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Dorfschul-Welt ist nicht immer heil

Pädagogik Rektorin Gabriele Seitz sieht auch in Ohmden Bedarf für Schulsozialarbeit.

Großer Zuspruch, hohe Zufriedenheit: Die Ganztagsschule in Ohmden ist ein Erfolgsmodell. Dennoch hofft die Schule künftig auf Un
Großer Zuspruch, hohe Zufriedenheit: Die Ganztagsschule in Ohmden ist ein Erfolgsmodell. Dennoch hofft die Schule künftig auf Unterstützung durch einen Sozialarbeiter.Symbol-Foto: Carsten Riedl

Ohmden. Streit mit anderen Kindern, Verhaltensauffälligkeiten oder Schwierigkeiten im Elternhaus: Solche Probleme treten nicht nur in Großstadt-Schulen auf. „Das gibt es auch bei uns“, sagt Gabriele Seitz, Rektorin der Ohmdener Grundschule. Ihr Wunsch ist deshalb, in Ohmden Schulsozialarbeit einzuführen.

„Allgemein sind die Anforderungen an die Schulen, was Erziehung angeht, stetig gestiegen“, weiß Gabriele Seitz. Und seit in Ohmen im vergangenen Schuljahr der Ganztag eingeführt wurde, seien Lehrer und Betreuer umso mehr gefordert. „Das Hauptgeschäft der Lehrer ist eigentlich das Unterrichten“, so Seitz. „Aktuell müssen wir uns aber zu 50 Prozent um andere Dinge kümmern: Wir sollen Lehrer, Psychologen, Sozialarbeiter, Ärzte und Ansprechpartner für die Kinder zugleich sein.“ Auch Kontakte zu außerschulischen Stellen wie Therapeuten, Erziehungshilfe und Landratsamt muss das pädagogische Personal übernehmen. „Das bindet viel Kraft und Energie und erhöht die Gefahr, dass die Lehrkräfte erkranken“, schildert die Rektorin. „Wir haben zurzeit ohnehin schon über 40 Lehrerstunden Ausfall pro Woche - wir sind am Anschlag“, beschreibt sie die Lage. Ein Schulsozialarbeiter könnte für Entlastung sorgen, indem er beispielsweise bei der Streitschlichtung hilft, als Gesprächspartner für Kinder in schwierigen Lebenssituationen zur Verfügung steht, Lehrer sowie Eltern in puncto Erziehung berät und den Kontakt zu Beratungsstellen sowie Behörden pflegt.

Utopisch ist der Wunsch aus Sicht der Rektorin keineswegs: „Schulsozialarbeit sollte heute eigentlich an jeder Schule Standard sein.“ So habe beispielsweise die Gemeinde Notzingen bereits erkannt, dass sie aktiv werden muss. „Dort ist eine Schulsozialarbeiterin eingestellt worden“, berichtet Gabriele Seitz, die derzeit auch die Notzinger Grundschule kommissarisch leitet. Die Fachkraft arbeite zu 80 Prozent in Dettingen und zu 20 Prozent in Notzingen. Für die kleine Ohmdener Grundschule mit ihren 66 Schülern wäre aus Sicht der Schulleiterin ebenfalls eine 20-Prozent-Stelle ausreichend.

„Es wäre gut, wenn auch in Ohmden jemand als Ansprechpartner für Schüler, Lehrer und Eltern da wäre“, signalisiert Ohmdens Bürgermeister Martin Funk seine Unterstützung. Er will Kontakt zu den entsprechenden Stellen aufnehmen und die Kosten berechnen lassen.

Seit gut einem Jahr ist die Ohmdener Grundschule eine Ganztagsschule. „Bis jetzt ist alles gut und problemlos gelaufen“, berichtet Gabriele Seitz. Aktuell sind 37 Kinder für den Ganztag angemeldet, also etwas mehr als die Hälfte der Schüler. Parallel bietet die Gemeinde auch noch eine für die Eltern kostenpflichtige Kernzeitenbetreuung an. Dafür sind elf Schüler angemeldet. Die zusätzliche Betreuung außerhalb des Ganztags hatten in Ohmden einige Eltern und Gemeinderäte durchgesetzt. „Jetzt haben wir ein sehr flexibles Angebot“, sagt Martin Funk und betont: „Auch wenn es vom Land eigentlich anders festgeschrieben ist, zeigt sich bei uns, dass der Ganztag auch in Kombination mit Kernzeit gut funktionieren kann.“ Ein solches Modell - so betont Gabriele Seitz - stehe und falle allerdings mit den Mitarbeitern. „Es ist wirklich ein Glücksfall, dass das so gut bei uns klappt.“

Ein Großteil der Ganztagsschüler kommt aus dem Klassen drei und vier. "Der Zuspruch in der ersten Klasse ist dagegen noch gering", sagt Seitz. Immens sei das Engagement der Vereine im Rahmen der Ganztagsschule: "Deshalb können wir sehr viele Angebote machen." Neben Bläserklasse, Schulgarten und Theater gibt es etwa auch Tanzen, Nähen mit der Nähmaschine, Golfen und Tischtennis.

Gewachsen ist mit der Umstrukturierung die Zahl der Mitarbeiter. „Das liegt daran, dass wir Lehrerstunden monetarisieren konnten", erläutert Gabriele Seitz. Das heißt, dass die Schule sich - statt für alle zusätzlichen Mittel Lehrer einzustellen - auch Geld für die erweiteren Betreuungszeiten auszahlen lässt und extern Leistungen einkaufen kann. „Das hat dazu geführt, dass wir in Ohmden inklusive Lehrkräfte mittlerweile eine Schar von 20 Mitarbeitern sind", berichtet die Schulleiterin. Zum Vergleich: "Vorher waren wir gerade mal fünf Lehrer."Bianca Lütz-Holoch