Endlich Schnee auf der Alb, endlich Wintersport! Um Gleichgesinnten eine Freude zu machen, hat Ski-Langläufer Markku Lanki zehn Jahre lang die Loipen um Grabenstetten gespurt. Doch nachdem sie immer wieder zerstört wurden, hat der gebürtige Finne sein Ehrenamt niedergelegt.
Schon frühmorgens im Dunkeln hatte sich Lanki an die Arbeit gemacht: den Pistenbully aus dem Schuppen des TSV Grabenstetten geholt und mit den Metallschienen am Heck zwei parallele Spuren in den frischen Schnee gezogen. „Das war eine Arbeit von drei bis vier Stunden, bis die Strecken nördlich und südlich von Grabenstetten vorbereitet waren“, sagt der passionierte Wintersportler. 20 Kilometer seien es insgesamt. Doch er, seine Ehefrau Paula und mit ihnen viele Touristen aus dem gesamten Raum bis nach Esslingen und Nürtingen waren begeistert dabei, auf Skiern die Winterlandschaft zu genießen. Ein 87-jähriger Sportler sei jedes Jahr gekommen und habe sich ausdrücklich bedankt.
Markku Lanki stammt ursprünglich aus der Hafenstadt Kotka östlich von Helsinki. Er studierte Germanistik in Helsinki, übersetzte finnisch-deutsche Texte und gab auch Englischunterricht an Volkshochschulen. Seiner späteren Frau Paula begegnete er, als diese während ihres Pädagogikstudiums einen Ferienjob in Ludwigsburg annahm, dort finnische Studenten kennenlernte und von ihnen nach Kotka eingeladen wurde. Das Paar heiratete und bezog 1983 ein Haus in Grabenstetten.
Eine eigene Geschichte sei es auch, so Lanki, wie er zum Pistenspuren gekommen sei. „Bei einem Spaziergang traf ich auf Gerhard Gollmer, meinen Sportkameraden bei den Jedermännern, der gerade die Mechanik des von Römerstein angekauften Bullis testete.“ Auf Lankis Frage, wer das Raupenfahrzeug denn künftig fahren solle, habe Gollmer schlicht geantwortet: „Na du!“ Da Lanki viel im Homeoffice arbeitete, war die Aufgabe zeitlich gut zu meistern. Das Präparieren der Loipen habe Spaß gemacht, sei aber auch echte Arbeit gewesen. „Doch wenn wir schon einmal Schnee haben, muss man das für den Wintersport auch ausnutzen“, so der Pensionär. Alle hätten ihre Freude gehabt, auf Skiern durch die Landschaft zu gleiten. Deshalb sei es völlig unverständlich, wenn andere die Loipen mutwillig zerstörten, indem sie auf den Spuren wanderten und seit Neuestem auch kreuz und quer mit dem Auto darüberführen.
„Als ich am 11. Dezember mit meiner Enkelin unterwegs war, hatte jemand schon um 9 Uhr morgens die Loipe zertrampelt. Und das, obwohl direkt daneben ein geräumter Wanderweg verläuft.“ Das sei öfter vorgekommen. Doch in diesem Winter habe jemand mit seinem Auto die Loipe in Schlangenlinien regelrecht kurz und klein gefahren. Die stundenlange Mühe war umsonst, die Bahn für Sportler verloren. „Damit war das Maß voll!“, sagt Lanki und macht keinen Hehl aus seinem Ärger. „Wie kann man nur so etwas tun!“ Ein Großteil der Zerstörungen hänge sicherlich mit dem Frust der Corona-Krise zusammen. „Durch gedankenlose Leute, die nicht wissen, was sich gehört.“
Mitte Dezember schrieb Lanki einen Brief an den TSV Grabenstetten und Bürgermeister Roland Deh und legte sein Amt nieder, „da das Maß der Respektlosigkeit immer größer wird und gegen diese Sachbeschädigungen anscheinend kein Mittel zu finden ist.“ Wie es weiter heißt, tue es ihm leid für die anständigen Langläufer. „Aber meine Geduld ist jetzt zu Ende.“
Die Gemeinde, die die Arbeit immer geschätzt und sich bei den Ehrenamtlichen mit einem Essen bedankt habe, habe dann angefragt, ob er die Arbeit nicht doch vielleicht weiterführen wolle. „Nein, es reicht mir!“, habe er betont. Dennoch gibt es für die Skilangläufer vielleicht ein Licht am Ende des Tunnels. Der Vorsitzende des TSV Grabenstetten, Wilfried Brecht, habe sich zum Spurenziehen bereit erklärt. „Jetzt muss ich ihn noch einweisen“, meint Lanki.