Weilheim und Umgebung

Ohmden bereitet Zukunft mit Flüchtlingen vor

Bei einer Infoveranstaltung bekunden zahlreiche Bürger Interesse an der Mitarbeit in einem Arbeitskreis Asyl

Auf einem Grundstück in der Ohmdener Ortsmitte soll eine Flüchtlingsunterkunft entstehen. Auf die Schnelle wird das wohl kaum passieren. Trotzdem ist bei einer Bürgerinfoveranstaltung schon die Gründung eines AK Asyl angestoßen ­worden – mit großem Erfolg.

Auf dem Grundstück in der Zeller Straße 4 in Ohmden ist eine Gemeinschaftsunterkunft geplant (Bild unten). Zahlreiche Interessie
Auf dem Grundstück in der Zeller Straße 4 in Ohmden ist eine Gemeinschaftsunterkunft geplant (Bild unten). Zahlreiche Interessierte kamen zur Infoveranstaltung in die Wiestalstuben (Foto oben).Fotos: Carsten Riedl

Ohmden. Über 100 Zuhörer drängten sich in der Wiestalstuben der Ohmdener Gemeindehalle. Am Ende wurden gar die Stühle knapp: „Das Thema bewegt die Menschen“, stellte Ohmdens Bürgermeister Martin Funk zu Beginn der Infoveranstaltung rund um die Aufnahme von Flüchtlingen in Ohmden fest. Auch bremste er Gerüchte, die seit einiger Zeit im Ort kursieren: „Es ist nicht geplant, die Gemeindehalle mit Flüchtlingen zu belegen.“ In den vergangenen drei Jahren habe sich deutlich gezeigt, wie wichtig die Halle für das Gemeindeleben sei.

Dafür gibt es andere Pläne, Flüchtlinge in Ohmden unterzubringen. „Wir haben letztes Jahr das Grundstück in der Zeller Straße 4 erworben und dem Landkreis angeboten, damit er darauf eine Gemeinschaftsunterkunft errichten kann“, sagte Funk. Das sei etwa ein dreiviertel Jahr her, konkrete Planungen würden bis jetzt nicht vorliegen. Das bestätigt Peter Keck, Pressesprecher des Landkreises, auf Nachfrage: „Das Landratsamt ist noch in der Prüfungsphase“, sagt er. Geplant ist, das alte Gebäude abzureißen und das Grundstück – das gegenüber des Rathauses und östlich der Bäckerei gelegen ist – neu zu bebauen. „Ob das aber noch in diesem Jahr klappt, ist fraglich“, so Keck.

Was aber feststeht ist: „Es werden Flüchtlinge nach Ohmden kommen“, sagte Martin Funk. „Da kann man zetern und wehklagen wie man will.“ Ohmden sei eine der letzten Gemeinden im Kreis, die noch keine Asylbewerber aufgenommen haben. Wie viele Flüchtlingen kommen sollen, konnte Funk nicht sagen: „Ich weiß aber, dass Ohmden laut Verteilungsschlüssel im letzten Jahr 33 Personen hätte aufnehmen müssen.“ Das betreffe lediglich die Erstunterbringung von neu eingetroffenen Flüchtlingen. Darüber hinaus müsse die Kommune selbst noch Wohnraum für Menschen zur Verfügung stellen, die schon länger da sind und die einen Aufenthaltsstatus haben.

Wichtig aus seiner Sicht ist es, der Sache positiv gegenüberzustehen: „Die ganze Schwarzmalerei im Vorfeld bringt nichts außer schlechte Stimmung“, warnte Martin Funk. Der Standort in der Ortsmitte sei aus seiner Sicht ideal: „Dort können soziale Kontrolle und Integration stattfinden.“ Profitieren könne Ohmden als „Nachzügler“ auch von den Erfahrungen in anderen Gemeinden – ganz besonders bei der Betreuung der Flüchtlinge durch Ehrenamtliche.

Das sah auch Brigitta Mikeleit so. Die Ohmdenerin bereitet derzeit den Aufbau eines Arbeitskreises Asyl vor und warb für das Engagement der Bevölkerung. „Flüchtlinge aus aller Herren Länder werden kommen und das Ortsbild verändern“, sagte sie und betonte: „Wie es wird, liegt auch an uns.“ Gut werden könne es, wenn die Ohmdener bereit seien, die Flüchtlinge teilhaben zu lassen am Leben im Ort. „Uns sind die Risiken bewusst, und es wird nicht immer ein Zuckerschlecken werden – aber wir wollen einen Beitrag leisten und Brücken bauen.“ Sie bat die Zuhörer, sich schon jetzt Gedanken zu machen für praktische Lösungen und gute Wege. „Je mehr mitmachen, desto besser verteilt sich die Aufgabe“, betonte sie.

Über Ideen für die Flüchtlingsarbeit sprach Markus Schleeh, der seit zwölf Jahren im Arbeitskreis Asyl Kirchheim aktiv ist. Er berichtete von Sprachunterricht und Patenschaften für Flüchtlinge, von der Bedeutung der Kleiderkammer, von interkulturellen Treffs, Fußballtrainings und Festen für die ganze Bevölkerung. Mit Blick auf den öffentlichen Nahverkehr in Ohmden wies Martin Funk auf die Bedeutung einer Fahrradwerkstatt hin: „Ohne Fortbewegungsmittel ist es in Ohmden schwierig.“

Den ganzen Abend über blieb die Grundstimmung in der Wiestalstube positiv. Auch wenn es die ein oder andere kritische Nachfrage gab – keiner der Anwesenden signalisierte Ablehnung. Stattdessen brachten einige Zuhörer eigene Beispiele aus der Arbeit mit Flüchtlingen ein. Rund zwei Dutzend Interessierte trugen sich schließlich in die ausgelegten Listen ein – eine Zahl, mit der Brigitta Mikeleit und Martin Funk mehr als zufrieden waren. Dennoch sind weitere Interessierte gefragt. Ein Treffen wird es dann geben, wenn absehbar ist, wann die Flüchtlinge kommen.

Ohmden bereitet Zukunft mit Flüchtlingen vor
Ohmden bereitet Zukunft mit Flüchtlingen vor