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Raum und Zeit für künstlerische Entwicklung

Kultur Zwei Jahre lang ist die Wanderausstellung „25 Jahre Stipendiaten Kulturpark Dettinger“ durch den Kreis getourt. Sie ist nun ins Landratsamt heimgekehrt. Von Gaby Weiß

Mit C. Sebastian Pollak, Hannah Zenger, Jochen Damian Fischer und Michael Schramm (von links) wurde die zehnte Stipendiaten-Gene
Mit C. Sebastian Pollak, Hannah Zenger, Jochen Damian Fischer und Michael Schramm (von links) wurde die zehnte Stipendiaten-Generation des Landkreises Esslingen beim Künstlerfest im Landratsamt der Öffentlichkeit präsentiert. Foto: Gaby Weiß

Seit 1992 unterstützt der Landkreis Esslingen mit einem Atelierstipendium talentierte bildende Künstler. Anlässlich dessen 25-jährigen Bestehens wurde 2017 eine Wanderausstellung „25 Jahre Stipendiaten Kulturpark Dettinger“ auf die Reise durch die Rathäuser und Galerien von 13 Städten und Gemeinden im Landkreis geschickt, unter anderen auch nach Weilheim, Wendlingen, Wernau und Reichenbach. Ihr Ziel: die Kunst zu den Menschen zu bringen, wie es der Esslinger Landrat Heinz Eininger formulierte.

Nach zwei Jahren ist die Schau mit Arbeiten von 35 der bisher 41 Stipendiaten aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Fotografie und Medienkunst nach Esslingen ins Foyer des Landratsamtes zurückgekehrt. Zur Finissage waren einstige Stipendiaten, künstlerische Weggefährten und kunstinteressierte Bürger zu einem abschließenden Künstlerfest eingeladen. Ganz bewusst, so Landrat Hein Einiger, beschließe man die Jubiläumsschau „mit einem zwanglosen schwäbischen Festle, um die Begegnung und das Gespräch miteinander zu ermöglichen“. Dabei wurde auch die neue Stipendiaten-Generation, die im September 2019 die Ateliers beziehen wird, erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Dieses Atelierstipendium als Teil der Kulturförderung des Landkreises ermöglicht es, dass die Porzellankünstlerin Hannah Zenger, der Bildhauer Jochen Damian Fischer, der Maler C. Sebastian Pollak und der Maler und Grafiker Michael Schramm drei Jahre lang in den vier Ateliers im Plochinger Kulturpark Dettinger arbeiten und ihre eigene künstlerische Handschrift weiterentwickeln können.

Die vier wurden mit Blick auf ihr künstlerisches Potenzial durch die Beratungskommission Kunst ausgewählt, der als Fachjuroren Nikolai B. Forstbauer und Werner Pokorny angehören. Indem er den Stipendiaten mit den vier kostenlosen Ateliers Raum und Zeit zur künstlerischen Entwicklung gibt, setzt der Landkreis ein Zeichen gegen den Mangel an bezahlbaren Studios und Werkräumen für Künstler. Das Stipendium, zu dem auch die Stiftung der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen beiträgt, umfasst über die Ateliernutzung hinaus eine gemeinsame Antrittsausstellung, je eine Einzelausstellung zum Abschluss, ein Katalogprojekt und die Möglichkeit, sich nicht nur in der kreativen Ateliergemeinschaft Dettinger Park, sondern auch bei weiteren Kulturveranstaltungen des Landkreises einzubringen.

Der Bildhauer Uli Gsell, 1995 bis 1998 Stipendiat der zweiten Generation, erinnerte sich: „Es war ein gutes Gefühl, in ein Umfeld eingebettet zu sein, in dem mit Interesse betrachtet wird, was man tut. Der Dettinger Park ist ein Ort, an dem man zu sich kommen und dazu stehen kann, was man macht.“ Er sei überzeugt davon, „dass die Kunst auch etwas in die Gesellschaft zurückgeben kann.“

„Young Diplomats“ aus Israel zu Gast bei Künstlerfest

Über eine Delegation aus dem israelischen Givatayim, mit dem der Landkreis Esslingen seit 1983 eine Partnerschaft unterhält, freute sich Landrat Heinz Eininger beim Künstlerfest ganz besonders: Neun „Young Diplomats“, zwischen 15 und 17 Jahre alte Jugendliche, treffen sich erstmals zu einem Austausch mit acht jungen Auszubildenden des mittleren Verwaltungsdienstes aus dem Esslinger Landratsamt. „Die ‚Young Diplomats‘ lassen sich vielleicht am besten mit unseren Jugendgemeinderäten vergleichen. Sie haben aber einen stärker repräsentativen Charakter als hier bei uns und werden als Botschafter der Stadt Givatayim ausgesandt“, erläuterte Sarah Panten, Sachgebietsleiterin für Kultur, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaften beim Landratsamt.

Zwei Tage lang waren die jungen Leute mit ihren Begleitern auf jüdischen Spuren mit einem Besuch der Synagoge und des jüdischen Friedhofs in Esslingen unterwegs und besichtigen die Gedenkstätte zum KZ-Außenlager Echterdingen-Bernhausen. Aktuell sind sie auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Markus Grübel in Berlin. Dort stehen Stadtrundfahrten und ein Besuch des Bundestags auf dem Programm. Gestern wurde dort zudem der israelische Nationalfeiertag „Jom haScho’a“, der jährliche Holocaust-Gedenktag, begangen.gw