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„Sportlich, aber machbar“

Umwelt Andreas Schwarz stellte sich einer angeregten Diskussion zu Landwirtschaft und Artenschutz.

Diskussionsrunde zum Artenschutz. Foto: Peter Dietrich
Diskussionsrunde zum Artenschutz. Foto: Peter Dietrich

Plochingen. Kurz vor Beginn wurden im Umweltzentrum Neckar-Fils noch Bierbänke hergebracht, so groß war das Interesse an der Diskussion zum Thema „Landwirtschaft und Artenschutz - wie geht das zusammen?“ mit dem Grünen-Fraktionsvorsitzenden Andreas Schwarz.

„Es ist nicht schlimm, wenn auch eine grün geführte Landesregierung unter Druck gesetzt wird“, sagte Schwarz zum Volksbegehren Artenschutz. Er wolle die Themen Landwirtschaft und Artenschutz zusammenbringen. Entsprechend waren die Gesprächsteilnehmer gewählt: Dr. Sabine Zikeli, Leiterin des Zentrums Ökologischer Landbau an der Universität Hohenheim, Siegfried Nägele, Vorsitzender des Kreisbauernverbands, Sylvia Pilarsky-Grosch vom BUND und Imkermeister David Gerstenmeier von Pro Biene.

In einigen Punkten herrschte große Übereinstimmung, etwa beim Thema Flächenverbrauch. Der Regionalverband, klagte Nägele, sei eine reine Wirtschaftsförderung. Ein Landwirt klagte, Uhingen plane auf allerbestem Boden ein 16 Hektar großes Gewerbegebiet, obwohl es ganz in der Nähe noch zehn Hektar freie Gewerbefläche gebe. „Wir müssen über vertikale Stadtplanung reden und mehr in die Höhe bauen“, sagte Schwarz. Einigkeit bestand auch in der Ablehnung von ökologisch wertlosen Schotterflächen, den „Gärten des Grauens“.

Was den Landwirten aufstößt, ist, wenn sie angeblich an allem schuld sein sollen. „Für jedes Thema wird grundsätzlich die Landwirtschaft verantwortlich gemacht“, klagte Nägele. Was sei etwa mit dem schädlichen Flugverkehr, der sich in 17 Jahren verdoppelt habe? Dass das Thema Artenschutz sehr breit ist, weiß auch Schwarz: Deshalb wolle die Landesregierung den Einsatz von Pestiziden reduzieren, aber auch die Lichtverschmutzung eindämmen und vor allem die Nachfrage für „40 Prozent Bio in Baden-Württemberg“ schaffen helfen. Für Landwirte, die von konventionellem Anbau auf Bio umstellen, gibt es ein Förderprogramm des Landes.

Einige Landwirte betonten, dass auch sie an der Reduzierung von Pestiziden interessiert sind. Vor allem aber in Sonderkulturen sei die Reduzierung schwierig, sagte Zikeli. „Wir brauchen mehr Forschung.“ Dem stimmte Pilarsky-Grosch zu, die Forschung soll wieder mehr in öffentlicher Hand sein.

„Die Artenkrise ist eine Zwillingskrise zur Klimakrise“, betonte Gerstenmeier. Er habe das Volksbegehren angeregt, weil er etwas verändern wolle. Den aktuellen Gesetzentwurf des Landes sieht er positiv.

„Einen Großteil der Forderungen des Volksbegehrens unterstützen wir“, sagte Schwarz, „aber einiges kann man so nicht umsetzen.“ So sei ein Pestizidverbot nicht mehr in allen Schutzgebieten geplant. Ziel sei eine Reduzierung der Pestizide von 40 bis 50 Prozent in der Menge. „Meine Fachleute sagen mir, das sei sportlich, aber machbar.“ Peter Dietrich