Weilheim und Umgebung

Im Wald ist tierisch was los

Natur Revierleiter und Jäger begegnen im Forst nicht selten Radfahrern, Autos oder gar Brummis auf Abwegen. Die Rowdys gefährden mit ihrem Verhalten den Lebensraum von Tieren und Pflanzen. Von Daniela Haußmann

Der Förster Markus König stößt bei seiner Arbeit nicht selten auf Autofahrer, die unerlaubt im Wald unterwegs sind.Foto: Daniela
Der Förster Markus König stößt bei seiner Arbeit nicht selten auf Autofahrer, die unerlaubt im Wald unterwegs sind. Foto: Daniela Haußmann

Im Wald kann man was erleben. Einer, der das am besten weiß, ist Markus König. Er ist Förster und deshalb täglich im Weilheimer Wald unterwegs. Über vieles, das er dort bei der Arbeit erlebt, kann der Beamte nur mit dem Kopf schütteln. Wilde Müllkippen oder Radfahrer, die auf Wegen unterwegs sind, die weniger als zwei Meter breit sind stehen dabei nicht mal ganz oben auf der Liste kurioser und ärgerlicher Zwischenfälle. Markus König erinnert sich noch gut daran, wie im Wald bei Plochingen ein Fahrer mit seiner Limousine durch eine Rückegasse fuhr, stecken blieb und den Abschleppdienst rief. Der fuhr seinen Lkw genauso im Morast fest. Am Ende hievte ein Kran beide Fahrzeuge aus der Gasse.

Kommt der Verkehr auf der A 8 nur zäh vorwärts, stellt der ein oder andere auf Fahrradnavigation um. Deswegen hält Markus König im Wald mitunter nicht nur Auto-, sondern auch Brummifahrer an, die auf Abwegen schneller ans Ziel kommen wollen. Aber auch Motocross-Fahrer verschlägt es in die Wälder. Kreisjägermeister German Kälberer kennt solche Fälle. „Bis vor Kurzem bretterte in meinem Jagdrevier jemand mit einer Elektro-Enduro lautlos quer durchs Unterholz“, erzählt er. „Als ich das letzte Mal auf den Fahrer traf, konnte ich mit einem Sprung zur Seite gerade noch verhindern, dass er mich umfährt.“ Hochgeklappte, abgeschraubte oder verdreckte Kennzeichen verhindern in den meisten Fällen, dass die Offroad-Enthusiasten zur Rechenschaft gezogen werden können.

Dass sie Spaziergänger, Forstmitarbeiter und wilde Tiere gefährden, daran scheinen die Rowdys nicht zu denken. Aktuell brüten wieder viele Waldbewohner, beziehungsweise sie bringen Junge zur Welt. Dass die unerlaubten Waldfahrten gefährlich sind, beweisen Karosserieteile, die Markus König vor allem im Winter auf Forstwegen bei Wiesensteig findet. Auch Quad-Halter machen das Revier des Försters unsicher. Zahlreiche Pflanzen und Tiere sind jedoch an den Lebensraum Wald angepasst und können nur dort existieren. „Viele von ihnen benötigen ungestörte Rückzugsorte“, klärt Markus König auf. Forstfahrzeuge sind deshalb nur auf Wirtschaftswegen unterwegs. „Hinzu kommt, dass mit Privatfahrzeugen Stoffe, wie etwa Öl, ins Ökosystem gelangen und Schäden anrichten können“, moniert König. Um das zu verhindern, nutzen Forstämter Betriebsstoffe, die biologisch abbaubar sind.

Neben den Forstbeschäftigten dürfen nur wenige bestimmte Strecken und Orte im Wald nutzen, so Privatwaldbesitzer und Kunden des Forstamts. Ihre Berechtigung kann Markus König prüfen, denn in seinem Revier hat er polizeiliche Befugnisse. Er darf etwa Personen durchsuchen, sie festhalten, um ihre Identität festzustellen und Beschlagnahmungen vornehmen. Jeder kann sich im Wald zur Erholung aufhalten. Trotzdem gibt es Regeln, um Natur und Mensch zu schützen. König hat auch schon erlebt, dass bei Fällarbeiten Obdachlose aufgeschreckt sind, weil ein Baum nicht weit von ihnen aufgeschlagen ist. „Offenkundig hatten sie im Wald übernachtet. Das Beispiel zeigt, dass im Forst abseits offizieller Wege durchaus Lebensgefahr bestehen kann.“

Vorgeschlagene Touren sind teilweise tabu

Das Forstamt Weilheim weist darauf hin, dass im Buchhandel erhältliche Radwanderführer teilweise Tourenvorschläge mit Wegstrecken enthalten, die für den Radverkehr gesperrt sind. Die Behörde rät deshalb, sich vor jedem Ausflug im Internet zu vergewissern, ob der im Wanderführer beschriebene Streckenverlauf durchgängig mit dem Fahrrad befahren werden darf. Lassen sich derartige Infos nicht online recherchieren, sollten Radler während der Tour darauf achten, dass sie entsprechende Teilabschnitte umfahren. dh