Einen besseren Ort für einen Treff kann man sich kaum vorstellen: Es duftet nach Lavendel und Rosen, ein Birnbaum spendet wohltuenden Schatten, neben Vogelgezwitscher und dem Plätschern der Lauter erfüllt fröhliches Stimmengewirr die Luft. Es sind viele Köpfe, die die Begegnungsstätte für Inklusion und Kulturen - knackiger: „Binku“ - im Gartencafé an der Lauter in Oberlenningen ins Leben gerufen haben. Doch nicht nur beim Pressegespräch heißt es zusammenzurücken. Ob Einheimische, Flüchtlinge, Menschen mit und ohne Behinderung - sie alle sind eingeladen, sonntagnachmittags in ungezwungener Atmosphäre ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee zu trinken oder sich mit selbst gemachtem Rhabarbersaft oder Pfefferminzsirup zu erfrischen. „Die Lage ist ideal, hier sind viele Radler, Wanderer und Spaziergänger unterwegs“, sagt die Hausherrin Heike Keller-Dieckmann.
Vor zwei Jahren hatte sie zusammen mit ihrem Mann das Haus am Ortsrand von Oberlenningen in der Gutenberger Straße 71 gekauft. Seitdem wird umgebaut und der Garten umgekrempelt. „Ich wollte schon immer einen Ort haben, an dem sich Leute mit unterschiedlichen Interessen treffen und gemeinsam was machen können“, sagt die 61-Jährige. Zehn Jahre lang hatte das Ehepaar in Davos ein Hotel gepachtet. Für das ursprünglich geplante Gartencafé erteilte das Landratsamt keine Genehmigung, doch dann liefen die Fäden wie von selbst zusammen: Heike Keller-Dieckmann wollte sich als Sprachpatin engagieren und suchte den Kontakt zu Madeline Lesourd. Die Koordinatorin der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit der Bruderhaus-Diakonie wiederum hatte schon länger den Plan, eine Begegnungsstätte für alle zu schaffen. „Jeder sollte die Möglichkeit haben, anderen ungezwungen an einem schönen Ort zu begegnen“, sagt sie. „Der Garten hier ist gut zugänglich, leicht einsehbar und für alle offen. Wir sind superglücklich, dass es geklappt hat.“
Gisela Glasebach, Koordinatorin der diakonischen Flüchtlingsarbeit im evangelischen Kirchenbezirk Kirchheim, vergleicht den Treff mit dem Begegnungscafé im Kirchheimer Eckpunkt. „Vielleicht sitzt da jemand aus einem anderen Land oder mit Handicap am Tisch, und man kommt ungezwungen ins Gespräch.“ Beispielhaft nennt Heike Keller-Dieckmann die Begegnung eines neuseeländischen Freundes mit einem Gambier, die sich im Binku-Treff über ihre jeweiligen Erlebnisse in Mauretanien unterhielten. Der sehbehinderte Ewald Löw, Vertreter der AG Inklusion von „Unser Netz“, ist von der Idee ebenfalls begeistert: „Hier kriegt man Kontakt zu Flüchtlingen. Das ist doch toll!“ Als Scharnier fungiert die Syrerin Amine Draweesh, die im Binku-Treff regelmäßig mit anpackt.
Bei der Tasse Kaffee und Gesprächen soll es nicht bleiben, betont Claudia Beck, sozialpädagogische Fachkraft bei der Bruderhaus-Diakonie und Managerin des Binku-Treffs. Schmecken, tasten, fühlen - dazu sind die Besucher in dem Garten eingeladen. Einmal im Monat gibt es zudem ein Programm: Geplant ist, Kräutertees selbst herzustellen, und im Herbst steigt ein Walnussfest. Leben in das Café bringt auch Rasta Kunda. Die Gruppe, bestehend aus Flüchtlingen und Deutschen, trommelt regelmäßig zusammen. „Für die Flüchtlinge aus der Höllochstraße ist die Lage ideal“, unterstreicht Gisela Glasebach. Sie können den Binku-Treff in wenigen Minuten zu Fuß erreichen. Niederschwellig ist das Angebot auch, weil keine festen Preise verlangt werden. „Hier funktioniert alles auf Spendenbasis“, so Madeline Lesourd. „Man fühlt sich wie in einem Café, aber einen Cafébesuch kann sich nicht jeder leisten“, sagt sie. „Auch wer kein Geld hat, darf in schönem Ambiente zusammensitzen.“