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„Wenn ich was mache, mache ich es richtig“

Amtswechsel Sein „Büro“ ist 42 Hektar groß und 2 500 Leute hören auf sein Kommando: Ralph Papcke aus Holzmaden ist der Chef des Polizeipräsidiums Einsatz in Göppingen. Von Melissa Seitz

Foto: Carsten Riedl

Normalerweise kennt man seinen Arbeitsplatz, zumindest weiß man, wo sich welche Abteilung befindet. Man weiß, wie die Kollegen aussehen und von manchen kennt man sogar den Namen. Bei Ralph Papcke ist das etwas anders. Nicht nur weil der Holzmadener erst im Mai seine Stelle als Leiter des Polizeipräsidiums „Einsatz“ in Göppingen angetreten hat, sondern auch, weil sein Büro sich in vielerlei Hinsicht von einem normalen unterscheidet.

42 Hektar groß ist sein Arbeitsplatz. Die meisten seiner 2 500 Mitarbeiter - 1 100 davon am Göppinger Standort - sieht Papcke nur selten. Bei einem so weitläufigen Gelände kein Wunder. „Wenn ich mal über die Anlage laufe, bekomme ich kaum jemand zu Gesicht“, bedauert der 58-Jährige. Das liege aber nicht daran, dass alle auf der faulen Haut liegen: „Sie sind im Einsatz - und zwar rund um die Uhr.“

Auf dem alten Kasernengelände in Göppingen hat das Polizeipräsidium „Einsatz“ seinen Standort. Das Gelände erstreckt sich über 4
Auf dem alten Kasernengelände in Göppingen hat das Polizeipräsidium „Einsatz“ seinen Standort. Das Gelände erstreckt sich über 42 Hektar. Luftbild: pr

Trotzdem versucht der Holzmadener, sich regelmäßig einen Überblick über seine Aufgabenbereiche zu verschaffen. Das muss er auch, denn Papcke ist der neue Chef von Bereitschaftspolizei mit ihren Reiterstaffeln, Wasserschutzpolizei, Polizeihubschrauberstaffel, Spezialeinheiten vom Trainings- und Kompetenzzentrum für die Polizeihundeführer. Einige dieser Bereiche sind auf dem Göppinger Gelände verteilt. Da kann man schnell den Überblick verlieren. „Zum Glück gibt es vor jedem Gebäude ein Schild. So weiß ich, wer sich wo befindet“, scherzt er. Kontakt zu seinen Mitarbeitern ist Papcke wichtig. Er weiß: „Ich bin zwar der Kopf, aber ich brauche Menschen, die mir helfen.“

Wenn man Papcke fragt, warum er überhaupt Polizist werden wollte, fällt erneut das Wort „Mensch“. „Schon als Schüler wusste ich, dass ich später nicht hinter dem Schreibtisch sitzen will. Ich wollte rauskommen und mit Menschen zu tun haben“, erklärt der Leiter des Polizeipräsidiums. Man merkt: Er fühlt sich als Teil eines großen Teams.

Mit 16 Jahren hat der gebürtige Stuttgarter seine Ausbildung zum Polizisten begonnen. Direkt danach ging es weiter zur Einsatzeinheit. Seine Mutter hatte mit der Berufswahl ihres Sohnes anfangs ihre Probleme: „Sie war natürlich nicht so begeistert. Aber ich hatte wirklich eine gute und auch praktische Ausbildung.“

Im Lebenslauf des Holzmadeners finden sich auch Stationen, die nicht ganz dem Wunschdenken des damals 16-jährigen Papcke entsprachen. Zum Beispiel die Stelle als Leiter des Referats Nachwuchswerbung und -einstellung und als Leiter des Referats Öffentlichkeitsarbeit. „Natürlich ist das ganz anders als der Polizeiberuf im operativen Bereich.“ Aber es mache Spaß, zum Beispiel jungen Menschen zu zeigen, was die Polizei macht und sie für den Beruf zu begeistern. Auch wenn das manchmal vom Schreibtisch aus passieren musste.

2002 wechselte Papcke ins Innenministerium, erst als Referent für Einsatz, Lagezentrum und Verkehr und dann als Leiter des Referats. Klingt sehr bürokratisch. Was muss man sich darunter vorstellen? „Nehmen wir den AfD-Bundesparteitag: Wir überprüfen, wie viele Einsatzkräfte wir brauchen, wie wir uns am besten aufstellen und machen einen Lagebericht“, erklärt Papcke.

Seit Mai ist er Präsident des Präsidiums in Göppingen. Für seine neue Position nimmt der Holzmadener auch gerne mal Überstunden in Kauf. Arbeitstage von 7.30 bis 19 Uhr sind keine Seltenheit. Aber: „Wenn ich was mache, dann mache ich es richtig.“ Viel Freizeit bleibt da nicht, deswegen fährt Papcke ab und zu auch mal mit dem Rad zur Arbeit. Das sei für ihn ein Stück Lebensqualität - genauso wie die Zeit, die er in seinem Garten oder mit seinen zwei Töchtern in Holzmaden verbringt.

Was passiert hinter verschlossenen Türen?

Von Göppingen aus werden zwölf Regionalpräsidien in Baden-Württemberg, das Landeskriminalamt und auf Anordnung auch andere Bundesländer in allen besonderen Einsatzlagen unterstützt. Seit der Polizeireform im Jahr 2014 hat sich am Göppinger Standort einiges getan. Die Bereitschaftspolizei, die Wasserschutzpolizei, die Polizeihubschrauberstaffel, die Spezialeinheiten und die Polizeihundeführer sind inzwischen unter dem Dach des Polizeipräsidiums „Einsatz“.

Das Gelände für die circa 1 100 Göppinger Mitarbeiter erstreckt sich über 42 Hektar. Viele Bereiche des Polizeipräsidiums „Einsatz“ finden auf dem ehemaligen Kasernengelände in Göppingen Platz. Es gibt unter anderem eine Schwimmhalle, einen Sportplatz, eine Kantine, eine unterirdische Schießanlage, einen Kletterturm, nachgebaute Gaststätten und Supermärkte für Trainingszwecke und vieles mehr. Im Bau sind gerade auch Bürogebäude und ein Unterkunftsgebäude für Fortbildungen. „Den Mitarbeitern fehlt es an nichts“, sagt Roland Fleischer, Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit.

Eine eigene Werkstatt befindet sich ebenfalls am Göppinger Standort. Bei einer Vielzahl von Dienstwagen fallen immer wieder Reparaturen an. „In manchen unserer Autos gibt es spezielle und geheime Elektronik, mit der sich nur unsere Mechaniker auskennen“, erzählt Fleischer. Auch zum Tanken müssen die Mitarbeiter nicht weit fahren, eine eigene Tankstelle gibt es hier auch. „Natürlich sind die beiden Einrichtungen nur für Dienstfahrzeuge“, fügt der Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit hinzu.sei