Weilheim und Umgebung

Auch Otto schlemmte in Ohmden

Sternerestaurant Der Landgasthof am Königsweg in Ohmden feiert 25-jähriges Bestehen. Das Restaurant blickt auf einen schweren Start zurück, der jedoch dank eines Michelin-Sterns schnell vergessen war. Von Thomas Krytzner

So wie der Landgasthof heute aussieht, sah er nicht immer aus. Fritz Christian Richter und sein Team scheuten keine Mühen um das
So wie der Landgasthof heute aussieht, sah er nicht immer aus. Fritz Christian Richter und sein Team scheuten keine Mühen um das Restaurant voranzubringen.Fotos: Thomas Krytzner

Die Mauern des Sternerestaurants hätten nach 400 Jahren wohl viel zu berichten. Vor 27 Jahren kaufte Fritz Richter das denkmalgeschützte Haus in marodem Zustand. Heute ist der Landgasthof eine diskrete, aber doch bekannte Adresse für Feinschmecker. Inhaber Fritz Richter entdeckte die Ruine 1989 in einem Katalog des Landratsamtes, in dem der Landkreis alle zwei Jahre denkmalgeschützte Gebäude zum Kauf anbietet. Als Bauzeichner half Richter damals im Architekturbetrieb der Eltern und entschloss, gemeinsam mit seinem Bruder, den Landgasthof als Geldanlage zu erwerben.

Der Kaufpreis war günstig, jedoch gab es die Auflage, ein gutbürgerliches Restaurant in Ohmden zu eröffnen. „Das Gebäude glich eher einer Ruine und erforderte eine umfassende Sanierung“, erklärt Richter. Und damit änderte sich sein Lebensweg. Denn Richters Eltern versprachen: „Wenn du Koch lernst, helfen wir dir mit der Finanzierung.“ Gesagt, getan. Mit dem Ziel vor Augen, das beste Restaurant im Umkreis zu werden, absolvierte der Sternekoch voller Elan seine Ausbildung in der Schweizer Enklave auf deutschem Boden, in Büsingen. Die Renovierung des Gebäudes dauerte zwei Jahre, und im Februar 1991 öffnete Fritz Richter zum ersten Mal die Türen des Landgasthofes für die Öffentlichkeit.

Viele Ohmdener waren bei der Eröffnung skeptisch: „Der überlebt kein halbes Jahr.“ Bis heute verkehrt im Sternegasthof daher auch eher internationales Publikum. „Wir haben viele Holländer und Belgier, die auf dem Weg zum Skisport oder in die Toskana bei uns haltmachen.“ Aber auch Berühmtheiten wie Komiker Otto Waalkes oder der verstorbene Ex-Ministerpräsident Lothar Späth schlemmte in Ohmden.

Den Michelin-Stern hat Fritz Richter dem Zufall, aber auch seinem Können zu verdanken. Er erklärt: „Im Eröffnungsjahr hatte ich direkt Glück. Als Vertretung für meinen Vater war ich beim Vermesser Ewald Metzger zu einer Party eingeladen. Dort berichtete ich Eva Lamparter von meinem Gasthof.“ Eva Lamparter ist Journalistin beim Genießer Magazin „Der Feinschmecker“ und berichtete in einem Artikel über die Absicht von Richter, „das beste Restaurant weit und breit“ zu werden. Nach diesem Artikel gaben sich Gault Millau und Michelin die Klinke in die Hand. „So kam ich sehr früh zu meinem Stern im Guide Michelin. Ebenso bewertete mich der Restaurantführer Gault Millau mit zwei Hauben und mehreren Sternen. Die Auszeichnungen bekamen wir bis jetzt jedes Jahr.“

Vor zwölf Jahren dachte Fritz Richter ans Aufhören, als seine Ehefrau nach schwerer Krankheit starb. „Das war der größte Einschnitt in den letzten 25 Jahren“, sinniert Richter. Mit frischen, saisonalen Kochkünsten verwöhnt er heute seine Gäste. „Die Menüs sind an die mediterrane Küche angelehnt, aber wir kreieren immer wieder eigene Kompositionen.“ Die Karte wechselt er alle zwei Monate und vermeidet Wiederholungen. Richter freut sich auf die Wildsaison und verrät, dass bald Rehrücken auf der Speisekarte angeboten wird.

Seiner Küchenmannschaft vertraut Fritz Richter: „Chefkoch, Souschef und Patisseur haben freie Hand, solange es schmeckt.“ Der Inhaber steht nicht mehr am Herd, sondern kümmert sich um die Kundschaft. „Ich hole die Aufträge rein, denn die Essgewohnheiten haben sich in den letzten 30 Jahren stark verändert.“ Er bedauert, dass der Betrieb kaum berechenbar ist. Manchmal sei an einem Mittwoch volles Haus, wie Richter berichtet, und manchmal sitze man am Freitag alleine da. „Vom Restaurant alleine können wir nicht leben“, sagt Richter. „Mit dem Catering, das uns bis nach Budapest gebracht hat, fanden wir eine lukrative Ergänzung.“

Fritz Richter freut sich, dass er durch die Bedienung einiger Vereine Bekanntschaften geschlossen hat, die auch den Weg nach Ohmden finden. Richter ist sich sicher: „Die große Küche wird immer ihren Platz am Markt haben.“ Er geht zwar mit der Zeit und Mode, stellt sich aber die Frage, welche Entwicklungen sinnvoll sind. „Ich picke das Wesentliche für mich raus und verbinde das mit meinen eigenen Kreationen.“

Fritz Richter und Chefkoch Dominik Kirschbaum. Foto: Thomas Krytzner
Fritz Richter und Chefkoch Dominik Kirschbaum. Foto: Thomas Krytzner

Schlemmen zur Musik

Zusammen mit Chefkoch Dominik Kirschbaum hat Fritz Richter ein spezielles Jubiläumsmenü kreiert. Bis Ende dieses Jahres gibt es immer wieder Konzerte unter dem Motto „Jazz und Dine“, bei denen ein Vier- oder Fünf-Gänge-Menü serviert wird. Interessierte finden weitere Informationen im Internet auf der Webseite www.landgasthof.com. Reservierungen nimmt das Personal unter der Telefonnummer 0 70 21/20 41 entgegen.