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„Wir wollen drittstärkste Kraft werden“

Wahlkampf FDP-Politiker Wolfgang Gerhardt war zu Gast in Kirchheim. Er sprach über Geleistetes in der Vergangenheit, von der Qualität des Unterrichts und die Verantwortung jedes Einzelnen. Von Iris Häfner

Wolfgang Gerhardt unterstützt Renata Alt im Bundestagswahlkampf. Foto: Jean-Luc Jacques
Wolfgang Gerhardt unterstützt Renata Alt im Bundestagswahlkampf. Foto: Jean-Luc Jacques

Ruhig, sachlich, schnörkellos: Dr. Wolfgang Gerhardt ist kein Mann der platten Rhetorik, er mag die leisen Zwischentöne - so zumindest hat er sich im Alten Gemeindehaus in Kirchheim bei der FDP-Wahlkampfveranstaltung präsentiert. Den Slogan „Denken wir neu“ der Wahlplakate bemühte er nicht wirklich. Diesen Faden griff Albrecht Ellwanger, Vorsitzender des Ortsvereins, bei seiner kurzen Begrüßung auf, ebenso Renata Alt, Kandidatin im Wahlkreis, in ihrem komprimierten Statement, weshalb sie für die FDP in den Deutschen Bundestag einziehen will.

„Zu der Kandidatin kann ich Sie beglückwünschen. Wir werden Renata Alt in Berlin sehen“, ist Wolfgang Gerhardt vom Wiedereinzug seiner Partei in den Bundestag überzeugt - mit einer kleinen Einschränkung: „Wenn wir unsere Arbeit ordentlich machen.“ Der 73-Jährige war unter anderem von 1998 bis 2006 Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, seit 2006 ist er Vorstandsvorsitzender der liberalen Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Die Erfahrungen aus dieser Arbeit flossen immer wieder in seinen Vortrag ein, beispielsweise als er vom Treffen mit der einstigen amerikanische Außenministerin Madeleine Albright und dem ehemaligen tschechoslowakischen Präsidenten Václav Havel beim Prager Konferenz-Forum sprach, bei dem es um die Verteidigung der Freiheit ging. Es fand in dem Saal statt, zu dem der Balkon gehört, von dem Hans-Dietrich Genscher seinen legendären Satz an die DDR-Bürger sprach „. . . dass heute Ihre Ausreise möglich geworden ist“.

Europa liegt ihm am Herzen, insbesondere gute nachbarschaftliche Beziehungen mit allen Ländern - auch zu denen im Osten. „Macron und Merkel bedeuten eine Chance. Sie müssen zum Motor werden“, sagte Gerhardt, und weiter: „Wir haben eine starke Zivilgesellschaft in Europa. Das wünsche ich mir auch für die USA“, sagte er. Nachkriegs-Deutschland könne stolz auf das Geleistete sein. „Wir als FDP müssen in den Bundestag zurück, möglichst als drittstärkste Kraft. Es wäre eine Schande, wenn der erste Oppositionsredner aus den Reihen der AfD käme. Das gäbe eine Schieflage in der Berichterstattung im Ausland“, befürchtet er.

Seit Jahren plädiert er für ein Einwanderungsgesetz. „Nur so können wir Menschen gezielt anwerben, um dem Fachkräftemangel zu begegnen - und das bewahren, was uns wirklich wichtig ist“, sagte er und vertraut auf die Ingenieurskunst in Deutschland, weiterhin wegweisende Entwicklungen auf den Markt zu bringen.

Nach dem Vortrag entwickelte sich eine muntere Diskussionsrunde. Die Zuhörer interessierte vor allem die Bildungspolitik. Die Qualität des Unterrichts ist für Wolfgang Gerhardt entscheidend, und damit die Arbeit der Lehrer. „Aber auch die Eltern sind gefordert, ein Mindestmaß an zivilisierten Werten an ihre Kinder weiterzugeben“, so der Politiker. An die Adresse der Kultusminister-Konferenz appellierte er, dass es im gesamten Bundesgebiet eine einheitliche und gleiche Qualität geben sollte. Als weiterhin wegweisend sieht er das duale Ausbildungssystem in Deutschland: „Nach dem Schulabschluss steht bei uns niemand im Nirwana.“