Weilheim und Umgebung

Neue Zeiten für alte Busunternehmen

Nahverkehr Fischer und Weissinger fahren weiterhin als Subunternehmer im Raum Kirchheim, Weilheim und Lenningen. Der Vertrag mit dem neuen Betreiber steht, aber die Skepsis bleibt. Von Bianca Lütz-Holoch

Nach langen Verhandlungen steht nun fest, dass die örtlichen Busunternehmen weiter auf den Linien zwischen Weilheim und Kirchhei
Nach langen Verhandlungen steht nun fest, dass die örtlichen Busunternehmen weiter auf den Linien zwischen Weilheim und Kirchheim fahren. Einstellen müssen sich die Fahrgäste auf Änderungen in den Fahrplänen.Foto: Jean-Luc Jacques

Es ist eine monatelange Hängepartie für die Busunternehmen Fischer aus Weilheim und Weissinger aus Bissingen gewesen. Jetzt aber steht fest: Beide fahren weiterhin auf den Buslinien zwischen Kirchheim, Weilheim, Lenningen, Neidlingen und Bissingen. „Wir haben uns geeinigt“, lassen Sybille Bauer, Geschäftsführerin von Fischer Omnibusreisen in Weilheim und Tina Weissinger-Eberhardt, Geschäftsführerin von Omnibus Weissinger in Bissingen, verlauten: Das heißt, beide agieren künftig als Subunternehmen für die Württembergische Busgesellschaft (WBG). Das Unternehmen mit Sitz in Waiblingen war als günstigste Bieterin aus der ersten europaweiten Ausschreibung des sogenannten Lindenbündels 8 hervorgegangen. Das Bündel hatte der Landkreis Esslingen für den Bereich Kirchheim, Weilheim und Lenningen geschnürt und gemäß europäischen Vorgaben EU-weit ausgeschrieben.

Ob die beiden örtlichen Unternehmen tatsächlich weiterfahren würden, war lange Zeit unklar gewesen. „Die Verhandlungen waren sehr mühsam“, sagt Sybille Bauer und fügt hinzu: „Für mich ist das letzte Jahr wirklich schlimm gewesen, und ich weiß noch nicht, ob es die richtige Entscheidung war, weiterzumachen.“ So sieht es auch Tina Weissinger-Eberhardt. „Die Konditionen sind nicht gerade überragend“, gibt sie zu bedenken und fügt hinzu: „Aber wir haben in den sauren Apfel gebissen.“

Auf die Ausschreibung des Linienbündels hin hatten sich im Frühjahr auch die Omnibusfirmen Fischer und Weissinger zusammen mit dem Omnibusverkehr Kirchheim beworben. Mit dem angebotenen Preis der Gewinnerin WBG hatten sie aber nicht mithalten können. „Wir sind zwar sehr froh, dass die WBG auf die alten Unternehmen zugegangen ist", betont Sybille Bauer. „Aber wir müssen als Subunternehmer nun weitere Abschläge machen – und dabei hatten wir sowieso schon knapp kalkuliert.“ Die örtlichen Unternehmen fahren künftig auch in geringerem Umfang als bisher, da die WBG selbst mindestens 30 Prozent der Leistungen innerhalb des Linienbündels erbringen muss.

Dass Sybille Bauer und Tina Weissinger-Eberhardt trotzdem unterschrieben haben, dafür gibt es verschiedene Gründe. „Zum einen haben wir eine soziale Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern, und zum anderen hängt man eben auch an einem Unternehmen, das jetzt 80 Jahre alt ist und das die Eltern und Großeltern aufgebaut haben“, beschreibt Sybille Bauer ihre Situation. Und sie nennt noch mehr Gründe: „Aufhören kostet viel Geld.“ Im Falle eines Ausstiegs würden Abfindungen für Mitarbeiter ebenso anfallen wie Rückzahlungen von Fördermitteln.

Mit Sorge blickt Tina Weissinger-Eberhardt auf das EU-Recht, das nun erstmals im Landkreis zur Anwendung kommt – das Linienbündel rund um Weilheim und Lenningen gehört zu den ersten Paketen, die vergeben werden, weitere folgen in den kommenden Jahren. „Die Linien auszuschreiben, ist mittelstandsfeindlich“, ist sie überzeugt. „Wenn es so weitergeht, wird es über kurz oder lang keine kleinen Unternehmen mehr im Nahverkehr geben.“ Sie kritisiert ebenso wie Sybille Bauer, dass bei der Vergabe ausschließlich der günstigste Preis den Ausschlag gibt: „Da zählt weder die Nähe, noch dass wir einen Betriebshof vor Ort haben“, klagen die Unternehmerinnen. Auch ihre langjährigen Mitarbeiter mit viel Fachkenntnis – im Alltag Pfunde, mit denen sie wuchern können – bringen den örtlichen Traditionsunternehmen bei einer rein wirtschaftlichen Ausschreibung nur Nachteile. Sybille Bauer bedauert zudem, dass der Landkreis nicht kleinere Linienbündel geschnürt hat: „Dann hätten auch mittelständische Unternehmen eine realistische Chance gehabt.“

Die beiden Busunternehmerinnen blicken nun gespannt auf die kommenden acht Jahre. So lange läuft nämlich ihr Vertrag mit der WBG. „Das kann ganz schön lang werden, wenn es nicht gut funktioniert“, gibt Sybille Bauer zu bedenken. Aus ihrer Sicht sind auch die Anforderungen, die der neue Nahverkehrsplan an die Busunternehmen stellt, enorm. „Da ist das Thema Barrierefreiheit nur einer von vielen Punkten.“