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Tour durch verschlungene Täler

Die Schwäbische Alb hat für Motorradfahrer viel zu bieten – Tourentipp der Motorradfreunde Ötlingen

Wer bei schönem Wetter im Büro sitzt, während draußen das Motorrad auf dem Parkplatz steht, freut sich, wenn auch am Wochenende die Sonne scheint und einer Tour nichts im Wege steht. Die Schwäbische Alb bietet mit ihren verschlungenen Tälern beste Voraussetzungen dafür, wie ein Tourentipp der Motorradfreunde Ötlingen zeigt.

Auch Nichtmitglieder können mit den Motorradfreunden Ötlingen bei Touren durchstarten. Foto: Daniela Haußmann
Auch Nichtmitglieder können mit den Motorradfreunden Ötlingen bei Touren durchstarten. Foto: Daniela Haußmann

Kirchheim. Als typisches Mittelgebirge ist das Schwäbische Jura nicht nur für Wanderer und Radler ein beliebter Anziehungspunkt, sondern auch für Motorradfahrer. Hügel, Kuppen, Kurven und Täler reihen sich aneinander wie Perlen an der Schnur und lassen Bikerherzen höherschlagen – auch die von Wolfgang und Bernd Meyer. Die beiden Vorstandsmitglieder der Motorradfreunde Ötlingen sind oft mit Gleichgesinnten unterwegs.

Von Kirchheim geht es mit dem Bike über Dettingen, Bissingen, Weilheim und Neidlingen nach Wiesensteig. Vom Verkehr stark frequentierte Straßen meiden die Zweiradenthusiasten bewusst, um bei einer Ausfahrt neue Eindrücke und Fahrerlebnisse abseits der sonst gewohnten Hauptverkehrsadern zu bieten. Auf der Landstraße 1200 geht es auf einer kurvenreichen Straße durch den Wald und vorbei an Feldern nach Wiesensteig. Dort gibt es laut Bernd Meyer nicht nur einen Geopfad. Das 1434 erstmals schriftlich erwähnte und im Renaissancestil erbaute Residenzschloss der Helfensteiner ist Wolfgang Meyer zufolge immer einen Abstecher wert. Und auch die 1466 erbaute Stiftskirche Cyriakus ist für den Vorsitzenden der Motorradfreunde Ötlingen eine besondere Sehenswürdigkeit.

Etwa fünf Kilometer westlich des beschaulichen Städtchens erreicht der Besucher entlang der Fils über die Papiermühle, vorbei am Filsursprung und auf dem Weg durchs Hasental die Schertelshöhle. Ihr Eingang befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinde Westerheim. Die Höhle ist reich an Tropfsteinen und kann von Mai bis Oktober bei Führungen besichtigt werden. Von Westerheim führt die Strecke nach Römerstein, wo die Landschaft mit einem reizvollen Wechsel von Buchenwäldern, Blumenwiesen, Schafheiden und Kuppenbergen besticht, schwärmt Bernd Meyer. Die Straße windet sich von hier aus laut Wolfgang Meyer verschlungen durch die Natur. Über Seeburg geht es auf der Bundesstraße 465, begleitet von den links aufsteigenden Felswänden, durch enge Kurven, gefolgt von einer langen Geraden nach Münsingen.

Wer nicht nur auf dem Motorrad sitzen will, dem rät Meyer zu einem Abstecher in den Teilort Buttenhausen, wo Kanutouren möglich sind. Die Große Lauter wartet hier mit Stromschnellen und Wasserfällen auf, die die Fahrt auf dem Fluss zu einem kleinen Abenteuer machen. Über Hayingen und Pfronstetten führt der Weg weiter nach Trochtelfingen. Hungrige Biker können dort beim Nudelhersteller Albgold einkehren, sagt Wolfgang Meyer. „Hier kann man auch einen Blick hinter die Kulissen werfen und sich die Produktion ansehen“, erzählt er. „Von Montag bis Samstag steht Interessierten die Kräuter-Welt des Unternehmens offen, die mit über 1 000 verschiedenen Küchen-, Gewürz-, Tee- und Duftkräutern, aber auch Arznei- und Heilpflanzen aufwartet“, zählt er auf.

