Weilheim und Umgebung

Ade alte Welt

Umweltminister Franz Untersteller glaubt selbst in turbulenten Zeiten an hochgesteckte Klimaschutzziele

Mitten im Wahlkampf war Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller auf einen Abstecher im Weilheimer Café am Markt. Mit Landtagskandidat Andreas Schwarz und 18 Bürgern diskutierte er darüber, wie man den Klimaschutz lokal angehen kann.

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Weilheim. „Wenn ich wo aussteige, muss ich auch irgendwo einsteigen“, sagt Franz Untersteller zu Beginn der Wahlveranstaltung in Weilheim. An eine erneute Kehrtwende in der Energiepolitik glaubt er deshalb nicht. Kern- und Kohlekraftwerke würden sich auch für die Stromkonzerne längst nicht mehr lohnen. Und von der „alten Welt“ hätten sich diese sowieso längst verabschiedet.

Stattdessen will Untersteller den Ausbau der Wind- und Solaranlagen in Baden-Württemberg vorantreiben. Denn noch hinkt das Land beim Thema Windenergie einigen norddeutschen Bundesländern hinterher. Und der Ausbau der Photovoltaikanlagen schwächelt nach anfänglichem Boom gewaltig. Dabei könne das Land als Technologie-Standort mit neuen Konzepten für den Klimaschutz sogar Kasse machen, meint Untersteller. Laut Landtagskandidat Andreas Schwarz sind grüne Technologien ein stetig wachsender Markt: Schon jetzt liegt ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt bei 13 Prozent.

Bei der Veranstaltung in Weilheim betonte der Umweltminister, dass Fortschritte im Klimaschutz in Baden-Württemberg nicht nur Auswirkungen in der Region hätten: „Das Land erzeugt zwar nur 0,2 Prozent der weltweiten Emissionen. Man könnte also meinen, es sei egal, was wir hier tun.“ Tatsache sei aber, dass Entwicklungsländer oft dem Vorbild der Industrieländer folgen würde. „Wenn Baden-Württemberg den Klimaschutz-Weg geht, machen andere das auch“, folgert er.

Das Land hatte sich schon vor der Klimakonferenz hohe Ziele gesteckt: In vier Jahren sollen die Emissionen im Vergleich zu 1990 um ein Viertel gesenkt werden, bis 2050 sogar um die Hälfte. Außerdem sollen die über 8000 Gebäude der Landesverwaltung bis 2040 selbst klimaneutral werden.

Auch die Ziele der Klimakonferenz bleiben nicht irgendwo in Paris – das machte schon das Thema der Veranstaltung deutlich: Sie werden auch auf regionaler Ebene umgesetzt. Als Beispiel nannte Untersteller den Bereich Verkehr, der rund ein Drittel der Emissionen erzeugt. Dass in günstigen Diesel-Zeiten wie im Moment niemand über neue Verkehrslösungen nachdenken will, sei Untersteller klar. Doch es werde auch eine Zeit „nach den 90 Cent“ geben. Deswegen seien auch Elektromobilität und öffentliche Verkehrsmittel im Wahlkampf ein großes Thema.

Laut Andreas Schwarz mangelt es beim Thema Elektroautos noch bundesweit an koordinierter Planung. Von dem Ziel, bis 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen zu haben, ist man noch weit entfernt. Vor allem geringe Reichweiten und hohe Kosten machen dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Aber: Auch hier könnten kleine, lokale Ideen helfen. Mehr Ladesäulen vor Cafés und Restaurants beispielsweise würden erstens Kunden locken und zweitens dem ständigen Stromdurst der Fahrzeuge zumindest etwas auf die Sprünge helfen. „So etwas können regionale Hersteller auch“, sagt Schwarz.