Lenninger Tal

Einkaufen ohne Geldbeutel

Einweihung In der Oberlenninger Steinstraße lädt ein Umsonstladen zum zwanglosen Stöbern ein. Das Projekt setzt ein Zeichen gegen die Wegwerfmentalität. Von Anke Kirsammer

Das Konzept des Umsonstladens ist einfach: Wer etwas braucht, nimmt es mit, wer Dinge übrig hat, bringt sie. Fotos: Jean-Luc Jac
Das Konzept des Umsonstladens ist einfach: Wer etwas braucht, nimmt es mit, wer Dinge übrig hat, bringt sie. Foto: Jean-Luc Jacques

Bücher, Taschen, Geschirr, Kerzen, Glaskugeln und andere Dekoartikel für die Weihnachtszeit - all das stapelt sich in den Regalen im neuen Umsonstladen (Ula) in der Oberlenninger Steinstraße. Das Konzept kommt an: „Man hat öfter Sachen, die man nicht mehr benutzt, die aber zu schade zum Wegschmeißen sind“, meint Klaus Kazmaier beispielsweise. Wie andere, darunter viele Schüler und Flüchtlinge, ist der Oberlenninger zu der Eröffnung des Ula gekommen, der unter einem Dach mit der Fahrradwerkstatt angesiedelt ist. Freudestrahlend präsentiert eine Syrerin beim Hinausgehen eine Blisterpackung mit mehreren Haken und einen Schirm, die Tochter hat ein Heft ergattert. Die Gambier Omar und Sherif sind auf der Suche nach einem Kartoffelschäler fündig geworden.

Die Initialzündung gab das vom Kreisjugendring (KJR) ausgerichtete Jugendforum im Sommer. Ein Secondhand-Laden und ein offenes Bücherregal gehörten zu den Wünschen. Weil es in Lenningen bereits eine für jeden zugängliche Kleiderkammer gibt, reifte die Idee für den Umsonstladen. „Wir wollen nicht konkurrieren, sondern kooperieren“, so das Credo der Lenninger Kinder- und Jugendbeauftragten Heike Deigendesch. Der KJR und die Bruderhausdiakonie schicken das Personal. Die Gemeinde stellt die Räume. Finanzhilfe gibt es von der Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung (Lago).

Die Spielregeln sind simpel: Jeder darf für sich oder zum Verschenken bis zu drei Teile aussuchen. Die Sachen dürfen nicht weiterverkauft werden. Wer etwas benötigt, kann es mitnehmen, muss aber nichts bringen. Wer beim Kruschteln zu Hause etwas gefunden hat, das er nicht mehr braucht, gibt es ab. Dabei ist auch Kreativität gefragt: „Ich habe Apfelgelee dabei“, sagt Margaretha Scholz-Attig und drückt Heike Deigendesch mehrere Gläser in die Hand.

Das Konzept des Umsonstladens ist einfach: Wer etwas braucht, nimmt es mit, wer Dinge übrig hat, bringt sie. Fotos: Jean-Luc Jac
Foto: Jean-Luc Jacques

Eine Sitzecke lädt zu zwanglosen Treffen ein. Dinge, die repariert werden müssen, können mitgebracht werden. Der Laden birgt außerdem ein besonderes Schmankerl: Auf einer Nähmaschine können Kleider geändert werden. Wenn nötig, hilft der Gambier Alagie dabei. Mit wenigen Handgriffen hat er das Garn eingefädelt und die Maschine beginnt zu surren. Das Handwerk hat er zu Hause gelernt. Zum Beweis präsentiert er stolz sein selbst genähtes, aufwendig verziertes Hemd.

Info Der Umsonstladen ist in der Steinstraße 2 angesiedelt. Er ist mittwochs von 14.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Wer etwas abgeben möchte, kann das auch außerhalb der Öffnungszeiten tun. Nähere Infos gibt es unter den E-Mail-Adressen heike@oja-lenningen.de und unter madeline.lesourd@fjbm-bruderhausdiakonie.de.