Kirchheim. Es ist eigentlich ein einfaches Zahlenspiel. Aber die richtige Lösung zu finden, ist trotzdem nicht ganz leicht: An der Raunerschule stehen für die neuen Eingangsklassen der Gemeinschaftsschule vier Klassenzimmer zur Verfügung. Nach dem pädagogischen Konzept sollten drei davon als „richtige“ Klassenzimmer genutzt werden, für drei fünfte Klassen. Das vierte Zimmer wird dagegen zur Differenzierung benötigt, zum Ausweichen – für kleinere Gruppen, die zeitweise aus ihrem Klassenverband ausscheren.
Deshalb sollte es an der Raunerschule eigentlich auch nur drei neue fünfte Klassen geben. Weil aber die Höchstzahl bei 28 Schülern pro Klasse liegt, hätten nicht mehr als 84 Schüler angemeldet werden dürfen. Nun sind es aber 91 Anmeldungen. Es gibt also sieben Schüler „zu viel“.
Was tun? Eine Möglichkeit bestünde darin, sieben Schüler „wegzuschicken“ oder an eine andere Schule zu „lenken“. Das wäre kommunalpolitisch alles andere als optimal: Erst wird kräftig die Werbetrommel für die neue Gemeinschaftsschule im Rauner gerührt, und hinterher heißt es: „Tut uns leid, wir sind überbelegt. Sucht euch doch eine andere Schule.“
Es kommt aber noch ein zweiter Aspekt hinzu, warum die „Schülerlenkung“ hier nicht funktioniert: Es gibt in zumutbarer Entfernung keine andere Gemeinschaftsschule. Und wenn es doch eine gibt – beispielsweise in Wendlingen –, dann ist die auch bereits überbelegt. Lediglich „Geschwisterkinder“ von Ötlinger Schülern, die jetzt bereits an der Wendlinger Gemeinschaftsschule sind, werden dort noch aufgenommen.
Die andere Lösung für die Raunerschule heißt also: „Augen zu und durch! Probieren wir‘s eben trotz allem mit vier Eingangsklassen.“ Dann fällt eben der zusätzliche vierte Raum als „Freiraum“ weg, weil er als Klassenzimmer benötigt wird. Für Schulleiter Gerhard Klinger ist auch das ein Rechenexempel: „Es ist ein Unterschied, ob wir drei große Klassen haben, die mit 28 Schülern ganz voll sind, oder ob wir vier kleinere Klassen mit jeweils 22 Schülern haben.“ Im ersten Fall werde der zusätzliche vierte Raum auf jeden Fall benötigt, im zweiten Fall könnten sich zur Differenzierung auch andere Möglichkeiten finden lassen.
Bei vier Klassen gibt es an der Raunerschule tatsächlich in jeder Klasse 22 Schüler, auch rein rechnerisch. Das hat aber einen anderen Grund: Drei neu angemeldete Schüler kann die Raunerschule zum neuen Schuljahr ziemlich sicher nicht aufnehmen: Es sind Kinder der Bodelschwingh-Schule, die in diesem Fall mit der Raunerschule kooperieren würde. Für diese Kinder wäre aber ein eigener Raum unabdingbar, und diesen Raum gibt es derzeit an der Raunerschule nicht.
Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker spricht aber von Verhandlungen, die gerade mit einer anderen Kirchheimer Schule geführt werden, wo diese drei Schüler durchaus aufgenommen werden könnten. Für die Raunerschule ist die Oberbürgermeisterin davon überzeugt, dass der vierzügige Start der Gemeinschaftsschule die richtige Lösung ist. Zur Raumproblematik sagt sie: „Wir schaffen das, wir kriegen das hin.“ Langfristig sei am Rauner-Campus eine Fünfzügigkeit geplant. Wie sich diese Züge dann zunächst auf Raunerschule und Teck-Realschule verteilen, müsse sich zeigen. Auf jeden Fall müssten beide Schulen so zusammenarbeiten, dass es für jedes Schuljahr eine geeignete Lösung gibt. Die Idee der zwei getrennten Lernhäuser lasse sich wohl nicht aufrechterhalten. Aber bei ersten Gesprächen mit Fachlehrern für Technik und Kochen habe sich bereits gezeigt, dass beide Schulen gemeinsam gute Lösungen finden können.
Karin Bogen-Dittrich, die kommissarische Leiterin des Staatlichen Schulamts Nürtingen, bestätigt die Zahlen für die Raunerschule wie auch die Suche nach Lösungen. Derzeit werde das Thema in den unterschiedlichsten Gremien diskutiert. Auch eine Abstimmung mit dem Regierungspräsidium stehe noch an. Deshalb lasse sich nur eines mit Sicherheit sagen: „Wir sind mitten im Prozess.“ Bei aller Vorsicht bezieht sie dann aber doch Stellung: „Wir wünschen uns und raten dazu, dass die Raunerschule zum kommenden Schuljahr vier Eingangsklassen bildet.“