Lenninger Tal

„So etwas geht nur miteinander“

Tradition Familie Gneiting sorgt seit Wochen für besondere Weihnachtsstimmung im Lenninger Ortsteil Brucken. Ihre selbstgezimmerte Krippe wird jedes Jahr größer. Von Sabine Ackermann

Licht und Naturmaterialien geben der Krippe ihren besonderen Charme. Fotos: Sabine Ackermann
Licht und Naturmaterialien geben der Krippe ihren besonderen Charme. Fotos: Sabine Ackermann
Die „Familienkrippe“ in Brucken.
Die „Familienkrippe“ in Brucken.

Für viele Familien gehört die traditionelle Krippe zum Weihnachtsfest und zur Adventszeit dazu. Dabei ist der alljährliche Aufbau für die meisten Menschen ein ebenso aufregendes Ereignis wie das Schmücken des Weihnachtsbaumes, so zum Beispiel in Brucken.

Sobald die Tage kürzer werden, befinden sich Alt und Jung im Krippen-Modus: „So etwas geht nur miteinander“, erklärt Heidrun Gneiting. Doch bei ihrer Familien-Krippe gibt es einen auffallenden Unterschied: Die Szenerie um die Heilige Familie vor ihrem Haus in der Teckstraße, schräg gegenüber der Kirche, ist selbstgemacht, außergewöhnlich groß, vielfältig und lädt fremde Menschen zum Verweilen ein.

Heidrun Gneitings Sohn David hilft mit.
Heidrun Gneitings Sohn David hilft mit.

Vermutlich hätte es sich Otto Gneiting vor rund 15 Jahren nicht träumen lassen, was seine Frau und mittlerweile auch Sohn David so alles aus seinen alten Holzresten zaubern. Damals tatsächlich als Brennholz deklariert, hatte Heidrun Gneiting mit dem natürlichen Rohstoff ganz anderes im Sinn.

Begonnen hat alles mit Maria und Josef, die einst auf einem Heuballen präsentiert wurden. Zwei ausgesägte Figuren, die nicht lange alleine blieben. Über die Jahre kamen das Jesuskind, die drei Weisen aus dem Morgenland - Caspar, Melchior und Balthasar -, Hirten, Schafe, Ochs und Esel und vieles mehr dazu. „Zusammengerechnet sind es rund dreißig Figuren und unterschiedliche Szenen.“ Den Rohstoff liefern unterschiedliche Bäume: härteres Holz haben Ahorn und Esche, weicheres die Pappel, und die Hütten bestehen aus Tanne und Fichte.

Rund zwei oder drei Wochen vor dem ersten Advent legen Otto Gneiting und Sohn David den Grundstein für die große Krippe, die immer ausladender wird. „Fürs Grobe zuständig“ bauen beide Hütten und Unterstände auf, installieren Regale, damit Hingucker wie Rehe im Winterwald, Kerzen-Arrangements oder Katzenfamilie ins rechte Licht gerückt werden. „Dia machet des äll Johr schöner. Sagenhaft, passt wunderbar do na“, lobt Hilde Klingler. Die betagte Dame aus der Nachbarschaft kommt wie viele Einheimische und Auswärtige immer wieder gerne, um zu schauen, entdecken und staunen. Viele Besucher sind wie die Jüngsten vom nahe liegenden Kindergarten neugierig, ob vielleicht etwas Neues hinzugekommen ist.

Von klein auf lebt und liebt der mittlerweile 16-jährige David alles rund ums Holz, verbrachte seine Zeit häufig in der örtlichen Zimmerei seines Großvaters. Er war früh interessiert am Sägen und Schleifen der Holzfiguren und sammelte im Wald Äste, skurrile Holzstücke und Wurzeln, Moos und Steine, um die einzelnen Szenen ins rechte Licht zu rücken. Ganz offensichtlich sind, neben der Beleuchtung, die Naturmaterialien das Sahnehäubchen der stetig wachsenden Weihnachtsgeschichte. „Besonders gefallen mir meine größeren Figuren“, erzählt David, während er dem Geweih seines Hirsches den letzten Schliff verleiht. Handwerkliches Geschick an Band- und Dekupiersäge und einen Blick für ausgefallene Deko-Ideen - David muss sich nicht mehr überlegen, was er einmal machen will. Kümmert sich seine große Schwester Rebecca „um den Feinschliff bei der Deko“, testet deren vierjähriger Sohn Alexander die Standfestigkeit zweier Holzfiguren.

Wird in wenigen Tagen alles abgebaut, muss niemand traurig sein. Denn vermutlich wird es auch im Frühling nicht öde aussehen - schließlich kann man aus Holz auch Osterhasen und Hühner aussägen.

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