Weilheim. Erste Erfahrungen mit dem Bahnprojekt haben die meisten Weilheimer schon gemacht: Direkt nebenan, in Aichelberg, hat sich die Tunnelbohrmaschine in den Berg gebohrt. Die Lindach in Weilheim wurde verlegt, weil sie der Neubaustrecke im Weg war, und schon vor Jahren starteten die Verhandlungen mit Grundstücksbesitzern. Jetzt rückt das Großprojekt noch ein Stückchen näher: „Die Bauarbeiten bei Weilheim starten 2016“, informierte Jens Hallfeldt, Projektabschnittsleiter des Planungsabschnitts „Albvorland“ der Bahn. Die Vorbereitungen mit Wege- und Leitungsbau liefen bereits, bis Ende des Jahres würden noch Tragsportwege gebaut und Flächen gerodet. Die eigentliche Bauzeit betrage dann voraussichtlich drei Jahre.
Dass da so einiges auf Weilheim zukommt, dessen sind sich Bahn und Stadt bewusst. Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle sprach von dem wohl „größten Bauvorhaben“ in Weilheims jüngerer Vergangenheit. Bahnvertreter Jens Hallfeldt versicherte: „Wir wollen den Bau so verträglich machen wie es geht.“ Zwischenrufe von Skeptikern des Gesamtprojekts bremste er jedoch: „Es geht nicht mehr darum, das Projekt rückgängig zu machen. Dazu ist es zu weit fortgeschritten.“
Der Bauabschnitt 2.1 c – wie der Bereich bei Weilheim offiziell heißt – reicht vom „Hasenholz“ bei Nabern bis zum Boslertunnel. Neben der ganz normalen Bahnstrecke, Schallschutzwänden und Wällen werden fünf besondere Bauwerke errichtet. Im Westen sind das Eisenbahnbrücken über die Lindach und die L 1200 sowie eine Straßenüberführung in der Holzmadener Straße. Unter dem Rastplatz „Vor dem Aichelberg“ entsteht ein Tunnel, und am Seebach ist als Sondermaßnahme ein Hochwasserrückhaltebecken vorgesehen.
Die Gefahr von Störungen durch Lärm und Erschütterungen schätzt Jens Hallfeldt als verhältnismäßig gering ein: „Das ist etwas ganz anderes als etwa beim Tunnelbau.“ Dort würde ständig Material abgefahren. „In Weilheim dagegen verwenden wir fast alles, was wir abgraben, wieder“, so Hallfeldt. Mit dem Erdaushub würden Schallschutzwälle entlang der Autobahn aufgeschüttet. Lediglich an Tagen, an denen es ans Betonieren gehe, sei reger Betonmischer-Verkehr zu erwarten. Was die Verschmutzungen der Straßen angehe, wolle die Bahn für regelmäßige Reinigung und Befeuchtung an trockenen Tagen sorgen. Auch die Arbeitszeiten in Weilheim seien unproblematisch: „Es wird nur tagsüber von Montag bis Freitag gearbeitet“, betonte Jens Hallfeldt.
Mit Beeinträchtigungen dagegen müssen Autofahrer, Radfahrer, Spaziergänger und Landwirte rechnen. Der Geh- und Radweg, der an der Lindach entlang und unter der A 8 durchführt, bleibt während des Brückenbaus komplett gesperrt. Allerdings sorgt die Bahn für Abhilfe: „Fußgänger und Radfahrer werden über den Schotterweg nördlich der Autobahn umgeleitet“, so Hallfeldt.
Für Autos tabu ist während der Bauzeit der Überführung auch die Holzmadener Straße. „Fahrräder und landwirtschaftliche Fahrzeuge können dort aber weiterhin fahren“, sicherte der Projektleiter zu. Ganz weg kommt erst einmal der Autobahnrastplatz am Aichelberg. Dort wird der Tunnel nämlich von oben her errichtet. Sind die Röhren fertig, wird ein neuer Rastplatz draufgesetzt.
Ebenfalls dicht bleiben zwei Wirtschaftswege, die unter der Autobahn hindurchführen.
Fragen und Befürchtungen seitens der Bürger gab es einige. Thema war vor allem der zusätzliche Verkehr durch die Baustellenfahrzeuge. „In der Kircheimer Straße haben wir schon jetzt ein Verkehrsaufkommen, das nicht mehr hinnehmbar ist“, klagte ein Bürger. Auch Bewohner des Egelsbergs fürchten mehr Lärm. Gefordert wurde, verträglichere Fahrwege für Lastwagen und Betonmischer zu finden.
Seinem Ärger Luft machte auch ein Grundstücksbesitzer, mit dem die Bahn verhandelt hatte: „Der Umgang ist alles andere als fair“, klagte er. Jens Hallfeldt verwies darauf, dass die Bahn mit öffentlichen Geldern hantiere und ihr bei den Preisverhandlungen die Hände gebunden seien. Er versprach auch, sich darum zu kümmern, dass die Eigentümer, die noch nicht bezahlt worden seien, ihr Geld erhalten.
Nicht zuletzt hat auch die Bahn mit Hindernissen zu kämpfen. Weil die streng geschützte Zauneidechse im Bereich der Neubaustrecke lebe, müssten die Tiere eingesammelt und umgesiedelt werden. „Das kostet viel Geld und braucht Zeit“, so Hallfeldt.