Lenninger Tal

Ein halber Eimer statt fünf Tonnen

Mostereien In den Betrieben in Owen und Unterlenningen schlägt die schlechte Apfelernte durch.

Foto: Carsten Riedl

Lenningen. Wir sind dieses Jahr froh über jeden Apfel“, sagt Thomas Bosch, Chef der gleichnamigen Mosterei, die auch Fruchtsäfte vertreibt. Gerademal 60 000 Liter Apfelsaft hat der Unterlenninger Betrieb bislang gepresst. „Vielleicht schaffen wir es noch auf 90 000 Liter“, sagt Thomas Bosch. „Damit kämen wir noch mit einem blauen Auge davon.“ Gemessen an der sonst üblichen Menge von über einer Million Litern ist die Ausbeute allerdings ein Klacks. Bei Bioäpfeln verzeichnet die Mosterei sogar einen Totalausfall. Auswirkungen hat die magere Ernte auch auf die Annahmestelle von Bosch in Hepsisau, die der Obst- und Gartenbauverein betreut. Weil so wenig Äpfel auf den Bäumen hängen, hat der Verein beschlossen, dieses Jahr kein Obst entgegenzunehmen.

Durch die Ebbe in der Presse stockt auch der Verkauf an große Betriebe: „Wir können keinen Saft abgeben“, so Thomas Bosch, der sonst Unternehmen in Baden-Württemberg, Bayern und in der Lausitz beliefert. Wer sich für das wenige Obst bückt, wird wenigstens mit etwas mehr Geld belohnt: „Wir zahlen 18 Euro für den Doppelzentner. Letztes Jahr war es nur die Hälfte“, sagt Bosch. Das wird sich jedoch auch auf die Kunden auswirken: „Es wird uns nichts anderes übrig blieben, als den Preis anzuheben“, so der Saftproduzent. Die Misere hatte Thomas Bosch im April kommen sehen, als alle Bäume in voller Blüte standen und die Temperaturen in den Keller rauschten. „Am 19. April hatten wir im Lenninger Tal nachts acht bis neun Grad minus und am 20. April morgens starken Sonnenschein, der die Blüten verbrüht hat.“ Ein weiterer Frost in der darauffolgenden Nacht habe den Obstbäumen den Rest gegeben.

Kein Tag der offenen Tür

Einschneidend wirkt sich die miserable Apfelernte auch auf die Mosterei von Hans-Otto Schilling in Owen aus. „Eigentlich wollte ich dieses Jahr gar nicht aufmachen“, sagt er. Weil ihn aber ein paar Kunden dazu gedrängt haben, mostet er wenigstens drei oder vier Tage. - Kein Vergleich zu anderen Jahren, in denen er die Presse von Anfang September bis Mitte November jede Woche an zwei bis drei Tagen anwirft. Wie drastisch die Einbußen sind, verdeutlicht Hans-Otto Schilling an einer Wiese, die sonst fünf Tonnen Äpfel abwirft: „Dort haben wir gerademal einen halben Eimer aufgelesen.“ Den Kopf steckt der Owener deshalb trotzdem nicht in den Sand und verweist auf viele gute Jahre in der jüngeren Vergangenheit. Den Tag der offenen Tür hat er heuer aber abgeblasen und meint optimistisch: „Den machen wir nächstes Jahr.“ Anke Kirsammer