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„Zelte sollten wirklich das letzte Mittel sein"

DRK-Bereitschaftsleiter Andreas Schober über die Rolle ehrenamtlicher Einsatzkräfte bei der Flüchtlingsversorgung

Ohne die Unterstützung von Deutschem Rotem Kreuz (DRK) und Malteser Hilfsdienst stünden die Behörden bei der Flüchtlingshilfe auf verlorenem Posten. DRK-Bereitschaftsleiter Andreas Schober aus Weilheim war bei der Versorgung von 300 Menschen vor einer Woche in Esslingen einer der Hauptverantwortlichen.

Herr Schober, Sie haben für Ihren Einsatz in Esslingen viel Lob erhalten. Lief wirklich alles so reibungslos ab, wie berichtet wurde?

SCHOBER: Wir hatten tatsächlich keine nennenswerten Probleme, was daran lag, dass wir auf die Lage gut vorbereitet waren. Trotzdem musste dann alles sehr schnell gehen. Wir hatten letztlich fünf Stunden Zeit, um 334 Menschen aufzunehmen, in der Schelztorhalle unterzubringen und zu verpflegen.

Wie beschafft man auf die Schnelle eine warme Mahlzeit für mehrere Hundert Menschen?

SCHOBER: Unsere Helfer haben in einer Feldküche in Frickenhausen Gemüseeintopf vorbereitet, der in Warmhaltebehältern nach Esslingen gefahren wurde. Bei der Essensverteilung hatten wir am ehesten mit Problemen gerechnet. Das lief dann aber völlig reibungslos.

Was ist aus Ihrer Sicht die Hauptschwierigkeit bei einem solchen Einsatz?

SCHOBER: Zum einen die Informationsbeschaffung. Wann kommt die Gruppe an, wie viele Familien, wie viele Kinder sind darunter? Das ist alles häufig unklar. Entscheidend ist für uns auch, ob alle eingeplanten Helfer rechtzeitig von der Arbeit freigestellt werden.

Neueste Zahlen gehen für 2016 von 10 000 Flüchtlingsplätzen im Kreis aus. Sind Sie, was Material und Personal betrifft, auf so etwas vorbereitet?

SCHOBER: Wir haben aktuell kein Personalproblem bei dem was unsere eigentliche Aufgabe ist, die Unterbringung und Erstverpflegung. Meine Sorge ist jedoch, dass ehrenamtliche Kräfte zunehmend in den Regelbetrieb eingebunden werden. In der Flandernstraße in Esslingen übernehmen wir derzeit vorübergehend die Betreuung der Flüchtlinge. Auf Dauer können wir das personell nicht leisten. Was das Material betrifft, hilft die internationale DRK-Familie aus. Feldbetten kommen derzeit aus Kanada, auch Schlafsäcke wird man zusätzlich brauchen.

In Esslingen zieht man den Bau einer Zeltstadt für 300 Menschen als Notmaßnahme in Erwägung. Was halten Sie von diesem Plan, auch angesichts des nahenden Winters?

SCHOBER: Davor warne ich dringend. Es ist ein hoher Aufwand, was die Infrastruktur anbelangt, auch was Nässeschutz und Sturmfestigkeit betrifft. Zelte, solange es sich um keine Traglufthalle handelt, sind zudem schwierig zu beheizen. Die Unterbringung in Zelten ist immer die schlechteste aller Möglichkeiten. Sie sollte wirklich das letzte Mittel sein.