Weilheim und Umgebung

Erfrischend aufgemischt

Lebendiges Konzert von „Mix a tre“ in der Weilheimer Peterskirche – Musiker entzünden ein wahres Feuerwerk

Weilheim. Ein frischer Wind weht in der Weilheimer Kirchenmusik unter der Federführung von Kantorin Gabriele Bender. Sie hat „Mix a tre“

eingeladen, eine Formation der Musiker Rolf Rüdiger Most (Saxofon), Daniel Eisenhardt (Schlagwerk) und Thomas Meyer (Orgel), deren Name wohl programmatisch verstanden werden darf: verkrustete Festlegungen auf abgegrenzte Epochen, Stilrichtungen und Genres aufzubrechen und an ihre Stelle einen „Mix“ zu setzen, Musik, die die Menschen erreicht. Und das tat sie, groß war der Beifall, und die Musiker geizten nicht mit einer Zugabe.

Die Programmwahl spiegelt die programmatische Zielrichtung: barocke und romantische Orgelwerke, gemischt mit neuerer Musik sowie blues- und jazzgefärbten Kompositionen und Improvisationen. Aber bei dieser Mischung blieben die Musiker nicht stehen, sondern griffen selbst in die Kompositionen ein: Sie bearbeiteten Mendelssohns „Präludium in C“ und Rheinbergers „Pastorale“ aus der Orgelsonate Nr. 12 op. 154 für ihre Besetzung. Bearbeitungen sind in der Musikgeschichte ja nichts Neues, aber in der „hehren“ Orgelmusik doch eher ungewöhnlich. Die Hörerfahrung war: Es tun sich faszinierende Wirkungen auf, wenn dem eher starren Orgelklang mit dem Blasinstrument eine menschlich atmende Stimme hinzugefügt wird. Raffinierte Registrierung und unauffällige, aber wirkungsvolle Schlagwerk-Kontrapunkte ließen den Zuhörer staunend vor einem neuen Werk stehen. Man gewann den Eindruck einer sehr umsichtigen Bearbeitung, die nicht auf vordergründige Popularität ausgerichtet, sondern an musikalischen Strukturen orientiert ist. Kein Wunder bei den drei Musikern, die sich alle als Meister ihres Fachs erwiesen.

Allen voran der fulminante Organist Thomas Meyer, der nicht nur mit den Bearbeitungen, sondern auch mit den Originalkompositionen (Mendelssohns Orgelsonate A-Dur op.65,3 und Pachelbels Choralpartita über „Was Gott tut, das ist wohlgetan“) unter Beweis stellte, dass er vor keiner Schwierigkeit zurückzuschrecken braucht und sowohl im klassischen wie im Jazz-Bereich zu Hause ist. Mit dem Saxofonisten und Lokalmatador Rolf Rüdiger Most verbindet ihn eine langjährige Freundschaft, was ihrem perfekten Zusammenspiel anzumerken ist. Fein, wie das Saxofon eine große Bandbreite klanglicher und dynamischer Schattierungen auszuloten verstand. Manche pianissimo-Einstiege waren zauberhaft, besonders bei der gemeinsamen Improvisation mit dem Vibrafonisten über ein Osterlied. Den Galopp galant aus Robert Jones‘ „Triptyque“ könnte man sich allerdings auf der Querflöte besser vorstellen als auf dem Saxofon.

Es scheint ein Volltreffer zu sein, dass sich die beiden Musiker den jungen, klassisch ausgebildeten Schlagwerker Daniel Eisenhardt dazugeholt haben, der in viele musikalische Richtungen seine Fühler ausstreckt, auch improvisierend und komponierend. Gleich bei seinem ersten Solostück von Mark Glentworth „Blues for Gilbert“ faszinierte er mit seinem souveränen, konzentrierten und reifen Spiel. Bei seiner Eigenkomposition „Fireflies flying“ stellte er seine kompositorische Kreativität und ein farbiges und lebendiges Spiel unter Beweis. Alle drei Musiker vereint eine unbändige Spielfreude, die selbst aus dem etwas hölzernen Stück von Günther Kretzschmar „Concertino für drei Pauken und Orgel“ noch Funken zu schlagen vermochte. Bei Barbara Dennerleins Jazz-Komposition „Holy Blues“ schließlich entzündeten sie ein wahres Feuerwerk.

Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sich unter den Zuhörern eine ganze Gruppe schwarzafrikanischer Asylbewerber befand, die in Ochsenwang offenbar vorbildlich betreut werden und denen die Asylkreis-Mitarbeiter den Konzertbesuch ermöglicht haben. Nicht nur die Kirchenmusik, auch die Gesellschaft kann durch „Aufmischen“ nur gewinnen.