zögling geflohen ist und es jetzt noch mal probiert. Mit ALFA.

Für die neue Partei kandidiert die 29-jährige Anna Schupeck im Wahlkreis Kirchheim. Und weil der Wahlkampf für kleine Parteien hart ist, schöpft die Alternative zur Alternative im Wahl-Vorfeld ihren größten Vorteil aus: den Promi-Bonus. Die „Big Five“ der Partei, allesamt Europa-Abgeordnete, wollen bis zum 13. März in jedem Wahlkreis im Ländle auftauchen. Sie verteilen Flyer mit den Kandidaten, zeigen sich dem Volk, reden mit den Menschen. Und haben dabei nur ein kleines Problem: Irgendwie wollen die Menschen nicht so recht mit ihnen reden – zumindest gestern in Kirchheim nicht. „Ich weiß doch schon, wen ich wähle“, ruft ein Fußgänger im Vorbeigehen. Ist der Wahlkampf etwa schon drei Wochen vorher gelaufen?

Nach einigen vergeblichen Versuchen probiert der unbeachtete Lucke einen letzten Taktik-Wechsel und zieht den Promi-Joker: „Mein Name ist Bernd Lucke, ich bin der Ex-Chef der AfD“, stellt er sich einer Kirchheimerin vor. Doch der Schuss geht nach hinten los. Hastig macht sie einen Bogen um den einsamen Euro-Kritiker. „So was brauch ich wirklich nicht!“

Nur wenige Passanten lassen sich von den vier großen Buchstaben „ALFA“ nicht gleich abschrecken. Einer sucht das Gespräch mit Luckes Anhängern, die ihm freudig Auskunft geben, wirkt interessiert und nickt. Dann jedoch fällt doch noch ein niederschmetternder Satz: „Ich habe schon so oft kleine Parteien gewählt. Das mach ich nicht mehr.“ Zwanzig Minuten später ist der Stand geräumt. Wäre es ein Hollywood-Film gewesen, hätte es gestern in Kirchheim geregnet.