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Weltweit erfolgreich mit Sportpuppen

Fernsehen Eine Woche lang war ein Team des SWR für eine „Landesschau Mobil“-Ausgabe in Notzingen unterwegs. Eine Station war dabei der Schaufensterpuppenhersteller „Wissler Mannequins“. Von Katja Eisenhardt

Fritz Hedrich, Enkel des Firmengründers und ehemaliger Geschäftsführer von „Wissler Mannequins“ erklärt dem SWR-Team die Herstel
Fritz Hedrich, Enkel des Firmengründers und ehemaliger Geschäftsführer von „Wissler Mannequins“ erklärt dem SWR-Team die Herstellung der muskulösen Puppen. Foto: Katja Eisenhardt

Athletisch sehen sie aus, deutlich zeichnen sich die trainierten Muskeln ab. Kein Gramm Fett haben die Sportler auf den Rippen, nahezu makellos warten sie auf ihren neuen Einsatz. Zuvor müssen aber erst mal die kleinen Blessuren des vergangenen Einsatzes „verarztet“ werden. Wir befinden uns in der Werkstatt des Notzinger Schaufensterpuppenherstellers „Wissler Mannequins“. Ein dreiköpfiges Team des SWR Stuttgart blickt an diesem Dienstag für eine Ausgabe von „Landesschau Mobil“ hinter die Kulissen des Unternehmens.

Die ganze Woche über waren Moderatorin Petra Thaidigsmann, Kameramann Axel Stosch und Tonmann Alexander Katsimitsoulias dafür an verschiedenen Stationen im Ort im Einsatz. Heute enden die Dreharbeiten mit Marvin Mitterhuber, Trainer beim TSV Notzingen und derzeit Teilnehmer der Fernsehsendung „Ninja Warriors“, sportlich.

Die ebenfalls sehr sportlichen Gestalten am zweiten Drehtag der Woche sind in strahlendem Weiß oder Anthrazit gehalten. Akrobatisch streckt die eine Dame - wohl eine Gymnastin - ihr Bein in die Höhe. An der einen oder anderen Stelle kleben Pflaster; sie zeigen an, wo ausgebessert werden muss. Noch sind die Figuren gänzlich unbekleidet. Das wird sich ändern, wenn sie für ihren nächsten Einsatz wieder mit der neuesten Sportmode drapiert werden - ob auf einer Fachmesse oder in einem der zahlreichen Filialen bekannter Sportkonzerne wie Decathlon oder Intersport.

Nicht so schnelllebig wie Mode

Auf den Sportbereich hat sich das Notzinger Unternehmen vor Jahren spezialisiert und ist damit nahezu konkurrenzlos in der Branche. „Das ist ein Bereich, der nicht so schnelllebig ist wie etwa die Modebranche“, erklärt der ehemalige Geschäftsführer und Enkel des Firmengründers Fritz Hed­rich dem SWR-Team. Weltweit werden die Notzinger Schaufensterpuppen geordert. All jene, die innerhalb Europas Blessuren wie beispielsweise abgebrochene Finger, Löcher oder sonstige Makel in der lackierten Oberfläche davontragen und wieder repariert werden müssen, werden zu den Notzinger Experten zurückgeschickt.

In Notzingen entstehen nach Vorgabe der Kunden die Prototypen, geformt und gefertigt werden die Puppen schließlich in Asien. Zunächst entsteht dabei ein Stahlskelett, das bereits die Haltung deutlich zeigt. Anschließend modellieren Bildhauer mit Ton die Figur. Anatomiebücher dienen dabei als Orientierung. Im Detail werden die unterschiedlichen Bewegungsabläufe der Sportler, die Haltung und Körperspannung ausgearbeitet - ob das nun etwa ein Sprinter, Tennisspieler, die Gymnastin oder ein Fußballer ist. Nach der Drehstation in der Werkstatt, in der Fritz Hedrich gekonnt demonstriert, wie man eine der Puppen wieder fachmännisch abschleift, geht es nebenan in der Lackiererei weiter. Auch hier legt der Experte selbst Hand an: Gekonnt sprüht er der Puppe eine täuschend echt wirkende Gänsehaut auf. In der Lackiererei werden auch lädierte Oberflächen wieder ausgebessert.

Ein Stockwerk höher lagern unterschiedliche Torsos, Aufschriften auf den Kartons weisen auf Köpfe, Arme und Hände hin. Auch komplette Figuren stehen im Raum. Dabei fällt Reporterin Pet­ra Thaidigsmann auf, dass deren Gesichter teils geschminkt sind und sogar eine Frisur modelliert ist. „Ja, früher hat man sie noch aufwendig bemalt, ich selbst habe noch einzelne Wimpern eingesetzt und Fingernägel lackiert“, erzählt Fritz Hedrich. Das passe heute nicht mehr, zumal sie weltweit eingesetzt werden. Eine neutrale Gestaltung passt überall. Und außerdem wäre eine stark geschminkte Tennisspielerin oder Ähnliches ja auch nicht authentisch.

Funktionell müssen die Puppen sein und so bei der Herstellung etwa die ausreichenden Abstände zwischen Armen und Körper beachtet werden, damit sie problemlos angezogen werden können. Hier darf Moderatorin Petra Thaidigsmann selbst einmal ausprobieren, wie eine in sieben Teile zerlegte Puppe erst zusammengebaut und dann angezogen werden kann. Ob sie erfolgreich war, wird sich bei der Ausstrahlung der Notzinger Ausgabe von „Landesschau Mobil“ zeigen.

Info: Der Sendetermin für die Notzinger Ausgabe von „SWR Landesschau Mobil“ steht noch nicht fest. Geplant ist eine Ausstrahlung ab 13. Juli.

Gegründet hat das Notzinger Unternehmen 1925 Friedrich Wüster, der Großvater mütterlicherseits von Fritz Hedrich, der 1986 das Ruder von seinen Eltern übernahm und bis vor Kurzem die Firma leitete. Die Puppen gehörten von Kindheit an zu seinem Leben, erzählt er, betont aber: „Gespielt habe ich als Kind aber nie mit Puppen, sondern mit Matchboxautos.“ Allein am Geruch kann er durch die jahrzehntelange Arbeit die Materialien unterscheiden, sagt Fritz Hedrich.

War die Firma anfangs ein reiner Reparaturbetrieb, kamen später der Handel und die Vermietung der Puppen dazu. Der heutige Firmenname rühre von der Übernahme der Firma Wissler aus Ostfildern im Jahr 1989 her, die damals mit Schaufensterpuppen handelte.

Verändert habe sich über die Jahrzehnte das Material: Zu Beginn wurden sie aus Wachs, später aus Gips und heute aus Kunststoff gefertigt. Seit 2017 ist die Firma Wissler eine Tochterfirma von Bohnacker Ladeneinrichtungen aus Blaubeuren. Geschäftsführer ist heute Claus Saumweber. eis