Lenninger Tal

Vergnügliche Klufti-Show

Vor rund 350 Zuschauern stellten Klüpfel & Kobr ihr neues Buch „Grimmbart“ vor.

Vergnügliche Klufti-Show
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Owen. Getreu dem Motto „ein Buch kann man auch daheim lesen“, geben sich Volker Klüpfel und Michael Kobr mit einer üblichen Autorenlesung freilich nicht zufrieden. Ganz

im Gegenteil: sie erfinden die Lit-Comedy. Eine wohl einzigartige Mischung aus authentischen oder scherzhaften Texten und Einblicken in die Entstehung ihres Buches, lustig-frotzelnden Dialogen im Allgäuer-Dialekt sowie albernen Märchenszenen, wo sie als Rapunzel, Dornröschen oder gar menschlicher Werwolf ihre optische Visitenkarte hinterlassen. Neben den kurzen Einspielern in Anlehnung an ihren achten Kluftinger-Krimi „Grimmbart“ konnten die Zuschauer auf der großen Leinwand sogar einen Blick ins „gemalte“ Wohnzimmer desselbigen Kult-Kommissars werfen. Gleichwohl bewahren die super aufeinander eingestimmten Autoren zwischendurch die Schreibtischhaftung, geben im strategischen Wechsel ihr gedrucktes Wort als Lesung zum Besten. Mal glasklar wie das Wasser vor ihnen, mal mit spontanen Ergänzungen.

Wer den Kommissar ohne Vornamen noch nicht kennt: Kluftinger ist einer der bekanntesten Ermittler im deutschsprachigen Raum und wurde inzwischen mit Herbert Knaup in der Hauptrolle dreimal verfilmt. Mit seiner Art, die etwas an die des schnoddrig-verpeilten Columbo erinnert, hat er längst die Herzen seiner über fünf Millionen Leser gewonnen. Nicht von ungefähr schreiben die Väter nicht nur zu zweit, sondern quasi Bestseller im Akkord.

Im neuesten Kassenschlager „Grimmbart“ spielt das Verbrechen in einem verfallenen Schloss mit Märchengarten; Kluftinger taucht da tief in eine rätselhafte Familiengeschichte ein. Als wäre das für den kauzigen Gesetzeshüter nicht genug Unbill, geht es in seinem Privatleben gleichfalls drunter und drüber. Sein Sohn Markus heiratet seine japanische Freundin Yumiko, und deren Eltern kommen aus dem Land der Mangas zu Besuch. Welch ein Spaß, als das Auge des Gesetztes ihnen die dünn gesäten „Allgäuer Sehenswürdigkeiten“ auf der Landstraße erklärt. „This is Aral, a Thanking Thing. You know, Drink for Cars?” Dagegen weniger gut bei seiner neuen Verwandtschaft kam der Satz an: „We have schnelle Straßen, from Hitler gebaut.” Zumal sich Kluftinger über den Kriegsausgang mit Japan nicht mehr ganz sicher war, wer denn nun gewonnen habe. Als Ablenkungsmanöver erklärte er gleichfalls auf putzige Art die sinnfreien Texte seiner vielen Aufkleber im Inneren seines Dienstfahrzeugs. „Himmelsherrgottkreizkruzifix“, wie übersetze ich jetzt „Kippe aus. Anschnallen. Schnauze halten“ ins Englische? Bravourös mit verstellten Stimmen, Dialekten sowie gelegentlichem Körpereinsatz schlüpften Klüpfel und Kobr in die Rollen ihrer unterschiedlichen Buchhelden, unter anderem in die des bekannt-beliebten Erzfeindes Doktor Langhammer. Zufällig wohnte der arrogante Schnösel einer Weinprobe bezüglich des bevorstehenden Hochzeitsessens bei. Während er seinem Naturell entsprechend von einem sündhaft teuren Tropfen aus Übersee schwärmt, bevorzugt der sparsame Kommissar lieber den hauseigenen roten und weißen Landwein. „Und die wo Rosé wollat, könnat ja mischa“, meint er lapidar.

Volker Klüpfel und Michael Kobr, die ihre „erlernten Brotberufe“ Journalist und Lehrer zum Glück ihrer zahlreichen Fans längst an den Nagel gehängt haben, sind seit 2003 erfolgreich voll und ganz beruflich aufeinander angewiesen. Dennoch haben sie es beide geschafft, gute Freunde zu bleiben. Da passte das gemeinsam mit dem begeisterten Publikum gesungene „Dornröschen-Lied“ am Schluss ganz wunderbar. Hans-Jürgen Jung ist dieser überaus unterhaltsame Abend zu verdanken – der DRK-Bereitschaftsleiter Lenninger Tal hat die beiden auf dem Teppich gebliebenen Autoren in die Owener Teckhalle geholt. „Mit der tollen Veranstaltung hoffen wir, dass die Restfinanzierung unseres Mannschaftstransportwagens des DRK Lenninger Tal einen großen Schritt nach vorne macht. Das dringend benötigte Einsatzfahrzeug wird nur über eigene Spenden finanziert“, betont der rührige Helfer. Und weil Hans-Jürgen Jung ein Guter ist, chauffierte er sehr zur Freude von Volker Klüpfel und Michael Kobr beide zum Essen.

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