Die Abschaffung der „netten Toilette“ in Kirchheim passt in die heutige Zeit. Natürlich wird man in der Not in Kirchheim auch weiterhin ein Klo finden, notfalls ein öffentliches. Aber jeder weiß: Wenn man sich „hälinga“ in die Toilette einer Institution oder gar einer Kneipe schleicht, fühlt man sich mies. Mit dem Aufkleber „nette Toilette“ war das anders. Hier konnte man mit Verständnis rechnen und fühlte sich fast schon willkommen. – Ganz im Sinne des einstigen Stadtrats Wolfgang Schuler, Kirchheims Vorkämpfer der netten Toilette.
Doch Schulers Einsatz liegt zehn Jahre zurück. Das kommunale Geld saß etwas lockerer, sodass die Ausgabe fürs Marketing leicht zu rechtfertigen war. Die Zahl der Kneipen in Kirchheim war eher etwas höher, weswegen sich die Klo-Nutzer besser verteilten. Last, not least war die Gesellschaft noch etwas jünger, was vermutlich weniger Nette-Toilette-Nutzer als heute bedeutete.
In Kirchheim zu bummeln, zu shoppen und Kneipen zu besuchen, ist zum Glück immer noch ausgesprochen nett. Dennoch spürt man die schmerzhafte Erkenntnis, dass nett sein eben Zeit und Geld kostet. Deshalb ist jetzt die nette Toilette Geschichte. Zumindest hier gilt: „Nett“ war gestern.IRENE STRIFLER