Weilheim und Umgebung

„Blumen machen das Leben schöner“

Floristik Michael Liebrich aus Weilheim ist bei der 32. deutschen Meisterschaft der ­Floristen in Berlin souverän als Sieger hervorgegangen. Von Sabrina Kreuzer

Michael Liebrich in seinem Weilheimer Laden. Unten ein Baustein seines Sieges: der Blumenstrauß „Perfectly Imperfect“. Foto: Sab
Michael Liebrich in seinem Weilheimer Laden. Unten ein Baustein seines Sieges: der Blumenstrauß „Perfectly Imperfect“. Foto: Sabina Kreuzer/ FLEUROP AG, Yves Sucksdorff

Bei einem Bummel durch das Weilheimer Städtle kommt man nur schwer daran vorbei: am Floristikfachgeschäft „Blumen Ulmer“. Die schön arrangierten Blumengestecke, die besonderen Dekorationsartikel und außergewöhnlichen Pflanzen sind einfach zu einladend. Nicht umsonst wurde Floristmeister Michael Liebrich in Berlin zum deutschen Meister der Floristen ernannt. Die Kreationen des Inhabers von „Blumen Ulmer“ sind etwas Besonderes und strahlen das aus, was er bei ihrer Gestaltung fühlt: eine Verbundenheit mit der Blume.

Von klein auf kennt der 29-Jährige diese Arbeit: „Meine Eltern haben einen Blumenladen und eine Gärtnerei in Holzmaden.“ Und weil er schon immer gestalterisch arbeiten wollte, hat er sich für genau diese Branche entschieden. „Schreiner oder Innenarchitekt zu werden, hätte mir auch gefallen, aber die Arbeit mit Blumen verbindet einfach beides - den Umgang mit der Natur und das Gestalten.“ Das Vergängliche an Blumen ist für ihn etwas Schönes, weil immer wieder etwas Neues bei der Arbeit mit ihnen entsteht. „Blumen braucht man nicht zum Leben, sie sind ein Luxusartikel“, meint Michael Lieb­rich, „aber Blumen machen das Leben schöner.“

Die Arbeit als selbstständiger Floristmeister ist eine Herausforderung, aber für Michael Liebrich ist das noch nicht genug. Mehrmals hat er bereits an Wettkämpfen teilgenommen und sich dabei nie unterkriegen lassen: „Bei der Landesmeisterschaft der Floristen in Baden-Württemberg habe ich schon einmal den zweiten Platz gemacht.“ 2017 hat er sich durchgesetzt und ist nun amtierender Landesmeister. Dadurch hat er sich qualifiziert, sein Bundesland bei der deutschen Meisterschaft in Berlin zu vertreten.

Bereits im Juni lernten sich alle Teilnehmer kennen. Damals wurde auch das Thema der Meisterschaft bekannt gegeben. Am 17. und 18. August stand alles unter dem Titel „Be real“. Auch vier der insgesamt fünf Aufgaben bekamen die Landesmeister schon im Juni mitgeteilt: ein Raumschmuck zum Thema „Digital Illusion meets Reality“, eine Tischdeko mit dem Überbegriff „eat together - offline chatten“ sowie eine freie Kreativ-Arbeit unter dem Motto „Popular Hashtags“ und ein „Perfectly Imperfect“-Blumenstrauß.

„Danach hieß es erst einmal, sich seine eigenen Gedanken zu machen: Was bedeuten die Themen und was passt dazu?“, erzählt Michael Liebrich. Nachdem er erste Ideen hatte, standen mehrere Treffen mit seinen zwei Helfern an, die ihn auch nach Berlin begleitet haben: „Diese Treffen waren ausschlaggebend. Wir haben nichts verarbeitet, sondern saßen stundenlang nur mit einem Blatt Papier da und haben Ideen aufgeschrieben und skizziert.“ Weiter ging die Planung mit einem Pappkarton: Welche Form passt? Welcher Winkel sieht besser aus? Wie sollen die Proportionen sein? Erst als alles klar war, konnten Schlosser, Schweißer und Schreiner miteinbezogen werden.

