Weilheim. So gut kam Weilheim bei der Bürgerbefragung weg, dass mancher Zuhörer ins Zweifeln geriet, ob die Ergebnisse tatsächlich repräsentativ seien. Sie sind es, wie Professor Dr. Richard Reschl und seine beiden Mitarbeiter an dem Abend mehrfach versicherten. Zum zweiten Mal erstellt die Stadt Weilheim unter Beteiligung der Bürger ein Stadtentwicklungskonzept fürs kommende Jahrzehnt. Zum zweiten Mal sitzt auch der renommierte Soziologe und Stadtentwicklungsplaner im Boot.
„In Weilheim lässt es sich sehr gut leben“, fasste Professor Richard Reschl zusammen. „97 Prozent der Befragten finden die Lebensqualität gut bis sehr gut. Das ist auch im Vergleich zu anderen Kommunen ein herausragendes Ergebnis.“ Wie sein Mitarbeiter Philipp König mitteilte, liege die Zahl gewöhnlich bei 94 Prozent. Ganz besonders schätzen die Weilheimer die Lage des Städtles und die Natur, die Einkaufsmöglichkeiten im Nahrungsmittelbereich und die gute Verkehrsanbindung. Hoch ist die Zufriedenheit vor allem bei Familien mit Kindern und älteren Menschen. Auch die Stadtverwaltung schneidet überdurchschnittlich gut ab.
Doch es gibt auch noch offene Wünsche und Klagen sowie Gruppen, die sich nicht so wohlfühlen. Der größte Störfaktor für die Bewohner der Zähringerstadt ist der Durchgangsverkehr. Gleich an zweiter Stelle folgt der fehlende Augenarzt. Auch die Innenstadt mit ihren Leerständen erntet Kritik, ebenso wie die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr – Letzteres nennen vor allem Einwohner Hepsisaus und junge Leute. Ohnehin werden die Bedingungen für Jugendliche nicht so gut eingeschätzt. „Das ist ein Thema in der Stadtentwicklung, dem wir uns widmen müssen“, betonte Philipp König.
Als einladend, sympathisch und ausländerfreundlich bezeichnen die Befragten Weilheim – allerdings auch als teuer und „alt“. Was Vereins-, Kultur- und Freizeitangebote angeht, schneidet die Stadt gut ab. Vielen Befragten fehlt jedoch ein Kino und ein Theater. Ebenfalls nicht zufrieden sind viele Weilheimer mit dem Angebot an Cafés, Bars, Kneipen und Klubs. Vor allem jüngere Leute sehen da Bedarf. Ein weiterer Punkt, bei dem es Klagen gibt, ist der Wohnungsmarkt. Nur eine Minderheit hält das Angebot an Mietwohnungen für ausreichend, vielen ist der Wohnraum zu teuer.
Auf der Wunschliste der Weilheimer ganz oben steht eine attraktivere Innenstadt, gefolgt vom Erhalt des Freibads und den Schwimmmöglichkeiten sowie eine bessere Facharztversorgung. Das alles sind Themen, die Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle gut kennt. Sein Ziel ist es, die Lebensbedingungen in der Stadt für die Bürger weiter zu verbessern. Immer wieder sind ihm aber die Hände gebunden. „Es geht schon lange nicht mehr ums Wollen, sondern ums Können“, ging er auf die finanziellen Aspekte ein. Schwer wiege das neue Haushaltsrecht, das fordere, bei jeder Investition auch noch Abschreibungen zu erwirtschaften.
In anderen Bereichen fehle der Stadt der Einfluss. „Für die fachärztliche Versorgung haben wir getan, was wir können“, betonte er. Vielmehr fehlten die Kassensitze. Dass Mieten und Bauplätze in Weilheim nicht gerade günstig sind, weiß auch der Schultes. „Es macht eben einen Unterschied, ob man auf der Alb einen Bauplatz kauft oder in einer prosperierenden Kleinstadt.“ Zum Thema Wohnungen heiße es „dranbleiben und bauen“. In den vergangenen drei Jahren seien in Weilheim 150 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern entstanden.
Als besondere Herausforderung für Weilheim – ebenso wie für andere Städte – bezeichnete Richard Reschl die demografische Entwicklung. Um die Einwohnerzahl halten zu können, brauche Weilheim Zuzüge. Gleichzeitig müsse sich die Stadt ökologischen Herausforderungen, dem Thema Flächenverbrauch und der Wohnungsentwicklung stellen.