Über einen Geldsegen aus dem Rathaus freut sich der Kirchheimer Arbeitskreis Museumspädagogik - auch wenn das Geld nicht direkt aus dem Rathaus stammt, sondern von der Bürgerstiftung kommt. 3 200 Euro hatten die Museumspädagogen für ihr Konzept „Museum im Koffer“ beantragt. Bernd Neugebauer findet im Namen des Arbeitskreises einen mehr oder weniger sportlichen Vergleich: „Die Nachricht, dass wir das Geld in voller Höhe erhalten, war das reinste Dopingmittel für uns.“
Weil diese Nachricht erst im Januar auf Nachfrage eingegangen sei, spricht Bernd Neugebauer außerdem von einem „verspäteten Weihnachtsgeschenk“. Dadurch habe das neue Jahr sehr gut angefangen, nachdem 2016 für die Museumspädagogik recht turbulent verlaufen war: Die renovierungs- und sanierungsbedingte Schließung des Museums im Kornhaus hat die Pädagogen schließlich ihrer wichtigsten Arbeitsgrundlage beraubt. Wenn es kein Museum gibt, was sollen die Museumspädagogen ihren „Kunden“ - zahlreichen Kindern und Jugendlichen - dann noch zeigen?
In diesem Fall machen die Mitglieder des Arbeitskreises aus der Not eine Tugend: Wenn die Kinder nicht ins Museum kommen können, dann kommt eben das Museum zu den Kindern. Genau das ist die Idee, die hinter dem Konzept „Museum im Koffer“ steckt. Um wirkliche Koffer handelt es sich dabei nicht, eher um Wägen mit vielen Schubladen - wie Handwerker sie für Arbeitsmaterial oder Werkzeug verwenden.
Die Museums- und Erlebnispädagogin Heidi Schubert berichtet über den Stand der Dinge: „Wir sind gerade am Einrichten für das erste Thema, die Steinzeit.“ Es gibt aber nicht „den“ einen Wagen für die Steinzeit. Schulen, die sich die Museumspädagogik ins Haus holen, können zusätzliche Schwerpunkte setzen, wie Heidi Schubert weitererzählt: „Da kann es ums Jagen in der Steinzeit gehen, um Höhlenmalereien, ums Feuermachen, aber auch um Schmuck oder um Musikinstrumente.“ Je nach Schwerpunkt des Auftrags wird der Wagen mit unterschiedlichen Materialien bestückt.
Weitere „große Themen“ sind bereits in Vorbereitung - die Alamannen betreffend, die Kelten oder die Römer. Die Arbeit der Museumspädagogik ist für Schüler ab der 3. Klasse konzipiert. Häufig ist Heidi Schubert aber auch in 5. und 6. Klassen unterwegs.
Bernd Neugebauer stellt für die Mitglieder des Arbeitskreises fest: „Außer dem Geld von der Bürgerstiftung haben wir noch Einzelspenden aus der Bürgerschaft erhalten. Dank dieser Unterstützung gehen wir hoffnungsvoll in die nächsten Jahre, in denen das Museum leider geschlossen ist. Natürlich hoffen wir auch auf weitere moralische und finanzielle Unterstützung.“ Außerdem hoffen die Museumspädagogen darauf, in die Konzeption der neuen Dauerausstellung mit eingebunden zu werden - so weit es ihre Arbeit und ihre Bedürfnisse betrifft.
Zur „moralischen“ Unterstützung sagte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker nun bei der Übergabe der Bürgerstiftungs-Urkunde: „Das ist ein klares Bekenntnis zur Museumspädagogik, auch wenn das Museum vorerst geschlossen bleibt. Geschichte ist eine wichtige Grundlage. Wenn wir die Gegenwart verstehen wollen, müssen wir wissen, wo wir herkommen - und das müssen wir auch Kindern vermitteln.“