Weilheim · Lenningen · Umland

Wunsch nach Begegnung

In Weilheim entstehen Kontakte zwischen Bürgern und Asylsuchenden – Viel Unterstützung

Gut zwei Wochen ist es her, dass 99 Asylbewerber in die Unterkunft am Weilheimer Lindachstadion eingezogen sind. Versuche rechter Extremisten, Stimmung gegen die Flüchtlinge zu machen, haben wenig gefruchtet: Die Unterstützung aus der Bevölkerung groß, und es werden immer mehr persönliche Kontakte geknüpft.

Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle im Gespräch mit Weilheimer Bürgern und Asylsuchenden. Die Flüchtlingsunterkunft war eine
Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle im Gespräch mit Weilheimer Bürgern und Asylsuchenden. Die Flüchtlingsunterkunft war eine der Stationen auf einer kommunalpolitischen Radtour für interessierte Bürger.Fotos: Jean-Luc Jacques

Weilheim. Als die Besucher auf dem Hof der Flüchtlingsunterkunft in der Egelsbergstraße eintreffen, stehen schon zahlreiche Bewohner parat. Einige laufen den Gästen entgegen, begrüßen sie mit einem Lächeln oder ein paar deutschen Worten. Es dauert nicht lange, bis sich erste Gespräche zwischen Asylsuchenden und Weilheimer Bürgern entwickeln. Es geht um Herkunft, Flucht und Zukunftspläne, aber auch um den Wunsch, die deutsche Sprache zu lernen und das dringende Bedürfnis, via Internet und Handy mit der Heimat in Verbindung zu bleiben.

Die Gäste, das sind an diesem Tag 25 Interessierte, die zusammen mit Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle eine kommunalpolitische Radtour durchs Städtle unternehmen. Weilheims Rathauschef steht den Bürgern, aber auch den Flüchtlingen Rede und Antwort und gibt Infos.

99 Asylsuchende leben seit Anfang August in der Notunterkunft. Sie kommen zu großen Teilen aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Gambia und Pakistan. Betreut werden die Bewohner von Mitarbeitern der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Auftrag des Landkreises. Ihnen zur Seite stehen ehrenamtliche Mitarbeiter des AK Asyl. Bewusst ist Johannes Züfle, wie wichtig eine Internetverbindung für die Menschen ist, die fernab ihrer Heimat leben. „Sie werden Internet bekommen“, verspricht er den Bewohnern der Unterkunft. Gespräche mit dem Anbieter liefen schon.

Die Radler sind bei Weitem nicht die Einzigen, die in der Egelsbergstraße vorbeischauen. „Es gibt schon ganz viele Kontakte“, freut sich Jochen Ziegler, Sprecher des Weilheimer Arbeitskreises Asyl. Zum einen seien die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Arbeitskreises hoch aktiv und oft vor Ort. „Aber auch etliche andere Weilheimer gehen einfach mal vorbei und sagen hallo“, ist er froh darüber, dass der Wunsch nach persönlicher Begegnung auf beiden Seiten groß ist.

Und auch sonst gebe es viel Zuspruch: „Es kommen derzeit zahlreiche Weilheimer auf uns zu, die sich bisher zurückgehalten haben und bieten Hilfe und Unterstützung an.“ Regelrechter Andrang habe am Samstag in der Kleiderkammer geherrscht. „Wir sind kaum mehr hinterhergekommen mit Kleidern annehmen“, so Ziegler.

Ganz konkrete Angebote für die Flüchtlinge laufen nun ebenfalls nach und nach an. So gab es schon ein erstes Fußballtraining für die Bewohner der Unterkunft – ein voller Erfolg. „Die Sprachkurse starten bald, und wir prüfen nun, wer welches Sprachniveau hat“, so Ziegler.

Alles in allem hat ist er sehr zufrieden mit der aktuellen Situation: „Nach einer turbulenten Woche am Anfang hat sich nun alles beruhigt“, sagt er in Anspielung auf die Ereignisse kurz vor und nach dem Einzug der Flüchtlinge in die Asylunterkunft am Lindachstadion.

Überschattet gewesen war der Start von eine Kundgebung der NPD in Weilheim wenige Tage vor Ankunft der Asylbewerber. Kurze Zeit später erschien auf einer Facebook-Seite ein Posting zu angeblichen Übergriffen von Asylsuchenden gegen Bürger in Weilheim. Darin wurden die Flüchtlinge als „Asylbetrüger“ und „Verbrecher“ bezeichnet. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart und die Kriminalpolizei Esslingen ermitteln in dieser Sache nun gegen unbekannt wegen des Verdachts der Volksverhetzung.

Radtour mit dem Bürgermeistster und Bürgern in Weilheim, u.a. AsylbewerberunterkunftNotunterkunft Weilheimer LindachstadionGemei
Radtour mit dem Bürgermeistster und Bürgern in Weilheim, u.a. AsylbewerberunterkunftNotunterkunft Weilheimer LindachstadionGemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in WeilheimAsyl - Asylant - Flüchtlinge - Container