Weilheim und Umgebung

Besser kann es kaum kommen

Neidlingens Finanzlage so gut wie nie zuvor – Gemeinde investiert in Grundstücke für Wohnungen

Im Jahr 2015 hat die Gemeinde Neidlingen überraschend einen fetten Überschuss eingefahren und setzt ihn unter anderem für Grundstückskäufe ein. Auch für 2016 und die Folgejahre sehen die Zahlen sehr gut aus. Vorausgesetzt, die Konjunktur bleibt stabil und es kommen keine teuren Investitionen.

Neidlingen. Mit 2,5 Millionen Euro Gewerbesteuer hatte Neidlingen im Jahr 2015 gerechnet. Weil für das Jahr 2014 noch eine hohe Nachzahlung kam, ging am Ende knapp das Doppelte ein – ein Rekordwert. So fiel das Jahresergebnis um 2,5 Millionen besser aus als geplant. Die Gemeinde hat den Spielraum zu Sondertilgungen genutzt, im Jahr 2016 wird weiter getilgt. Somit sinken die Schulden zum Jahresende 2016 auf voraussichtlich 727 000 Euro, das sind noch 395 Euro pro Kopf. „Wir sind endlich unter den Landesdurchschnitt von 483 Euro gerutscht“, sagte Weilheims Kämmerer Sascha Schneider im Neidlinger Gemeinderat.

Für 2016 rechnet die Gemeinde erneut mit 2,5 Millionen Gewerbesteuer. Wem es so gut geht, bei dem fallen die „Schüsselzuweisungen nach mangelnder Steuerkraft“, im Vorjahr waren das noch 554 000 Euro, verständlicherweise aus – diese Zuweisungen hängen immer von der finanziellen Lage zwei Jahre vorher ab. Wer hat, dem wird aber auch genommen – die Kreisumlage und die Finanzausgleichsumlage verdoppeln sich in etwa und machen nun zusammen knapp 1,6 Millionen Euro aus. Die allgemeine Rücklage der Gemeinde schnellte von knapp 1,4 Millionen Euro Anfang 2015 auf rund 6,1 Millionen Euro Anfang 2016 empor. Davon will die Gemeinde im laufenden Jahr knapp 1,3 Millionen Euro entnehmen. „Wir wollen die Innenverdichtung voranbringen und Grundstücke und Gebäude kaufen, um Wohnraum zu schaffen“, kündigte Bürgermeister Klaus Däschler an. Dafür sind rund 1,1 Millionen Euro eingeplant, teils sollen Gebäude abgebrochen werden. An zweiter Stelle der Investitionsliste folgt die Sanierung des Daches der Reußensteinhalle mit 250 000 Euro. Damit verglichen, sind die weiteren Punkte kleine Fische: Für den Grunderwerb für den Gemeinschaftsschuppen sind 80 000 Euro vorgesehen, für die restliche Rate der inzwischen abgeschlossenen Sanierung des Mühlkanals sind noch 60 000 Euro fällig, für die Umrüstung der Straßenbeleuchtung entlang der Hauptstraße auf LED-Technik sind wie schon im Vorjahr 35 000 Euro eingeplant. Über eine weitere Investition hat der Gemeinderat gleich nach der Einbringung des Haushalts einstimmig entschieden: Für die Pflege der Sportanlagen wird für rund 18 500 Euro ein Kubota-Mähtraktor angeschafft. Obwohl ihn ein auswärtiger Anbieter um 300 Euro unterboten hatte, wählte der Gemeinderat einen Händler aus Weilheim, weil die Wartungserfahrungen mit diesem bisher gut waren.

Die Zuführung an den Vermögenshaushalt – also das, was die Gemeinde „auf die hohe Kante legt“, lag 2015 bei einem Rekordwert von fast 2,3 Millionen Euro. Das kommt wohl so schnell nicht wieder, aber für 2016 wird immerhin eine Zuführung von rund 463 000 Euro erwartet. Das Haushaltsvolumen für 2016 ist, nach dem Rekordjahr 2015, das zweithöchste, das die Gemeinde jemals erreicht hat. Auch die Aussichten bis 2019 sind sehr gut, mit einer Delle im Jahr 2017. Die hohen Rücklagen können wahrscheinlich gehalten werden – sofern keine teuren Investitionen kommen. Die Verschuldung könnte sich von Ende 2016 bis Ende 2019 nochmals fast halbieren.

Die Finanzlage der Gemeinde, schloss Schneider seine wie gewohnt bestens strukturierte Präsentation, sei „so gut wie noch nie“. Aber sie sei sehr abhängig von der Gewerbesteuer und den Investitionen. „Man muss trotzdem vorsichtig bleiben.“

Ein wenig Wasser muss doch noch in den Wein gegossen werden, es stammt direkt von Neidlingens Wasserversorgung. In ihr schlummern Stand Ende 2016 voraussichtlich weitere 589 000 Euro Schulden, das sind 320 Euro pro Kopf. Einnahmen und Ausgaben der Wasserversorgung werden im Jahr 2016 voraussichtlich fast gleichauf sein, die Schulden bleiben in etwa konstant. Um Schulden abzubauen, müssten die Gebühren steigen – dies ist aber nicht vorgesehen.

Der Beschluss des Haushalts ist für den 21. März geplant.