Lenninger Tal

In Graspapier fließt weiteres Geld

Unternehmen Scheufelen will die Kapitalerhöhung durch Investoren nutzen, um die Produktion anzukurbeln. Abnehmer sind unter anderem Lebensmittelketten und Discounter. Von Anke Kirsammer

Bei Scheufelen in Lenningen herrscht derzeit alles andere als Eiszeit: Geldgeber setzen auf Graspapierprodukte. Archiv-Foto: Ank
Bei Scheufelen in Lenningen herrscht derzeit alles andere als Eiszeit: Geldgeber setzen auf Graspapierprodukte. Archiv-Foto: Anke Kirsammer

Drei weitere Investoren setzen auf die Oberlenninger Firma Scheufelen. Namen möchte Dr. Ulrich Scheufelen allerdings nicht nennen. Mit den neuen Geldgebern verbunden ist eine deutliche Erhöhung des Eigenkapitals. Der Fondsgründer Jochen Wermuth hat das Potenzial der Graspapierprodukte erkannt und die Investorensuche vorangetrieben: „Wie freuen uns, dass wir einen weiteren Anstoß geben, damit die Papier- und Verpackungsindustrie weltweit nachhaltiger wird“, sagt er. Das neue Kapital wird für den Ausbau der Produktion eingesetzt und dient insbesondere dazu, mehr Graspapier für den Einzelhandel und den Lebensmittelbereich herzustellen.

Mit Graspapier, das mit bis zu 50 Prozent Naturfasern aus sonnengetrockneten Gräsern und anderen Einjahrespflanzen produziert wird, hatte das Unternehmen seit Mitte 2017 für eine kleine Revolution auf dem Papiermarkt gesorgt. Die Rohstoffe lassen sich nicht nur kostengünstiger herstellen als die üblicherweise in der Papierproduktion eingesetzte, aus Bäumen gewonnene Zellulose. Im Gegensatz zu deren Herstellung werden auch bis zu 50 Prozent weniger Energie und Chemikalien benötigt. Die deutlich geringere Freisetzung von Kohlendioxid und die Einsparung von Wasser sind weitere Pluspunkte. Zudem stammen die Fasern aus pestizid- und herbizidfreien Flächen.

Eingesetzt wird Graspapier beispielsweise für Wellpapp- und Faltschachteln, Notizblöcke, Bücher, Schreib- und Geschenkpapier. Neben Schalen für Gemüse und Obst, die Scheufelen bereits seit Längerem für Lebensmittelketten und Discounter fertigt, produziert das Lenninger Unternehmen jetzt auch Tüten aus Graspapier. Ein Abnehmer ist der Lebensmittel-Discounter Norma. Wie Ulrich Scheufelen sagt, laufen derzeit aufwendige Versuche auch für andere Discounter, Lebensmittel- und Drogeriemärkte. „Plastik soll schrittweise zurückgedrängt werden. Darin sehen wir ein großes Potenzial für uns.“ Gleiches gilt für Vorstöße, künftig eine Verpackungssteuer auf Einweggeschirr zu erheben, wie sie der Tübinger Gemeinderat vor Weihnachten auf den Weg gebracht hat. „Diese Entwicklung kommt uns entgegen“, sagt Ulrich Scheufelen.

„Graspapier bietet den umweltbewussten Lebensmittelherstellern, Einzelhandelsketten und deren Kunden einen ökologischen Mehrwert“, so Geschäftsführer Stefan Radlmayr. Die neue Investitionsrunde ermögliche, auf diesem spannenden Weg weiterzugehen: „Wir setzen alles daran, die nachhaltigsten und gleichzeitig konkurrenzfähigsten Frischfaserpapiere der Branche herzustellen und unseren Beitrag zu einer nachhaltigeren Verpackungswelt zu leisten.“