Weilheim und Umgebung

Portugiesen, Klappe . . . die erste

Fernsehen Ein neuer portugiesischer Sender porträtiert das Leben von Portugiesen in Deutschland. Bei den Aufnahmen in Weilheim wird auch die „Miss Portugal aus Deutschland“ gekürt. Von Sabine Ackermann

Die Folkloregruppe „Rancho Folclórico de Weilheim/Teck“ zeigt, dass Brauchtum auch fern der Heimat gepflegt wird. Fotos: Sabine
Die Folkloregruppe „Rancho Folclórico de Weilheim/Teck“ zeigt, dass Brauchtum auch fern der Heimat gepflegt wird. Fotos: Sabine Ackermann

Schon von Weitem hört man Tiago Ribeiro da Costa - jenen jungen Sänger, der letztes Jahr bei „The Voice of Germany“ begeisterte. Ansprechende Musik von der auf der Längsseite installierten Bühne, die vor dem eigentlichen Start der Veranstaltung viel zu laut ist. Sich in der etwa zur Hälfte gefüllten Limburghalle zu unterhalten - nahezu unmöglich. Kein Wunder, dass sich viele Mitwirkende und Besucher draußen im Schatten verteilen und sich freuen, Bestandteil einer besonderen Fernsehsendung zu sein.

Bereits kurz nach 17 Uhr kommt ein Fahrrad um die Ecke, im Sattel Bürgermeister Johannes Züfle. Noch entspannt, erzählt er in kleiner Runde, dass er das Land mag und die Arbeit des portugiesischen Vereins zu schätzen weiß. Insofern sagte er dem Präsidenten Manuel Abrantes die Nutzung der Halle sofort zu. „2014 führte unsere Gemeinderat-Reise nach Viseu, eine sehr schöne Stadt“, verrät das Stadtoberhaupt, dem anschließend nicht nur ein Interview mit dem portugiesischen Fernsehen bevorsteht, sondern auch das Vergnügen, Michelle Gomes mit einem Krönchen und einer Schärpe zu schmücken.

Die erst sechzehnjährige Schönheit aus Weilheim wurde zum zweiten Mal zur „Miss Portugal aus Deutschland“ gekürt. Bis es allerdings so weit ist, bespricht er mit Susana Silva den Ablauf des Interviews. Für Johannes Züfle war es von Vorteil, dass das Vereinsmitglied nicht nur zur etwa 45-köpfigen Folkloregruppe „Rancho Folclórico de Weilheim/Teck“ gehört, sondern auch den Part der Übersetzerin inne hatte. Ana Pais, die den Verein 1996 mit 16 Jahren gründete, ist wie ihr Mann Roberto und ihre zwölfjährigen Zwillinge Rodrigo und Laura noch mit Herzblut dabei. „Wir halten wie die übrigen Mitglieder der Kultur und Tradition die Treue“, sagt sie und freut sich sehr auf diesen Auftritt.

Fernsehhektik pur

Derweil schwirren etwa ein Dutzend Fernsehleute umher, die ausnahmslos portugiesisch sprechen. Ernst dreinblickende Kameramänner, Frauen, die ihr Augenmerk auf die Monitore richten, Jose Miguel, der die Fragen stellt und mitten drin ein offensichtlich ganz wichtiger Chef-Moderator, der wortwörtlich extrem viel zu sagen hat.

Was für eine schnelle Sprache, zwischendurch lacht und klatscht das Publikum beim nicht enden wollenden Werbeblock für den neuen Fernsehsender Kuriakos, wobei die Filme über die Arbeit der mutigen Männer der Feuerwehr zu Recht große Aufmerksamkeit verdient haben. Allein die Feuerbrände im Mai 2018 waren verheerender als die der letzten 30 Jahre.

Es ist heiß und stickig in der Limburghalle, die vielen Scheinwerfer tun ihr Übriges dazu. Dann beginnt die Maschinerie der einzelnen Aufzeichnungen. Während im Hintergrund ein portugiesisches Herz-Schmerz-Lied aus dem Off gleichwohl Seele und Nerven berührt, werden hier und da noch Scheinwerfer in luftiger Höhe justiert, Sessel gerückt und Statisten positioniert, schließlich muss bei der Ausstrahlung in Portugal alles tipptopp sein. Dann sorgt die Gruppe „Fanfarra Dancas e Cantares de Stuttgart“ für Aufmerksamkeit, zackig hauen sie auf Trommeln und Pauken, lassen es so richtig krachen.

28 unterschiedliche Programmpunkte, bestehend aus Folklore-Tanz, Gesang und mehreren Interviews - darunter auch der 10-jährige Monkey-Cross-Fahrer Henrique Silva, der gerade in der deutschen Monkeycross-Meisterschaft antritt - mit einer minutiös geplanten Zeitvorgabe zwischen fünf und 15 Minuten: Das waren 349 „total minutos“ und inklusive der Leerläufe bis zum nächsten Auftritt etwa sechseinhalb „total horas“.

Souverän gemeistert hat Johannes Züfle sein Interview. „Die große und engagierte portugiesische Gemeinde bereichert unsere Stadt ungemein und dafür möchte ich mich bedanken“, betont er und erntet dafür Applaus. „Volk, Küche, Kultur, die Städte Viseu und Porto“, nennt er die Reihenfolge, was ihm bei seiner Reise nach Portugal am besten gefallen habe. Und der Fernseh-Chef war zufrieden und verabschiedete ihn lässig: „Bürgermeister, see you later, stand up.“

Die Folkloregruppe „Rancho Folclórico de Weilheim/Teck“ zeigt, dass Brauchtum auch fern der Heimat gepflegt wird. Fotos: Sabine
Die Folkloregruppe „Rancho Folclórico de Weilheim/Teck“ zeigt, dass Brauchtum auch fern der Heimat gepflegt wird. Fotos: Sabine Ackermann