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Wehren stehen vor Herausforderungen

Einsätze in Tunneln und Tiefbahnhöfen fordern neue Strategien - Kreisfeuerwehrverband politisch aktiv

Unfallrettungen, Brände löschen, Hochwasser bekämpfen – all das leisten im Kreis Esslingen rund 3 660 Feuerwehrmänner und -frauen im Ehrenamt. Mit der Schnellbahntrasse Stuttgart-Ulm und dem geplanten Tiefbahnhof auf den Fildern stehen die Helfer vor neuen, großen Herausforderungen.

Bei der Hauptversammlung des Kreisfeuerwehrverband ehrte Landrat Heinz Eininger (links) verdiente Feuerwehrmänner: Roland Schult
Bei der Hauptversammlung des Kreisfeuerwehrverband ehrte Landrat Heinz Eininger (links) verdiente Feuerwehrmänner: Roland Schultheiß, Klaus Holder, Peter Pawel (alle drei aus Kirchheim), Walter Kuhn und Kreisverbandsvorsitzender Bernd Müller (von links nach rechts). Foto: Nicole Mohn

Unterensingen. Großaufgebot im Unterensinger Udeon: Vertreter aller 44 Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis sind zusammengekommen, um bei der Hauptversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes Esslingen-Nürtingen über die aktuelle Situation des Löschwesens zu beraten. Hinter den Wehren und ihren Aktiven liegt ein arbeitsreiches Jahr – jedoch blieben sie und der Landkreis 2014 zumindest von Hochwasserereignissen und Unwettern verschont. 11 551 Einsatzkräfte rückten im vergangenen Jahr aus. Dabei löschten sie 755 Brände und leisteten 3 482 Mal technische Hilfe.

Unverzichtbar ist das, was die Angehörigen der Freiwilligen Wehren damit leisten. Umso mehr ärgert es den Kreisverbandsvorsitzenden Bernd Müller, dass rund 3,5 Millionen Euro der zweckgebundenen Einnahmen aus der Feuerschutzsteuer nach wie vor in die Taschen des Landes wandern, um dort den Haushalt zu finanzieren. Geld, das macht der Blick auf die Förderquote von gerade mal 55 Prozent klar, das den Wehren vor Ort für ihre Arbeit fehlt, wie Müller bemerkt. Eine weitere Entnahme aus der Feuerschutzsteuer lehnt er, ebenso wie der Landesverband, kategorisch ab. Ohnehin ist man politisch äußerst rege auf Verbandsebene. Ob zum Strategiepapier über zukunftsorientierte Rahmenbedingungen für das Ehrenamt in den Feuerwehren oder dem heiklen Thema des Trinkwasserschutzes – der Verband nutzt seine Möglichkeiten, kritisch Stellung zu nehmen und Position zu beziehen. Vor allem die Pläne der Wasserversorger, den Wehren den Zugang zum Trinkwassernetz zu erschweren, beobachtet Müller mit Sorge. Der Vorsitzende kündigte an, gegen das geplante Merkblatt Einspruch zu erheben.

Aktiv geht der Verband zudem das Thema Einbindung älterer Mitglieder in den Einsatzabteilungen an. Ein eigener erarbeiteter Leitfaden macht den Wehren Mut, auf die erfahrenen Kräfte nicht zu verzichten und vorzeitige Wechsel in die Altersabteilungen zu vermeiden. „Es wäre falsch, wenn wir nicht auf die Erfahrung und das Wissen dieser älteren Kameraden zurückgreifen würden“, erklärt Müller.

Erfahrung und Wissen, darum geht es auch bei den breit angelegten Aus- und Fortbildungsangeboten sowohl auf Kreis- als auch Landesebene. Im Fokus standen dabei im vergangenen Jahr vor allem die Strategien bei einem Tunnelbrand. Aus guten Grund befassen sich Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich und sein Stab mit diesen Themen: Mit der Schnellbahntrasse Stuttgart-Ulm und den beiden Tunnelbaustellen auf Kreisgebiet wachsen den Wehren entlang der Trasse neue Aufgabenfelder zu. Ebenso mit dem geplanten Terminal an der Messe Stuttgart und dem Flughafen, so Dittrich. Hier sei man aber bereits seit Langem in Kontakt mit der Bahn, um so neue Einsatzstrategien und Pläne an die Hand zu geben, versichert der Kreisbrandmeister.

Strategisch hat sich das Lösch- und Katastrophenschutzwesen auch auf Kreisebene neu aufgestellt. Nach den Erfahrungen aus dem Unwetter- und Hochwasserjahr 2013 sollen nun acht Führungsgruppen dafür sorgen, dass komplexe Schadenslagen schnell und gut abgearbeitet werden können, so Landrat Heinz Eininger. Eine neue Ausbildungsplanung verschafft dem zuständigen Amt 43 zudem einen guten Überblick über den Ausbildungsstand und sorgt für eine gute Auslastung der Angebote. Nicht zuletzt ist auch personell mit dem Dienstantritt von Feuerwehrfrau Verena Groner das Amt wieder gut aufgestellt.

Kreischef Eininger dankte den Einsatzkräften für ihre Arbeit. Besondere Auszeichnungen hatte er zusammen mit Müller zudem für die langjährigen Mitglieder Roland Schultheiß, Peter Pawel und Klaus Holder aus Kirchheim sowie Walter Kuhn aus Aichtal und Walter Maier aus Ostfildern: Sie erhielten für ihr Engagement die silberne Ehrenspange.