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Trächtige Rehe leben gefährlich

Auf Dettinger Wiesen und Feldern reißen frei laufende Hunde immer wieder Tiere

Rund um die Kleingartenanlage Eulengreuth in Dettingen machen Jäger und Spaziergänger immer wieder grausige Funde: Tote Rehe, die von frei laufenden Hunden gerissen worden sind. Um Ostern herum fielen rund um Dettingen drei Tiere den Hunden zum Opfer.

Rehe werden immer wieder Opfer frei laufender Hunde.Foto: Dieter Ruoff
Rehe werden immer wieder Opfer frei laufender Hunde.Foto: Dieter Ruoff

Dettingen. Laut Jochen Sokolowski werden auf Dettinger Gemarkung jährlich sieben bis zehn Rehe von frei laufenden Hunden getötet. Um Ostern herum wurden drei Tiere gerissen. Kollegen des Bezirksjägermeisters beklagen dasselbe Problem. „Momentan häuft es sich, weil die Rehe noch trächtig und deshalb weniger beweglich als sonst sind“, sagt Sokolowski. Damit seien die Tiere ein leichtes Opfer für die Hunde. Auch Jungtiere, die von ihren Eltern während der Futtersuche allein gelassen werden, und Bodenbrüter wie die Feldlerche, seien gefährdet.

Rund um die Kleingartenanlage Eulengreuth leben Wildtiere offenbar besonders gefährlich. „Dort sind viele Spaziergänger unterwegs, die mit ihren Hunden über die Hahnweide nach Kirchheim laufen“, sagt Sokolowski. Die meisten Hunde seien unangeleint. Die Halter würden es oft gar nicht bemerken, dass ihre Tiere Jagd auf Rehe machten, sagt der Bezirksjägermeister. In der Regel würden Spaziergänger oder Wiesenbesitzer, die gerade mähen, die toten Rehe melden – und nicht die Halter.

Manchmal lassen die Hunde ihre Opfer auch halb tot zurück. „Kürzlich habe ich ein Reh gefunden, das im Zaun hing. Der Bauch war schon aufgerissen. Das Geschrei ist mir durch Mark und Bein gegangen“, sagt Jochen Sokolowski. Er erlöste das Tier mit einem Gnadenschuss.

Der Bezirksjägermeister bittet Hundebesitzer darum, auf den Wegen zu bleiben und die Tiere immer im Blick zu behalten. Hunde, die nicht gehorsam seien, gehörten im Wald und auf dem Feld an die Leine. „Es gibt viele Menschen, deren Tiere nicht ausgebildet sind. Und der Jagdtrieb ist in jedem Hund drin“, sagt Sokolowski.

Bezirksjägermeister kritisiert neues Jagdgesetz

Seit dem 1. April gilt laut Jochen Sokolowski das neue Jagd- und Wildtiermanage mentgesetz. Neu ist unter anderem, dass Jagdaufseher und Jagdpächter frei laufende Hunde, die Rehe töten, nicht mehr selbstständig fangen oder im äußersten Fall erschießen dürfen. „Die Ortspolizeibehörde muss nun entscheiden, ob getötet werden darf oder nicht“, sagt der Bezirksjägermeister. Das sei jedoch in der Praxis nicht umsetzbar. „Für uns als Jäger ist das Gesetz sehr bedauerlich. Der Tierschutz wird völlig missachtet“, sagt er. Zum äußersten Fall ist es laut Jochen Sokolowski auf Dettinger Gemarkung ohnehin nie gekommen. „In den letzten 38 Jahren mussten wir nie einen Hund erschießen“, sagt er. Stattdessen habe man stets versucht, den Hund einzufangen und den Halter zu finden. Wurden Tiere getötet oder verletzt, mussten die Besitzer Ordnungs- oder Bußgelder zahlen.adö