So viele Menschen waren wohl noch nie in der Schlierbacher Dorfwiesenhalle: Die 400 Sitzplätze reichten bei Weitem nicht aus, sodass etliche Bürger mit Stehplätzen vorlieb nehmen mussten. Sie alle waren gekommen, um zu hören, wie sich die vier Kandidaten um den frei werdenden Chefsessel im Rathaus die Zukunft des Orts vorstellen. Tatsächlich hatten die Anwesenden aber nur die Gelegenheit, drei Kandidaten anzuhören - Dauerkandidatin Friedhild Miller aus Sindelfingen hatte ihre Teilnahme an der Veranstaltung abgesagt.
Die Wahl am kommenden Sonntag verspricht Spannung: Mit Achim Rapp (34), derzeit Hauptamtsleiter in Neckartailfingen, und Sascha Krötz (28), Hauptamtsleiter im Dettinger Rathaus, haben zwei junge und ambitionierte Verwaltungsprofis ihren Hut in den Ring geworfen und einen professionellen Wahlkampf geführt. Der Schlierbacher Kay Spitzer (39) ist zwar Quereinsteiger, kann als Abteilungsleiter bei der Schlierbacher Firma Stama aber ebenfalls auf Erfahrung in den Bereichen Verwaltung, Budgetplanung und Personalführung zurückgreifen.
Die Bewerber schilderten nochmals ihren Werdegang sowie ihre Beweggründe, warum sie sich auf den Chefposten im Rathaus bewerben. Achim Rapp und Sascha Krötz sehen ihre berufliche Zukunft in Schlierbach und haben klargemacht, dass sie das Amt des Bürgermeisters als dauerhafte Verpflichtung sehen. Beide möchten die Gemeinde auf lange Sicht weiterentwickeln - und selbstverständlich nach einem Wahlsieg nach Schlierbach ziehen.
Beide Kandidaten, die in ihren Analysen und Plänen viele Überschneidungen haben, wollen die Herausforderungen wie etwa das Stärken der Nahversorgung durch das Ansiedeln weiterer Geschäfte im Ortskern oder eines weiteren Hausarzts, das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum, die Anbindung Schlierbachs im öffentlichen Nahverkehr und den Erhalt finanzieller Spielräume konstruktiv und mit den Bürgern angehen. Für Sascha Krötz steht der Dienstleistungsgedanke im Vordergrund: „Die Verwaltung soll der erste Ansprechpartner für die Bürger sein.“ Und Achim Rapp sagt: „Mir ist es wichtig, die beste, nicht die einfachste Lösung zu finden.“
Kay Spitzer setzt ebenfalls auf Bürgernähe und schreibt sich ein Mehr an Bürgerbeteiligung auf die Fahnen. Die öffentliche Nahversorgung will er durch einen CAP-Markt verbessern und sich für einen bezahlbaren Wohnungsbau einsetzen. Wichtig ist für ihn eine nachhaltige Haushaltsführung: „Es ist mein klares Ziel, keine Schulden zu machen.“ Spitzer bezeichnet sich als Quereinsteiger, ist aber der Meinung, dass ihn seine berufliche Erfahrung ausreichend für den Job als Bürgermeister qualifiziere: „Meine Universität ist das Leben.“ Klar müsse er sich - sollte er gewählt werden - anfangs auf die Experten im Rathaus stützen, aber er ist überzeugt, dass es genug Literatur und Fortbildungsseminare gibt, um sich das notwendige Rüstzeug anzueignen.
Warum er sich zu einer Kandidatur entschlossen habe, liege in seinen Mitbewerbern begründet. Er habe zunächst vorgehabt, einen der beiden zu wählen und sich sowohl über Sascha Krötz als auch Achim Rapp genauer informiert. Die Ergebnisse seiner Recherchen hätten ihn enttäuscht: „Das ist für mich nicht authentisch.“ Es seien für ihn viele Fragen offen geblieben. Das Publikum goutierte diese Verschiebung von der Sachebene ins Persönliche hinein nicht: Neben Buhrufen sorgten Spitzers Aussagen vor allem für ungläubiges Kopfschütteln und Gelächter.
Bürgermeister Paul Schmid, der den Abend entspannt moderierte, schloss ihn mit einem Appell an alle Schlierbacher: „Gehen Sie am 10. Juni zu Wahl!“