Über die Kreisstraße 6736 führt die Route durch vereinzelte Waldstücke vorbei an Wiesen und Äckern, auf denen die Landwirte um diese Jahreszeit die Ernte einbringen. Hier ist Vorsicht geboten. „Wegeinmündungen aus Wald und Flur sollten Biker im Blick behalten, um Kollisionen zu vermeiden“, warnt Bernd Meyer. „Im Zweifel gilt: runter vom Gas.“ Die landwirtschaftlichen Fahrzeuge könnten überdies schmierige Lehmspuren auf der Fahrbahn hinterlassen. Das kann Motorradfahrer ganz schön in Bedrängnis bringen.“ Auch mit Blick auf Wanderer und Radfahrer, die bei schönem Wetter die Fahrbahn kreuzen, ist dem Sprecher der Motorradfreunde Ötlingen zufolge eine umsichtige Fahrweise empfehlenswert.

Wenn Gomadingen und Sankt Johann hinter dem Fahrer liegen, folgt Bad Urach, wo zu Füßen der Hohen Warte der Uracher Wasserfall in die Tiefe stürzt. Im Slalom geht es von der pittoresken Fachwerkstadt nach Hülben und anschließend die Neuffener Steige hinunter, auf der der Fahrer das Tor zur Schwäbischen Alb in umgekehrter Richtung passiert und über Beuren und Nürtingen zurück nach Kirchheim fährt. Wolfgang Meyer bilanziert: „Es ist eine mit rund 180 Kilometern kurze, aber reizvolle Tour, die nicht nur landschaftlich, sondern auch kulturell, historisch und kulinarisch einiges zu bieten hat.“

Wichtige Regeln für die Gruppenfahrt

Bernd Meyer
Bernd Meyer

Herr Meyer, wie lautet die wichtigste Grundregel bei Gruppenfahrten?

BERND MEYER: Die wichtigste Grundregel lautet: kein Wettbewerb, kein Drängeln, keine Überholmanöver untereinander. Wer so schnell fahren möchte wie er kann und will, ist in der Gruppe fehl am Platz.

Wie fährt man gemeinsam sicher?

BERND MEYER: Sicher fahren in der Gruppe heißt: genügend Abstand halten und versetzt fahren, damit jeder einen guten Blick auf den Straßenverlauf und mögliche Hindernisse hat. Keiner kann blind auf das Rücklicht des Vordermanns vertrauen, denn in Notsituationen oder bei schwierigen Kurvenkombinationen hat man ansonsten schlechte Karten. Tempo und Kurvengeschwindigkeit, aber auch Streckenlänge und Etappen sollten an den schwächsten Teilnehmern ausgerichtet werden. Außerdem sollte bei Überholvorgängen nie blind der Gruppe hinterhergefahren werden.

Wer sollte die Gruppe anführen?

BERND MEYER: Das sollte der tun, der die Route und vor allem auch ihren Streckenverlauf am besten kennt und ihn schon abgefahren ist. Derjenige, der vorausfährt, sollte die Gruppe mit einem flüssigen Fahrstil während der Ausfahrt harmonisch moderieren.

Gibt es Regeln für die Fahrzeugaufstellung?

BERND MEYER: Die Staffelung orientiert sich am Fahrkönnen und der Motorleistung. Auf das Führungsfahrzeug folgt also das schwächste Glied in der Kette, danach folgen im Wechsel ungeübte und routinierte Fahrer. Am Ende der Kolonne sollte jemand fahren, der ein leistungsstarkes Motorrad in Verbindung mit langer Erfahrung und hohem fahrerischem Können bewegt.

Das heißt, bei Ihnen können auch Fahranfänger mitfahren?

MEYER: Natürlich können Fahranfänger und Wiedereinsteiger an unseren Ausfahrten teilnehmen. Eine Mitgliedschaft bei den Motorradfreunden Ötlingen ist nicht nötig. Es sind auch schon Personen bei den Touren dabei gewesen, deren Zweirad einen Hubraum von 125 Kubikzentimetern und eine Motorleistung von 15 PS aufwies. Das ist kein Problem.

Was macht den Reiz von Gruppenfahrten aus?

MEYER: Es macht einfach Spaß, Erlebnisse und Erfahrungen zu teilen, bei einer Kaffeepause oder der Einkehr in einem Gasthof Geschichten oder Anekdoten zu erzählen und sich auszutauschen. Außerdem schafft eine gemeinsame Ausfahrt soziale Kontakte. Man lernt Gleichgesinnte kennen, mit denen sich unabhängig von den großen Vereinstouren Ausfahrten unternehmen lassen oder die mit Rat und Tat weiterhelfen, wenn es am Motorrad was zu schrauben gibt.

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