So eine Meisterschaft ist ein hoher finanzieller, aber auch zeitlicher Aufwand. „Die letzten drei Wochen vorher war ich gar nicht mehr in meinem Laden“, sagt Michael Liebrich. Die Arbeit hat sich gelohnt: Er und sein Team - das ihm nur beim Aufbau und Aufräumen geholfen hat - stachen in der Hauptstadt hervor. „Wir waren harmonisch und strukturiert. Sogar vom Bundesverband hieß es, sie haben noch nie so ein perfektes Team gesehen“, gibt der deutsche Meister stolz preis.

Die größte Herausforderung für Michael Liebrich war neben der Überraschungsaufgabe auch der Blumenstrauß: „Sträuße sind mein Lieblingswerkstück. Daher habe ich dafür nicht viel vorbereitet, sondern mit dem Restmaterial geschaut, was man machen könnte. Das war am Wettbewerbstag schon ein Nervenkitzel.“ Aber nicht nur mit dem Strauß konnte er die Jury überzeugen. Alle seine Stücke haben sowohl farblich als auch in der Gesamtumsetzung überzeugt.

Bei der Überraschungsaufgabe zeigte sich, wer von anderen gebrieft worden war und wer spontan kreativ sein konnte. Denn die Helfer holten eine Kiste ab, von deren Inhalt niemand etwas wusste. Das Material und die Blumen sowie die Aufgabenstellung durften die Landesmeister eine halbe Stunde lang sichten, danach hatten sie 90 Minuten Zeit, damit zu arbeiten. Entstanden ist bei Michael Liebrich ein Werkstück mit Holz und floralen Dekostücken, das den „Freigeist“ repräsentiert.

Wie geht es nun weiter bei Michael Liebrich? Für die zwei Jahre, in denen er den Titel des deutschen Meisters trägt, hat er schon viele Ideen. „Ich als Einzelperson kann natürlich nur bedingt etwas bewegen“, meint er. Daher möchte er sich die richtigen Plattformen und Partner suchen, um sein Vorhaben umzusetzen. Besonders liegt ihm dabei der Nachwuchs am Herzen: „Der Beruf des Floristen ist nicht mehr so attraktiv wie vor einigen Jahren, und auch die Fachkräfte werden weniger.“ Er hofft, dass er mit seiner Arbeit zeigen kann, was einen Floristen ausmacht: Kreativität, Begeisterung und Leidenschaft.

Michael Liebrich in seinem Weilheimer Laden (unten). Oben ein Baustein seines Sieges: der Blumenstrauß „Perfectly Imperfect“. Fo
Michael Liebrich in seinem Weilheimer Laden (unten). Oben ein Baustein seines Sieges: der Blumenstrauß „Perfectly Imperfect“. Fotos: Sabina Kreuzer/FLEUROP AG, Yves Sucksdorff

Trends in der Floristik

Besonders beliebt ist der natürliche und lockere Stil. Auch bekannt als „Blume pur“, ist das für den Floristen zwar nicht unbedingt das Lukrativste, aber genau das kann hier weiterhelfen: Gefragt sind nämlich besondere Blumen in ungewöhnlichen Zusammenstellungen, die dann locker gebunden werden.

„Ein ganz großer Trend ist gerade auch ‚Urban Jungle‘“, weiß Michael Liebrich. Der städtische Urwald, wie man auf Deutsch sagen könnte, zeichnet sich durch seine Masse aus - so richtig wie im Dschungel eben. Dabei werden die Pflanzen nicht großartig inszeniert und müssen auch gar nicht exotisch sein: Philodendren und Co. sind bestens dafür geeignet. „Das ist kein Trend, der oft nachgefragt wird, aber er kommt extrem gut an“, sagt der Profi. sk