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Streetfood-Fans wollen unten bleiben

Veranstaltung Der Zwangsumzug der Foodtrucks auf die Kirchheimer Hahnweide löst bei Facebook einen Shitstorm aus. Von Antje Dörr

Viele Facebook-Nutzer trauern dem Streetfood-Festival in der Innenstadt nach.Archivfoto: Jean-Luc Jacques
Viele Facebook-Nutzer trauern dem Streetfood-Festival in der Innenstadt nach.Archivfoto: Jean-Luc Jacques

Wut, Empörung, Kopfschütteln: So lassen sich die Reaktionen auf das Aus des Streetfood-Festivals auf dem Kirchheimer Rollschuhplatz zusammenfassen. Nachdem ein Anwohner auf Basis der „Freizeitlärmrichtlinie“ mit Klage gedroht hatte, müssen die Foodtrucks draußen bleiben aus dem Alleenring. Das erfolgreiche Festival, das in diesem Jahr in die dritte Runde geht, findet nun auf der Hahnweide statt - fernab der Innenstadt.

Bei Facebook hagelt es Kritik. Die Wut der Streetfood-Fans richtet sich vor allem gegen die Person, die das Festival an altem Standort durch ihre Klageandrohung verhindert hat. Der Tenor: Wer in der Stadt wohnt, muss mit Lärm klarkommen. Wer es ruhig haben möchte, soll gefälligst aufs Land ziehen. Vereinzelt geben Facebook-Nutzer dem Anwohner Rückendeckung und bestätigen, dass die Lärmbelastung in der Innenstadt sehr hoch ist. Viele ärgern sich darüber, dass eine einzelne Person der großen Masse den Spaß verdirbt.

Auch die Stadt Kirchheim bekommt ihr Fett weg. „Die Verwaltung muss die Drohungen und Beschwerden einiger weniger aushalten und dem allgemeinen Bevölkerungs- und Stadtinteresse Vorrang geben“, schreibt ein Nutzer. Andere geben ihm recht: Die Verwaltung sei zu schnell eingeknickt.

Die Stadtverwaltung hatte die potenzielle Klage von Juristen prüfen lassen. Das Ergebnis: Der Anwohner hätte gute Chancen, vor Gericht recht zu bekommen. Der Grund: „Die Freizeitlärmrichtlinie gibt eine maximale Zahl von Veranstaltungstagen pro Veranstaltungsort pro Jahr vor. Mit dem Streetfood-Festival auf dem Rollschuhplatz wäre diese Zahl deutlich überschritten worden“, sagt Kirchheims Bürgermeister Günter Riemer. Deshalb war die Genehmigung an altem Standort nicht erteilt worden.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Kenner, der die Debatte über den Standort des Streetfood-Festivals angestoßen hatte, nimmt die Stadtverwaltung auf seiner Facebook-Seite in Schutz: „Die Kirchheimer Oberbürgermeisterin hat mir gegenüber ausdrücklich betont, dass sie und die Stadtverwaltung das Streetfood-Festival in den Jahren 2016 und 2017 als sehr gelungenes Angebot geschätzt und sich über die Tausende, meistens jüngeren Besucher sehr gefreut haben“, schreibt Kenner. Allerdings befürchte die Stadt, dass durch eine erfolgreiche Klage auch andere Veranstaltungen gefährdet sein könnten.

Diese Sorge teilen viele Nutzer, die ihre Meinung via Facebook kundtun. „Hoffentlich werden Musiknacht und Weindorf nicht auch noch ausquartiert“, schreibt eine. Andere bangen um das Rollschuhplatz-Open-Air und das Sommernachtskino. Zumindest Rollschuhplatz-Open-Air und Weindorf scheinen aus dem Schneider zu sein. „Der betroffene Anwohner hat der Stadt Kirchheim zugesagt, die anderen Veranstaltungen auf dem Rollschuhplatz auch in Zukunft zu akzeptieren“, schreibt er auf Facebook.

Warum trifft es ausgerechnet die Kirchheimer Veranstaltung, die sich an die jüngere Generation richtet? Das stößt vielen Facebook-Kommentatoren sauer auf. „Ich bin dafür, dass man Kirchheim in ‚Seniorenheim unter der Teck‘ umbenennt“, kommentiert ein Nutzer. Dazu kommt: Wenn die Stadt voll mit jungen Menschen ist, profitieren nicht nur die Foodtrucks, sondern auch die Einzelhändler. „Man vertreibt einen Veranstalter, von dem bisher alle profitiert haben: City Ring, BDS, Stadt und die Mehrzahl der Bürger“, sagt ein weiterer Nutzer.

Viele bezweifeln, dass das Festival auf der Hahnweide ähnlich gut besucht sein wird wie in der Stadt. Veranstalter Gunnar Stahlberg hat allerdings schnell reagiert und einen Bus-Shuttleservice organisiert, der zwischen Stadt und Hahnweide pendelt.